Hamburg. Adrian Fein trifft am Sonnabend auf Ex-Club Regensburg. Papa Oliver hofft, dass sein Sohn noch nicht zum FC Bayern zurückkehrt.

Oliver Fein kann sich noch ganz genau an den allerersten Anruf erinnern. „Als sich da ein Herr von 1860 gemeldet hat, dachte ich erst, dass es um mich geht“, sagt der Münchner, der seit Kindesbeinen großer 1860-Fan ist. „Doch der Mann sagte dann schnell, dass es nicht um mich, sondern um meinen damals sechs Jahre alten Sohn ginge. Er wollte wissen, ob der nicht mal zu einem Probetraining kommen könne.“

Adrian Fein konnte. 14 Jahre ist der Anruf nun schon her. Und wenn man so will, dann war es der Anfang von Adrian Feins Fußballerkarriere, die ihn bis zur deutschen U-21-Nationalmannschaft gebracht hat. Und bis zum HSV. „Mir war damals gar nicht klar, dass es bei Proficlubs so etwas wie eine U 8 für Kinder gibt“, sagt Papa Fein – und dürfte auch heute noch den Kopf schütteln, wenn man an die Anfänge der Karriere seines Sohnes zurückdenkt.

Hauen und Stechen um den Dreikäsehoch

Schon damals gab es ein Hauen und Stechen um den talentierten Dreikäsehoch aus München-Bogenhausen. „Auch die Bayern hatten sich wenig später bei uns gemeldet, aber da hatten wir 1860 ja schon die Zusage gegeben“, sagt Fein senior.

Doch das Jahr bei seinem Herzensclub verlief nicht wie gewünscht. „Es war schon ein harter Selektionsprozess. Das war uns alles ein wenig zu viel mit dem Leistungsfußball in dem Alter“, sagt Papa Fein. Nach nur einem Jahr hatten die Feins erst einmal genug von 1860 – und erinnerten sich an Bayerns Nachwuchsscout, der sich auch nach Adrian erkundigt hatte. Nach einem Gespräch mit Hermann Hummels, dem Vater von Ex-Nationalspieler Mats und damals verantwortlicher FCB-Nachwuchsscout, wechselte der siebenjährige Adrian schließlich zu den Bayern – wo er bis Sommer 2021 noch unter Vertrag steht.

"Sein erstes Wort war Ball"

„Wer hätte das alles damals so gedacht?“, fragt Oliver Fein im Gespräch mit dem Abendblatt. „Adrian war von Anfang an besessen. Sein erstes Wort war Ball – und schon als Kleinkind war sein Berufswunsch immer Profifußballer.“ Doch das alles, von dem Vater Fein da spricht, das sind vor allem die zwölf Jahre im Bayern-Nachwuchs seines Sohnes, das Leihjahr beim kommenden HSV-Gegner Jahn Regensburg und das zweite Leihjahr in Hamburg. „Natürlich hatte ich den Glauben daran, dass sich Adrian beim HSV durchsetzen könnte. Aber dass es von Anfang an so reibungslos klappt, das hätte ich nicht gedacht.“

Doch erstens kommt es anders und zweitens, als man denkt. „Ich fühle mich megawohl beim HSV. Es ist eine Top-Mannschaft. Ein megageiler Verein“, schwärmt Fein in jugendlichen Superlativen. Ach ja, und Hamburg sei natürlich auch „sehr, sehr wunderschön“.

HSV war ein Risiko

Der „megageile“ HSV und die „Top-Mannschaft“, die im Sommer einmal komplett auf links gedreht wurden, waren durchaus ein Risiko für Fein. „Risiken sind immer da, aber der HSV war auch eine große Chance für ihn“, relativiert Papa Oliver. „Und bislang hat Adrian die Chance ergriffen. Der HSV ist doch ein super Verein, auch in der Phase, in der er gerade ist. Manchmal ist es für einen jungen Spieler auch eine Chance, in so einen Umbruchverein zu kommen, wo nicht alles in Stein gemeißelt ist.“

Tatsächlich hat Fein noch keine Pflichtspielminute verpasst, ist im Fachmagazin „Kicker“ notenbester HSV-Profi und siebtbester Fußballer aller Zweitligaprofis. Und weil er auch bei seinen ersten U-21-Länderspielen gegen Wales (5:1) und Griechenland (2:0) zum „Man of the Match“ gewählt wurde, hat der Neu-Hamburger derzeit nur ein großes Problem: Er ist zu gut.

Vertrag läuft 2021 aus

Oliver Fein muss lachen. Natürlich weiß er, dass eher früher als später darüber debattiert wird, wie es mit seinem Sohn nach dem Leihjahr beim HSV weitergehen soll. Auch die Gerüchte, dass Bayern mit seinem Sohn frühzeitig verlängern sollte, weil dessen Vertrag 2021 ausläuft, kennt er – und hat eine klare Meinung dazu. „Als junger Spieler muss man die Bayern mit Vorsicht genießen.“ Das Beispiel Fiete Arps, der im Sommer zum FCB gegangen ist, hat auch Papa Fein abgeschreckt. Arp spielte seit seinem Wechsel gerade einmal 69 Minuten – in der zweiten Mannschaft der Bayern.

„Natürlich ist der FCB der Stammverein von Adrian. Aber es würde meiner Meinung nach nur Sinn ergeben, zu den Bayern zurückzugehen, wenn er eine realistische Chance auf Einsätze hat. Und das dauert natürlich noch“, sagt Oliver Fein. „Der Anfang war ja sehr stark in Hamburg, aber es werden auch noch mal Rückschläge kommen. Das ist doch in seinem Alter ganz normal.“

Filius soll da bleiben, wo er gerade ist

Geht es nach Papa Fein, dann sollte der Filius erst einmal da bleiben, wo er gerade ist. „Ideal wäre es, wenn er sich beim HSV durchboxt, die Hamburger aufsteigen und der Adrian noch mindestens eine Saison mit dem HSV in der Bundesliga spielen würde“, sagt er.

Allerdings hat sich Feins Entwicklung nicht nur beim HSV und bei den Bayern herumgesprochen. Mehrere Clubs aus der Bundesliga haben den Senkrechtstarter unter Beobachtung. Das hat natürlich auch sein Hamburger Berater Thies Bliemeister mitbekommen, der allerdings aufkommende Gerüchte gar nicht erst anheizen will: „Wir sind total zufrieden mit Adrians Entwicklung. Aber es ist noch viel zu früh, um sich ernsthafte Gedanken über das Jahr hinaus zu machen“, sagt er.

Für Fein zählt vorerst nur das Heute. Und heute, an diesem Mittwoch ab 10 Uhr, beginnt für den gebürtigen Münchner die Vorbereitung auf seine erste Rückkehr nach Regensburg am Sonnabend. „Ich freue mich auf das Spiel“, sagt Fein, Adrian. Auch Fein, Oliver, wird dann vor Ort dabei sein. Es ist das erste HSV-Pflichtspiel, das er von seinem Sohn sieht. „Verglichen mit Hamburg liegt Regensburg ja quasi um die Ecke“, sagt Vater Fein und lacht. „Und als stolzer Papa lässt man sich so ein Ereignis natürlich nicht entgehen.“