Hamburg. Nach dem Abstieg wurde der Spieleretat halbiert. Doch die Verbindlichkeiten steigen. Und die schwarze Null ist noch nicht in Sicht.
Der HSV hat nach dem ersten Bundesliga-Abstieg seiner Geschichte wirtschaftlich den freien Fall verhindert. Das geht aus dem Jahresabschluss und dem Lagebericht für das abgeschlossene Geschäftsjahr hervor. Beide Dokumente wurden am Donnerstagnachmittag in Auszügen veröffentlicht.
Demnach wurde die erste Zweitligasaison mit einem Jahresfehlbetrag von 8,0 Millionen Euro abgeschlossen – 2,2 Millionen oder 37 Prozent mehr als im letzten Jahr der Erstklassigkeit. Dabei seien Umsatz und Ertrag sogar besser ausgefallen als erwartet. So gingen die Umsatzerlöse nach dem Abstieg nur um 5,7 Prozent auf 126 Millionen Euro zurück. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen habe mit 31,5 Prozent "deutlich" über den Erwartungen gelegen. Dazu beigetragen hätten die Erlöse aus Transfers, dem DFB-Pokal und den Spieltagen.
"Wir sind konservativ in das Geschäftsjahr gestartet und konnten erfreulicherweise feststellen, dass sowohl unsere Zuschauer als auch Partner uns weiterhin treu zur Seite stehen", sagte Finanzvorstand Frank Wettstein in einem Interview mit dem hauseigenen Onlinedienst "HSV.de". Es sei gelungen, den Lizenzspieleretat – mithin die Gehälter der Profis – um mehr als 50 Prozent zu reduzieren. Insgesamt sank der Personalaufwand von 74,8 auf 47,4 Millionen Euro. Zudem habe der HSV Transfererlöse in Höhe von 28 Millionen Euro erzielt.
Medien- und Werbeerlöse des HSV brechen ein
Schmerzhaft war dagegen der Einschnitt bei den Einnahmen durch mediale Verwertungsrechte. Sie gingen von 40,1 Millionen auf 27,3 Millionen Euro zurück. Auch die Werbeerlöse schrumpften deutlich: von 22,9 auf 15,4 Millionen Euro.
Dass der Wiederaufstieg verpasst wurde, sei kaufmännisch von vornherein einkalkuliert worden. Wettstein: "Insofern sind wir auch für die laufende Saison gut aufgestellt und konnten den Lizenzspieleretat in der Höhe beibehalten, ohne dass hierfür Kapitalaufnahmen erforderlich waren oder werden."
HSV-Finanzvorstand Wettstein stellt schwarze Null in Aussicht
In der abgelaufenen Saison hatte der HSV eine Fan-Anleihe ausgegeben, um damit eine ältere Anleihe aus dem Jahr 2012 zurückzahlen zu können und so weitere Zinszahlungen zu sparen. Auch dies hat in der Bilanz jedoch zu einem Anstieg der Verbindlichkeiten geführt. Sie belaufen sich jetzt auf insgesamt 91,2 Millionen Euro nach 85,5 Millionen Euro im Vorjahr.
Wettstein stellte nach neun Jahresfehlbeträgen in Folge für die Zukunft eine schwarze Null in Aussicht: "Wir haben weiterhin ein gutes Eigenkapitalpolster und halten ausreichend Finanzreserven in Form von Liquidität und Kreditlinien vor", sagte der HSV-Finanzvorstand, dessen Vertrag vergangene Woche verlängert worden war. "Wenn wir dies so beibehalten, dann wird das Ziel in absehbarer Zeit erreicht, aber eben nicht einmalig, sondern nachhaltig."
Nach Abendblatt-Informationen rechnen die Verantwortlichen allerdings für das laufende Geschäftsjahr mit einem erneuten Minus in der Größenordnung des gerade veröffentlichten.