Bad Oldesloe. Tjalf Caesar aus Bad Oldesloe nach Genickbruch bei Eishockeyspiel zwei Wochen im Koma. Gemeinde organisiert Spenden.
Seit seinem Eishockey-Unfall ist der HSV-Spieler Tjalf Caesar aus Bad Oldesloe vom Hals abwärts gelähmt und lag zwei Wochen lang im Koma. In seiner Heimatstadt haben die Eltern des 23-Jährigen jetzt erstmals öffentlich über den schrecklichen Unfall ihres Sohnes gesprochen. Anfang Dezember wird die örtliche Kirchengemeinde ein Benefizkonzert veranstalten.
Es ist der 26. Oktober 2019, der das Leben der Familie Caesar für immer verändern sollte. Bei einem Spiel gegen den ECW Sande knallt der HSV-Spieler in die Bande. Der Aufprall ist so heftig, dass er noch auf dem Spielfeld reanimiert werden muss. Der 23-Jährige erleidet einen Genickbruch und einen Schlaganfall. Im Krankenhaus kämpfen die Ärzte um das Leben des Oldesloers, versetzen ihn in ein künstliches Koma.
Lange war unklar, ob Tjalf Caesar überleben wird
Nach zwei Wochen ist Tjalf Caesar aufgewacht. Zunächst konnte er nur nicken und blinzeln. Mittlerweile spricht er wieder, auch wenn ihn das noch viel Kraft kostet. Es ist ein kleiner Lichtblick in dem Eishockey-Drama. Denn lange Zeit war ungewiss, ob der junge Mann, der seit seinem fünften Lebensjahr leidenschaftlich gern Eishockey spielt und es mit seinem Talent als Verteidiger in die erste Herrenmannschaft des HSV geschafft hat, den Unfall überhaupt überleben würde.
Noch immer ist unklar, wie sich sein Gesundheitszustand in den nächsten Wochen und Monaten entwickeln wird. „Es gibt keine Prognose, und wir freuen und über jeden kleinen Fortschritt“, sagt Mutter Heinke Caesar. Dankbar seien sie und auch ihr Sohn für die große Solidarität und die Anteilnahme vieler Menschen. „Das gibt uns ganz viel Kraft, Tjalf bekommt das mit, und er ist sehr gerührt“, sagt sie.
Auch die Crocodiles Hamburg spielten für den Verletzten
Für die Eishockey-Welt war der Unfall ein Schock. Auch wenn der Sport für den Zuschauer gefährlich aussieht, so kommt es eher selten zu so schweren Verletzungen. Die Spieler sind gut geschützt. Der Unfall von Tjalf Caesar ist daher eine Ausnahme. Umso größer die Anteilnahme aus allen Ecken der Bundesrepublik. So veranstalten etwa die Grizzlys Wolfsburg eine Charity-Aktion und versteigern einen kompletten Trikotsatz, der beim Heimspiel gegen den EHC Red Bull München getragen wurde.
Der Erlös soll an die Familie Caesar gehen. Am 12. Dezember spielten die Crocodiles Hamburg gegen den HSV, bei dem die Krokos alle mit der Startnummer 27 aufgelaufen sind – der von Tjalf Caesar. Sein jüngerer Bruder Kjell Caesar führte die Mannschaft dabei an. Nach der Partie wurden ebenfalls Trikots versteigert.
Eltern saßen im Konzert, als die furchtbare Nachricht sie erreichte
Die Eltern von Tjalf Caesar lauschten gerade einem Konzert im Kultur- und Bildungszentrum (KuB) in Bad Oldesloe, als sie von dem Unfall ihres Sohnes erfuhren. „Wir haben einen Anruf bekommen und sind dann sofort los“, sagt Vater Jens Caesar. Wie der Unfall passieren konnte, weiß er nicht. Immerhin war der 23-Jährige ein erfahrener Spieler und seit 18 Jahren auf dem Eis unterwegs. „Ich möchte es aber auch nicht wissen. Es ist passiert, Tjalf selbst hat keine Erinnerungen an das, was geschehen ist“, sagt Jens Caesar.
In seiner Heimatstadt Bad Oldesloe sprach sich der schreckliche Unfall schnell herum. Die Familie erhielt Genesungswünsche und Unterstützung. Tjalf Caesar ist nicht nur sportlich, sondern auch musikalisch. Lange Zeit sang er im Jugendchor der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde. Auch seine Familie ist in der Gemeinde aktiv, die Eltern singen im Chor, sein Großvater Jochen Caesar war lange Pastor, mittlerweile ist er im Ruhestand.
Chöre und Kirchengemeinde zeigen ihre Solidarität
So war auch Henning Münther, Kirchenmusiker und Leiter des Jugendchors, schockiert über die Nachricht des Unfalls: „Ich kenne ihn gut, er hat bei mir gesungen.“ Eine Sängerin habe ihn über den Unfall informiert. Münther nahm sofort Kontakt mit der Familie auf. Bei den Gesprächen entstand schnell die Idee eines Benefizkonzertes in der Oldesloer Peter-Paul-Kirche. „Die Chöre und auch die ganze Kirchengemeinde wollen damit ihre Solidarität zeigen. Wir wollen Hoffnung machen. Die Familie Caesar ist nicht allein“, sagt Münther.
Am Sonnabend, 7. Dezember (11 Uhr) werden der Buxtehude-Chor, das „Chörchen“ und der Jugendchor Oldesloe ein 45-minütiges Konzert geben. Der Eintritt ist zwar frei, Spenden sind aber erwünscht. Das Geld geht an die Familie Caesar. Auch wenn die Behandlungskosten von der Krankenkasse übernommen werden, ist doch mit großen finanziellen Belastungen zu rechnen. Tjalf Caesar wird wohl noch Monate auf der Intensivstation verbringen müssen. Doch wenn er wieder nach Hause darf, muss das Haus vermutlich behindertengerecht umgebaut werden. Ungewiss ist auch, ob der 23-Jährige, der Wirtschaftsinformatik studiert, jemals arbeiten kann oder sein Leben lang auf Hilfe angewiesen ist.
Die Spenden machen ihn nicht wieder gesund, helfen jedoch seinen Eltern, sich bestmöglich um ihren Sohn kümmern zu können. „Es tut unglaublich gut, die Solidarität zu spüren, die aus all den guten Gedanken und den Hilfsaktionen spricht“, sagt Mutter Heinke Caesar.
Der Hamburger Sport-Verein hat ein Spendenkonto eingerichtet: IBAN: DE76 2005 0550 1204 1211 62, Verwendungszweck: Tjalf Caesar.