Hamburg. Ohne Harnik und Hunt konnte der HSV zuletzt kein Spiel gewinnen. Gegen Dresden sind die beiden Oldies wieder fit.

Eine Sache muss Martin Harnik gleich zu Beginn des Gesprächs klarstellen: das Gerücht, dass Aaron Hunt eher ein ruhiger Zeitgenosse sei, ist genau das – ein Gerücht. „Aaron redet vielleicht mit den Medien nicht so viel. Mit mir redet er sehr viel“, sagt Harnik, der Hunt bereits seit 13 Jahren aus gemeinsamen Tagen bei Werder Bremen kennt. „Aaron war sogar ein kleiner Draufgänger“, sagt er, und lacht. „Ein bisschen ist er das ja heute noch.“

Drauf- und im besten Fall steilgehen wollen die beiden Kumpels auch am Sonnabend im Heimspiel gegen Dynamo Dresden (13 Uhr/Sky). Zwei Partien in Folge konnten Harnik und Hunt nicht mitwirken, zweimal konnte der HSV nicht gewinnen. #Oberschenkelzerrung.

Nun sind die beiden Routiniers wieder zurück. „Ich weiß gar nicht, was Routinier direkt übersetzt heißt“, sagt Harnik. „Aber ein Routinier hat Erfahrung. Und die bringe ich mit.“

Hunts und Harniks eindrucksvolle Karrieren

Der eine: 304 Bundesligaspiele, 64 Europacuppartien, drei Länderspiele. Und ganz der Hunter: 80 Karrieretore. Der andere: 240 Bundesligaspiele, 31 Europacuppartien, 68 Länderspiele für Österreich. Und sogar 139 Karrieretore. Erfahrener ist beim HSV niemand. Älter übrigens auch nicht. „Mit Anfang 30 bin ich doch immer noch ein junger Mann“, entgegnet Harnik. „Ich habe mich eigentlich noch nie alt gefühlt.“

Aaron Hunt und Martin Harnik (r.) feiern gemeinsam im HSV-Trikot. Ohne die Routiniers gewann der HSV zuletzt nicht.
Aaron Hunt und Martin Harnik (r.) feiern gemeinsam im HSV-Trikot. Ohne die Routiniers gewann der HSV zuletzt nicht. © WITTERS | WolfgangZink

Harnik (32) und Hunt (33) sollen und wollen vorangehen. „Natürlich hat man als erfahrener Spieler eine andere Akzeptanz in der Mannschaft. Auch ich habe als junger Spieler viel gelernt von den Älteren“, sagt Harnik, der gegen Dresden vermutlich mit Bobby Wood als Doppelspitze beginnen soll.

Owomoyela berichtet über Hunt und Harnik

Einer der Älteren, von denen Harnik und Hunt vor mehr als zwölf Jahren gleichermaßen viel gelernt haben, kann sich noch sehr gut an die Jungspunde Martin und Aaron erinnern. „Beide waren ex­trem talentierte Fußballer, die aber vor allem auch frech genug waren, sich den Älteren auf dem Platz entgegenzustellen“, sagt Patrick Owomoyela, der in der Saison 2007/08 mit Harnik und Hunt bei Werder Bremen gespielt hat.

„Damals war es anders als heute: Als junger Spieler wurde man noch wie ein junger Spieler behandelt. Tore tragen, Bälle aufpumpen, das ganze Programm. Da mussten auch Aaron und Martin bei uns durch“, sagt Owomoyela.

Heutzutage sei es ja normal, als 18- oder 19-Jähriger Stammspieler zu sein. Damals sei es der Ausnahmefall gewesen. „Vor allem Aaron Hunt hat damals schon im jüngsten Alter gezeigt, was für ein unglaublicher Spieler er ist“, sagt Owomoyela, der genau wie Hunt und Harnik auch für Werder und den HSV gespielt hat – heute aber in Dortmund wohnt.

Harnik schwärmt über Hunt

Damals wie heute wagt es Harnik nicht, dem acht Jahre älteren Owomoyela zu widersprechen. „Unabhängig vom Alter bringt Aaron eine unheimliche Qualität ins Spiel. Er hat nicht ohne Grund schon mit 18 in der Bundesliga und Champions League gespielt. Das ist alles kein Zufall. Das ist Qualität“, schwärmt Harnik über Hunt, der natürlich auch in der HSV-Kabine neben ihm sitzt.

„Es gibt immer wieder Spiele, in denen es Phasen gibt, wo ein Spieler Ruhe reinbringen muss. Das macht bei uns keiner so gut wie Aaron. Er hält den Ball in den eigenen Reihen, kann aber gleichzeitig vorne Akzente setzen.“

Es sind die Akzente, die zuletzt in Kiel (1:1) und Wiesbaden (1:1) gefehlt haben – und die sich Trainer Dieter Hecking von Hunt auch am Sonnabend gegen Dresden erhofft. Ob der Kapitän allerdings direkt von Beginn an spielen darf, ist noch nicht entschieden. Im Training durfte am Donnerstag Sonny Kittel zunächst im zentralen Mittelfeld ran.

Harnik kehrt zurück in die HSV-Elf

Bei Harnik sieht das anders aus. Der Österreicher wird definitiv beginnen. In sechs Partien konnte der Neuzugang bereits zwei Tore selbst erzielen, einen Treffer vorbereiten. „Wenn man mich holt, dann weiß man, was man bekommt. Ich habe meine Stärken, aber natürlich auch meine Schwächen“, sagt Harnik, der zugibt: „Ich bin nicht der filigrane Techniker und nicht der Spieler, der im Eins-gegen-eins alle ausdribbelt.“ Aber: „Ich bin variabel einsetzbar.“

Früher: Harnik (l.) und Hunt vor zehn Jahren im Werder-Trikot nach der Finalniederlage im Uefa Cup 2009.
Früher: Harnik (l.) und Hunt vor zehn Jahren im Werder-Trikot nach der Finalniederlage im Uefa Cup 2009. © imago/Hardt/David Hagemann

Tatsächlich würde Trainer Hecking vor dem Spiel gegen Dresden Harnik am liebsten klonen. Rechtsaußen bräuchte er den torgefährlichen Allrounder als Ersatz für den gesperrten Bakery Jatta, ganz vorne könnte Harnik auch den angeschlagenen Lukas Hinterseer ersetzen. Doch auch nur mit einem Harnik ist Hecking bereits zufrieden.

„Ich finde, dass Martin sehr gut angekommen ist bei uns. Wir haben uns wirklich überlegt, dass so ein erfahrener Spieler den jungen auch helfen kann“, sagte der Trainer kürzlich. „Wie er sich in der Gruppe bewegt, ist das, was ich mir von ihm erhofft habe.“

Owomoyela plaudert Kabinendetails über Hunt aus

Wenig überrascht über die Lobhudelei ist auch Owomoyela. „Martin und Aaron tun dem HSV definitiv gut“, sagt er. Und auch Owomoyela muss schmunzeln, als er nach dem so ruhigen Hunt befragt wird. „Aaron? Ruhig?? Bei dem ist mehr drin, als er nach außen zeigt“, sagt er. „In der Kabine ist er ein Stimmungsmacher.“

Für gute Stimmung wollen Hunt und Harnik auch am Sonnabend sorgen. In der Kabine. Aber vor allem: auf dem Rasen.