Hinterseer und Amaechi verletzt. Van Drongelen patzt bei Sieg der Jong Oranje. Warum Calhanoglu nicht vom HSV zu Bayern ging.
Die HSV-News am Mittwoch, den 20. November 2019:
- Hinterseer und Amaechi fehlen verletzt beim Training
- Finanzexperte: HSV-Entwicklung unter Wettstein "Katastrophe"
- Patzer von HSV-Verteidiger van Drongelen kostet Niederlande fast den Sieg
- Bitteres Comeback für Hinterseer: HSV-Einsatz in Gefahr?
- HSV-Leihspieler Özcan blamiert sich mit türkischer U21 gegen Andorra
- Warum Calhanoglu nicht vom HSV zu den Bayern ging
- Vor Spiel beim HSV: Dresdens Sportchef gesteht Fehler ein
Hinterseer und Amaechi fehlen verletzt beim Training
Fünf HSV-Profis hatten sich vergangene Woche auf Länderspielreise begeben – nur drei von ihnen sind gesund zurückgekehrt. Stürmer Lukas Hinterseer (28) und Flügelspieler Xavier Amaechi (18) konnten am Mittwochnachmittag nicht am Mannschaftstraining teilnehmen.
Amaechi hatte im EM-Qualifikationsspiel der englischen U-19-Nationalmannschaft gegen Bosnien und Herzegowina (4:1) am Dienstag eine Oberschenkelprellung erlitten und war bereits in der 17. Minute ausgewechselt worden. Hinterseer hatte sich am Abend bei der 0:1-Niederlage mit Österreichs A-Nationalmannschaft in Lettland die gleiche Verletzung zugezogen (s. unten). Ob die beiden Angreifer für das Zweitliga-Heimspiel gegen Dynamo Dresden am Sonnabend (13 Uhr, Volksparkstadion/Sky und Onefootball) ausfallen, ist noch nicht absehbar.
Im Training zurückgemeldet haben sich Adrian Fein und Jonas David, sie waren mit den Nachwuchsteams des DFB unterwegs. Rick van Drongelen steigt nach seinem Einsatz für die niederländische U21 im Spiel gegen England am Dienstagabend (s. unten) am Donnerstag in die Vorbereitung auf Dresden ein.
Finanzexperte: HSV-Entwicklung unter Wettstein "Katastrophe"
91 Millionen Euro an Verbindlichkeiten ist für HSV-Finanzvorstand Frank Wettstein "keine dramatische Zahl. Zu dieser Summe gehören Lohnsteuer-, Umsatzsteuer- und Lieferantenverbindlichkeiten, die haben wir immer, die haben auch andere Clubs. Das sind bestimmt 20 Millionen Euro. Bleiben noch 70 Millionen Euro übrig, denen 15 Millionen Euro gegenüberstehen, die wir auf dem Bankkonto haben. Also reden wir am Ende über 55 Millionen Euro Verbindlichkeiten, die wir zum Beispiel über eine Schuldverschreibung aus dem Jahr 2016 tilgen", sagte Wettstein im Abendblatt-Podcast "Entscheider treffen Haider". Die Schuldentilgung lasse sich aus dem operativen Geschäft bedienen.
Kai Krebs vertritt eine ganz andere Meinung. Der Experte für Anlegermodelle und langjährige Versicherungsmitarbeiter nennt die Verbindlichkeiten, die der HSV im Geschäftsbericht für die abgelaufene Saison ausgewiesen hat, "beunruhigend". "Selbst wenn man davon die heute bereits abgelöste alte Fan-Anleihe abzieht, ist das ein Brett", sagte Krebs (61) in einem Interview mit "NDR.de". Negativ falle auch auf, dass der HSV 28 Millionen Euro Sponsoring-Einnahmen für die Zukunft bereits verbucht habe und die Spielerwerte auf 20 Millionen Euro zurückgegangen seien.
Damit fehle es dem Club an Mitteln, um die Mannschaft zu verstärken. Im Falle eines Aufstiegs drohe daher der sofortige Wiederabstieg. Zu berücksichtigen sei auch, dass in die Bilanz Sondereffekte wie der Forderungsverzicht von Investor Klaus-Michael Kühne (40 Millionen Euro) und Vermarkter Lagardère (sieben Millionen Euro) sowie eine höhere Stadionbewertung (30 Millionen Euro) eingerechnet wurden. Ohne sie würden sich die Bilanzverluste seit 2011 laut Krebs nicht auf 74 Millionen, sondern auf mindestens 132 Millionen Euro belaufen.
Dass der HSV trotzdem den Vertrag mit Finanzchef Wettstein gerade um zwei Jahre verlängert hat, kann Krebs nicht nachvollziehen: "Die Entwicklung der HSV Fußball AG unter Frank Wettstein ist – milde ausgedrückt – eine mittelschwere Katastrophe. Das Nettovermögen zum Stichtag der Ausgliederung des HSV betrug 49 Millionen. Nach fünf Jahren unter Herrn Wettstein beträgt es 68 Millionen, was einem Zuwachs von nur 19 Millionen entspricht. Allein durch die Ausgabe neuer Aktien hat der HSV aber 70 Millionen an Eigenkapital vereinnahmt. Hinzuzurechnen sind natürlich auch noch die als Darlehen vereinnahmten Gelder, auf deren Rückzahlung Investoren verzichtet haben."
Krebs sieht die Personalie als schicksalhaft für den Club an: "Es wirft die Zukunftsfrage auf, welcher seriöse Investor vor dem Hintergrund dieser Historie in Erwägung zieht, beim HSV im Zuge einer Neuausrichtung zu investieren, wenn der Finanzvorstand weiterhin Frank Wettstein heißt."
