Hamburg. Der ehemalige Bundesliga-Profi gibt einen detaillierten Einblick, wie er es schafft, Spieler von einem Wechsel zum HSV zu überzeugen.
Es liegen ereignisreiche Monate hinter Michael Mutzel. In der Sommerpause hat der Sportdirektor des Hamburger SV maßgeblich am wohl größten personellen Umbruch der vergangenen Jahre mitgeholfen. Die Tabellenführung in der Zweiten Liga ist somit auch auf die gute Arbeit des 39-Jährigen zurückzuführen. Der Kader wirkt bereits jetzt stimmig und homogen. Keine Selbstverständlichkeit, schließlich wurden zwölf neue Profis verpflichtet.
Die Mannschaft wurde praktisch einmal komplett auf links gedreht. Ein Schritt, der alternativlos war. "Wenn man ganz nüchtern ist, dann hatten wir letzte Saison die drittschwächste Mannschaft der Rückrunde. Das ist einfach Fakt", erklärt Mutzel in einem Interview mit der "HSV live" und fügt an: "Zudem haben wir darauf geachtet, dass jeder Spieler, der neu dazukommt, uns in den Gesprächen das Gefühl vermittelt, dass er richtig Bock auf die Nummer hat, nicht den Glamour sucht, sondern eine tolle Möglichkeit für sich sieht, gemeinsam mit dem Club zu wachsen."
Verpflichtung von Amaechi war Mutzels Meisterstück
Vor allem für die Verpflichtung von Xavier Amaechi (19) von Arsenal London erhielt der Sportdirektor viel Lob. Über Monate hatte sich Mutzel um die Dienste des Toptalents bemüht. Mit Erfolg. Von HSV-Sportvorstand Jonas Boldt gab es dafür öffentliches Lob. Viele Experten in der Fußballbranche fragten sich, wie der ehemalige Profi diesen Coup bewerkstelligt hat.
"Einfach ein Stück weit Mensch sein", verrät Mutzel und ergänzte: "Ich musste nicht lügen, sondern habe ihm gesagt, dass der Verein geil ist, über die vergangenen Jahre eine Delle erlitten hat, aber großes Potential besitzt und es eine tolle Möglichkeit für einen jungen Spieler ist, sich hier zu entwickeln."
Um ihm den Wechsel schmackhaft zu machen, hatte Mutzel Amaechi zum letzten Saisonspiel der Vorsaison gegen den MSV Duisburg eingeladen, damit dieser sich ein Bild vom HSV machen konnte. "Auch seine Familie haben wir mit ins Boot geholt. Da hat mir vielleicht die Erfahrung als Nachwuchsleiter geholfen, weil man dort viel mit Eltern zu tun hat. Als Elternteil eines 18-Jährigen wäre es mir auch wichtig, zu spüren, dass sich die Leute um meinen Sohn kümmern und er in guten Händen ist."
Sportdirektor bereitet bereits die Wintertransferperiode vor
In guten Händen fühlt sich auch Mutzel beim HSV. Seit dieser Saison sitzt der Sportdirektor bei den Spielen mit auf der Bank und unterstützt Cheftrainer Dieter Hecking, wo er nur kann. "Ich helfe gern mit meinem Erfahrungsschatz und bekomme selbst natürlich ein besseres Gefühl für die Arbeit rund um die Mannschaft, wenn ich aus nächster Nähe die Trainer, Spieler und den Staff beobachten kann", erklärt Mutzel.
Bereits jetzt blickt Mutzel auf die Wintertransferperiode. Auch wenn das Transferfenster erst am 1. Januar 2020 öffnet, will der Sportdirektor für alle Eventualitäten bestens vorbereitet sein. "Es gibt immer Verbesserungsmöglichkeiten, selbst bei Juventus Turin oder Real Madrid. Generell ist das Ausruhen immer der größte Fehler", sagt Mutzel: "Das habe ich auch selbst als Spieler erlebt. Wenn man als Verein oder Mannschaft glaubt, dass es jetzt läuft und man sich ausruhen kann, dann geht es im Fußball extrem schnell, dass man überholt wird. Deshalb ist es auch eine unserer Kernaufgaben, die Jungs in der Kabine wach zu halten. Der Trainer macht das ohnehin, aber auch wir wollen mit unserem Apparat anschieben, nie zufrieden sein und immer den Markt beobachten."