Hamburg. Der HSV öffnet Gründern die Türen und prüft im Volkspark neue Geschäftsmodelle. Wie Sportler das Leben nach der Karriere gestalten.
Das Volksparkstadion ist in den vergangenen Jahren nicht gerade bekannt geworden als ein Ort der Entwicklung und neuer Geschäftsideen. Am Donnerstag aber ist die HSV-Arena einen Tag lang Schauplatz für Innovation und moderne Unternehmenskultur. Beim ersten sogenannten Pitch Event der Investment-Plattform Venture League werden sich fünf Sport-Start-ups einer Jury präsentieren. Ziel ist es, aktive und ehemalige Sportler dafür zu begeistern, in junge Unternehmen zu investieren, um das Leben nach der Karriere zu gestalten. „Die Frage, was nach der Karriere kommt, erfährt noch zu wenig Bedeutung. Viele Sportler sind auf diese Zeit nicht gut vorbereitet und werden dann hart getroffen“, sagt Marcell Jansen.
Der HSV-Präsident ist einer von vier ehemaligen Profisportlern, die den Weg zum Unternehmer eingeschlagen haben und am Donnerstag im Volkspark in der Jury sitzen. Mit dabei sind außerdem der ehemalige HSV-Torhüter Richard Golz (51) sowie die beiden Beachvolleyball-Olympiasieger Kira Walkenhorst (29) und Julius Brink (37). Sie alle werden sich die fünf Gewinner eines Wettbewerbs aus 30 Gründern anschauen. Organisiert wird das Event vom Hamburger Unternehmer Christian Mees, der mit Venture League Sportler bei der Investition in Start-ups berät.
Jansen hat bereits in fünf Start-ups investiert
Mees hilft Sportlern wie Marcell Jansen, die für sie passende Investition zu finden. „Unsere Gespräche mit Profisportlern haben gezeigt, dass diese vermehrt überlegen, wie sie ihre Erfahrungen und Kontakte in spannende, innovative Geschäftsmodelle einbringen können, um so auch eine unternehmerische Karriere nach der Karriere vorzubereiten“, sagt Mees.
HSV-Präsident Jansen hat in Hamburg bereits in fünf Start-ups investiert. Alle haben mit Fitness und gesunder Ernährung zu tun. Die Idee ist es zum einen, Gewinne zu erwirtschaften, aber vor allem auch, eine für sich passende Marke zu finden. Diesen Weg will auch Kira Walkenhorst gehen. „Die Welt braucht junge, dynamische und querdenkende Unternehmer“, sagt die Hamburgerin, die nach ihrem Rückzug aus dem Beachvolleyball selbst in der Gründerszene aktiv werden will.
Sportler werden immer früher zu Gründern
Wie Sportler mit Investitionen schon während ihrer Karriere erfolgreich sein können, zeigt sich in den USA. Kevin Durant gilt als bestes Beispiel. Der Basketball-Superstar soll sogar vor allem deswegen zu den Brooklyn Nets nach New York gewechselt sein, weil er dort seine privaten Geschäftsmodelle besser verwirklichen kann. Aber auch in Deutschland werden Sportler immer früher zu Gründern und Investoren. HSV-Stürmer Martin Harnik etwa hat mit Party Helden und dem Meat-Club bereits zwei Unternehmen gegründet.
Was für die Sportler gilt, könnte sich künftig aber auch für die deutschen Fußballclubs zum Geschäftsmodell entwickeln. Auch deswegen geht eine Delegation aus Managern der Ersten und Zweiten Bundesligen Anfang Dezember auf eine viertägige Leadership-Reise in die USA. Auf dem Plan steht unter anderem ein Besuch im Silicon Valley und bei Facebook. Auch HSV-Sportvorstand Jonas Boldt wird bei der Reise vom 2. bis 5. Dezember dabei sein, um „über den Tellerrand zu schauen“, wie er sagt.
Jonas Boldt besucht das Silicon Valley
Boldt beschäftigt sich privat bereits mit Start-up-Geschäftsmodellen und sieht darin perspektivisch auch eine Chance für den Club. Als erster Verein in Deutschland prüft derzeit offenbar Eintracht Frankfurt, einen eigenen Fonds zu gründen, mit dem man dann in Start-ups investiert. Auch für den HSV könnte so ein Modell interessant werden, schließlich müssen die Hamburger mehr als jeder andere Club Ideen entwickeln, wie man künftig neues Kapital erwirtschaften kann. Start-up-Investitionen können dabei ein ähnlicher Trend werden, wie es die eSports-Branche für die Fußballclubs bereits geworden ist.
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Marcell Jansen, der ebenfalls an der USA-Reise teilnehmen wird, ist von der Geschäftsidee in jedem Fall überzeugt – auch wenn eine Investition mal scheitert. „Man muss auch mal riskieren, es kann auch mal daneben gehen. Wichtig ist, mutig zu sein und sich zu öffnen für die Chancen und Möglichkeiten, die sich den Sportlern bieten“, sagt Jansen.
Am Donnerstag öffnet der HSV den jungen Gründern die Türen – um möglicherweise selbst mal von den Ideen der Start-ups zu profitieren. „Beim HSV findet ein Wandel statt hin zu mehr Mut und Innovation“, sagt Jansen. „Das Event ist für diese Ausrichtung ein gutes Beispiel.“