Patzer von HSV-Verteidiger van Drongelen kostet Niederlande fast den Sieg
Rick van Drongelen hat seine aktuelle Formschwäche auch bei der niederländischen U-21-Nationalmannschaft nicht überwinden können. Beim Testspiel gegen die englische U21 am Dienstag in Doetinchem verschuldete der HSV-Innenverteidiger den zwischenzeitlichen 1:1-Ausgleich. Nach einem weiten Pass in die Spitze wollte van Drongelen den Ball abschirmen, geriet jedoch ins Stolpern und eröffnete Mason Greenwood so die Möglichkeit einzuschießen (75. Minute).
Dass der Patzer am Ende nicht ins Gewicht fiel, war Javairo Dilrosun zu verdanken, der in der Nachspielzeit mit einem herrlichen Freistoß den 2:1-Siegtreffer für die "Jong Oranje" erzielte.
Bitteres Comeback für Hinterseer: HSV-Einsatz in Gefahr?
Deutlich unglücklicher verlief der Länderspielabend für Lukas Hinterseer. Auf den Tag genau sechs Jahre nach seinem Debüt und nach (fast genau) drei Jahren Abstinenz durfte der HSV-Stürmer zum Abschluss der EM-Qualifikation wieder einmal für die österreichische A-Nationalmannschaft spielen. Doch in den 21 Minuten Comeback-Spielzeit, die ihm Nationaltrainer Franco Foda vergönnte, konnte Hinterseer (28) die peinliche 0:1-Niederlage in Lettland nicht mehr abwenden.
Schlimmer noch: In der Nachspielzeit verletzte sich Hinterseer offenbar am rechten Fuß, als er Lettlands Torwart Pavels Steinbors in der Luft anrempelte. Danach konnte er nur noch humpeln. Hinterseers Einsatz für den HSV am Sonnabend gegen Dynamo Dresden scheint in Gefahr zu sein.
Für die Letten waren es im zehnten Qualifikationsspiel die ersten Punkte überhaupt. Am Tabellenendstand änderte das nichts mehr. Österreich ist als Gruppenzweiter hinter Polen bei der EM dabei, die Letten sind als Letzter ausgeschieden.
Özcan blamiert sich mit türkischer U21 gegen Andorra
Lukas Hinterseer und seine Österreicher mag es trösten, dass sich das an Peinlichkeit durchaus noch überbieten lässt. Man frage nur bei Berkay Özcan nach: Der an Istanbul Basaksehir verliehene HSV-Profi blamierte sich als Kapitän der türkischen U-21-Auswahl noch gründlicher: Beim EM-Qualifikationsspiel in Andorra gab es eine 0:2-Niederlage. Andorra trat dank des ersten Sieges den letzten Tabellenplatz in der Gruppe C an die Türken ab.
Warum Calhanoglu nicht vom HSV zu den Bayern ging
Bei den HSV-Fans ist Hakan Calhanoglu ungefähr so beliebt wie Werder Bremen. Der Deutschtürke fiel 2014 in Ungnade, als er trotz Vertrags bis 2018 und öffentlichen Treueschwüren seinen Wechsel zu Bayer Leverkusen mit einem fadenscheinigen Attest erzwang. Tatsächlich hatte damals auch der FC Bayern München an ihm Interesse. "Es war eine Riesenehre, dass Bayern mich wollte", sagte Calhanoglu (25) jetzt der Zeitschrift "Sport-Bild".
Trotzdem entschied er sich für Leverkusen. Calhanoglu: "Damals waren die Flügelpositionen mit Arjen Robben und Franck Ribéry bei den Bayern überragend besetzt. Ich sage nicht, dass ich es dort nicht gepackt hätte, aber es wäre schwer gewesen. Leverkusen mit dieser jungen Mannschaft war einfach besser für meine Entwicklung."
Sollten die Bayern noch einmal anklopfen, "sage ich sicher nicht Nein", sagte Calhanogu, der inzwischen beim AC Mailand spielt. Aber auch Leverkusen bleibe in seinem Herzen: "Bayer bleibt immer mein Zuhause." Der HSV wohl eher nicht.
Vor Spiel beim HSV: Dresdens Sportchef gesteht Fehler ein
Vor dem Zweitligaspiel beim HSV am Sonnabend hat Dynamo Dresdens Sportgeschäftsführer Ralf Minge Versäumnisse bei der Kaderplanung eingeräumt und Verstärkungen für die Winterpause angekündigt. "Da sind wir in Gesprächen und das wird passieren. Die Profimannschaft ist das Wichtigste, an diesem Tropf hängen wir alle“, sagte Minge. Mindestens 1,7 Millionen Euro des bereits genehmigten Transfer-Budgets will der 59-Jährige investieren, auch wenn er „hundert Prozent vom Kader und der Qualität des Trainerteams“ überzeugt sei. Für den Charakter der Mannschaft lege Minge seine „Hand ins Feuer.“
In der "Sport-Bild" zeigte sich Minge selbstkritisch. Man hätte ein größeres finanzielles Risiko in Kauf nehmen müsssen. "Wir haben einen kleinen und sehr jungen Kader. Wir haben manche Positionen nicht gleichstark doppelt besetzt und können auf Ausfälle sowie Formschwankungen derzeit nur unzureichend reagieren. Dynamo hat zwar am Wochenende erfreuliche wirtschaftliche Zahlen vorgelegt, befindet sich aber sportlich als Tabellen-17. in Abstiegsgefahr. Minge gab zu, dass es nicht leicht sei, nach fast zwei Jahrhzehnten der Überschuldung vom Sicherheitsdenken abzurücken und mehr in den Kader zu investieren.
Die Bilder des Vormittagstrainings am Dienstag:
Fokus auf Dresden: HSV stimmt sich für Sonnabend ein