Hamburg. HSV-Chef Hoffmann spricht im Abendblatt-Podcast über das nächste Millionenminus, eine Aufstiegszigarre und strikte Familienregeln.

Bernd Hoffmann, das darf man mit Fug und Recht behaupten, ist ein Podcast-Experte. Fast zwei Jahre ist es nun schon her, dass der HSV-Vorstandschef beim Fan-Podcast „HSV Klönstuv“ zu Gast war. Beim Abendblatt hat er kurz nach Saisonende am 4. Juni beim Talk „Entscheider treffen Haider“ Stellung bezogen. Und am Montag hat Hoffmann nun an gleicher Stelle am Großen Burstah seine Premiere beim Abendblatt-Podcast „HSV – wir müssen reden“ gefeiert.

„Wir sind insgesamt im Soll, haben uns stabilisiert, von daher können wir die Länderspielpause ganz entspannt angehen“, sagte Hoffmann, der noch im Sommer im selben Studio die Scherben des geplatzten Aufstiegs verbal zusammenfegen musste.

HSV rechnet mit Minus von neun Millionen

Doch Fußball ist ja bekanntlich ein schnelllebiges Geschäft. Und so zog Hoffmann nach dem glücklichen 1:1 bei Holstein Kiel am Montag ein positives Zwischenfazit. „Ich habe insgesamt ein besseres Gefühl“, sagte der Clubchef, der vorbildlich mit der Bahn zur Redaktion des Abendblatts gekommen war. „Ich habe das Gefühl, dass wir sowohl beim Sportvorstand als auch beim Trainer und seinem Team so aufgestellt sind, dass ich dem Rest der Saison sehr positiv entgegensehe.“

Dies sei zum gleichen Zeitpunkt der vergangenen Saison, als der HSV sogar einen Punkt mehr auf dem Konto als jetzt hatte, ganz anders gewesen. „Wir waren nie in der Lage, eine personelle Konstellation zu finden, die mich total ruhig hat schlafen lassen. Das ist jetzt anders.“

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Hoffmann kann also ruhig schlafen – auch kurz vor der Veröffentlichung der Bilanz aus dem abgelaufenen Geschäftsjahr, die noch in dieser Länderspielpause vorgestellt werden soll. Zur Erinnerung: In den vergangenen acht Jahren präsentierte der HSV stets ein Millionenminus, das in der Abstiegssaison bei 5,8 Millionen Euro lag. „Die Zahlen nun sind deutlich niedriger, als wir es vor der vergangenen Saison erwartet haben“, verriet Hoffmann, der ursprünglich von einem erneuten Fehlbetrag von sogar mehr als 20 Millionen Euro ausgegangen war.

Nach Abendblatt-Informationen soll das tatsächliche Minus nun „nur“ noch im einstelligen Millionenbereich liegen. „Das ist ein gutes Ergebnis, weil wir weiterhin eine sehr starke Eigenkapitalbasis und eine sehr gute Liquiditätssituation haben, und weil wir unsere Fananleihe neu platzieren konnten“, so Hoffmann. Sein Fazit: „Wir sind wirtschaftlich gut aufgestellt.“

HSV-Chef will ohne Kühne-Millionen auskommen

Der Clubchef ging sogar noch einen Schritt weiter und prognostizierte, dass der finanziell strauchelnde Club nach dieser Saison erstmals wieder eine schwarze Null schaffen würde. Diese soll im Übrigen ohne weitere Hilfe durch Investoren (wie Klaus-Michael Kühne) angestrebt werden.

„Meine Vision ist, dass wir einen so guten Job machen, wie es andere Clubs in der Bundesliga auch machen, dass wir nicht auf Investoren angewiesen sind“, sagte Hoffmann, der sich Eintracht Frankfurt, Borussia Mönchengladbach und ausgerechnet Nordrivale Werder Bremen zum Vorbild nahm. „Kein einziger von denen hat auch nur einen Euro von Investoren bekommen. Die haben einfach einen exzellenten Job in ihrem Kerngeschäft gemacht.“

Hoffmann: Boldt ist ein Vulkan

Einen ziemlich guten Job müssen Hoffmann und seine Vorstandskollegen Jonas Boldt („Jonas ist ein Vulkan“) sowie Frank Wettstein auch machen, wenn sie den HSV nach einem möglichen Aufstieg in der kommenden Saison wieder in der Bundesliga etablieren wollen. „Erste Liga ist kein Kindergeburtstag“, sagte der HSV-Podcaster, der daran erinnerte, dass sich die Rahmenbedingungen für den HSV dramatisch verschlechtert hätten.

„Selbst im Falle des Aufstiegs wird es uns nicht möglich sein, einen Stammspieler von Mainz 05 oder Freiburg aus dem laufenden Vertrag herauszukaufen. Das ist für uns völlig ausgeschlossen.“ Seine Lösung: „Wir müssen schlaue Transfers machen, wir müssen nah am Markt sein, ablösefreie Spieler holen, Leihgeschäfte anstreben oder von Ausstiegsklauseln profitieren.“

Hoffmann akzeptiert Pyro als Teil der Fankultur

Besonders kritisch verfolgen Hoffmanns Zwillingssöhne Tim und Lasse (15) die Aktivitäten auf dem Transfermarkt. Beide sind große HSV-Fans – und erlauben sich natürlich auch, dem Papa immer wieder Tipps zu geben. Hoffmann verriet aber auch, dass zu Hause strenge Handyregeln herrschen. Beim Frühstück, Mittag und Abendbrot gebe es Handyverbot im Hause Hoffmann.

Mit Social Media könne er ohnehin nichts anfangen: „Twitter, Facebook und Instagram halte ich für Zeitverschwendung. Das mache ich nicht.“ Seine Kinder seien dagegen eher mehr als weniger in den sozialen Netzen unterwegs – und dementsprechend auch anfällig für heftige Kritik. „Gerade in den Zeiten, wo schwere Entscheidungen wie ein Trainerwechsel anstehen und ich in den sozialen Medien um die Ohren bekomme. Dann macht das etwas mit den Kindern.“

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Eine Ausnahme bei den ungeliebten Kommunikations-Apps machte der Familienvater aber doch: WhatsApp kann sich auch Hoffmann nicht verwehren. So habe er beispielsweise beim Auswärtsspiel des HSV in Kiel die „tolle Choreo“ vor dem Spiel fotografiert und diese in die Familien-WhatsApp-Gruppe hochgeladen.

„Das war eine tolle Visitenkarte für Hamburg – auch wenn in dieser Choreo kontrolliert einige rote Fackeln zum Einsatz gekommen sind“, sagte Hoffmann, der zwar kein Fan von Pyrotechnik ist, diese aber als „Stilmittel und Teil der Fankultur“ akzeptiere. Aber: „Natürlich muss man weiterhin jegliche Gefahr, die von Pyrotechnik ausgeht, vermeiden. Aber diese Diskussion ist noch lange nicht am Ende. Wir sehen uns da durchaus als Vorreiter dieser Gespräche.“

Hoffmann und die Aufstiegszigarre beim HSV

Weitere Podcast-Gespräche mit Hoffmann wird es natürlich auch geben. Mit dem Abendblatt hat der HSV-Chef bereits eine konkrete Verabredung getroffen: In fünf Jahren, im EM-Jahr 2024, wolle er gerne über seine Vision sprechen, spätestens dann wieder „ein sehr ernstzunehmender Bundesligaclub“ zu sein.

Aktuell sei der HSV ja aber schließlich noch in der Zweiten Liga und müsse kleine Brötchen backen. „Deswegen sollten wir ganz demütig Schritt für Schritt daran arbeiten, dass wir nicht in die Top 20 Europas, sondern zunächst mal in die Top 18 Deutschlands kommen.“

Und noch eine zweite Verabredung hatte Hoffmann während der Podcast-Aufzeichnung getroffen. Nicht mit dem Abendblatt, sondern mit Aufsichtsratschef Max-Arnold Köttgen. Mit dem wolle er am 17. Mai, also am Tag des letzten Saisonspiels, eine gemeinsame Zigarre rauchen. „Das wäre dann entweder eine Frustzigarre oder eine Lustzigarre“, sagte Hoffmann, der natürlich am liebsten eine Aufstiegszigarre paffen wollen würde. „Max-Arnold Köttgen darf diese dann auch aussuchen und anzünden.“