Hamburg. Letzter Härtetest vor dem Zweitligastart des HSV bringt Trainer Hecking ins Grübeln. Gerücht um Zambrano-Verpflichtung.
Acht Tage vor dem Saisonstart in der 2. Fußball-Bundesliga hat der HSV ein Erfolgserlebnis im letzten Härtetest knapp verpasst. Trotz 2:0-Führung musste sich das Team des neuen Trainers Dieter Hecking im Rahmen des Voksparkfests am Sonnabend gegen den belgischen Rekordmeister RSC Anderlecht mit einem 2:2 (1:0) begnügen.
Dieter Hecking war mit einigen Phasen des Spiels zufrieden, ärgerte sich aber über die Gegentore und das Ergebnis: "Was mir gut gefallen hat: dass die Mannschaft auf unsere Umstellungen sehr gut reagiert hat, dass wir vom 4-1-2-3 mehr ins 4-2-3-1 gefallen sind. In der ersten Halbzeit hätten wir aus unseren guten Balleroberungen mehr machen müssen. Da waren wir noch nicht zielstrebig genug, der letzte Pass und der letzte Mut, mal aus der Distanz zu schießen, haben gefehlt."
Vor 19.137 Zuschauern war der HSV lange Zeit spielbestimmend. Klare Torchancen blieben aber lange aus. Kapitän Aaron Hunt erzielte in der 39. Minute mit einem Traumfreistoß aus 18 Metern die Führung. Nur Sekunden nach der Pause erhöhte der Ex-Bochumer Lukas Hinterseer. Pieter Gerkens (67.) und – nach einem Schnitzer von Christoph Moritz – Antoine Colassin (78.) sorgten noch für das Remis für die Belgier.
HSV-Trainer Hecking ärgert das Unentschieden
Hecking musste bei der Generalprobe noch auf die verletzten Neuzugänge David Kinsombi und Ewerton verzichten. Auch Gideon Jung stand nicht zur Verfügung. Hecking setzte auf ein 4-1-2-3-System und entschied sich für Hinterseer als Sturmspitze. Außer dem Österreicher standen in Torwart Daniel Heuer Fernandes, Jan Gyamerah, Jeremy Dudziak, Tim Leibold und Adrian Fein fünf weitere Neuzugänge in der Startaufstellung.
Gegen die Gäste mit dem Ex-HSVer und Spielertrainer Vincent Kompany ließen die Hamburger lange Zeit nur wenig zu. Nach vorn lief aber auch bei den Gastgebern zumindest in der ersten halben Stunde nicht viel. Klare Torchancen blieben bis zum Freistoßtor von Hunt aus. Das war aber umso schöner.
Hinterseer nutzte nach schöner Vorarbeit von Khaled Narey gleich die erste Möglichkeit nach Wiederanpfiff. Anschließend zeigten die Hamburger gute Ansätze, ohne aber gefährlich zu werden. In der letzten halben Stunde gab Hecking weiteren Spielern Gelegenheit, Praxis zu sammeln.
In der Zeit fielen die Treffer zum Ausgleich – zu Heckings Verdruss: "Wir hatten nach dem 2:0 eigentlich alles im Griff gehabt, in der Phase haben wir viele Dinge gut gemacht. Trotzdem: Wenn man solche Spiele nicht gewinnt, ist das ärgerlich. Die beiden Gegentore fielen aus dem Nichts, das ist uns jetzt schon ein paar Mal passiert. Das müssen wir dringend abstellen, sonst lässt du unnötig Punkte liegen. Das waren zwei vermeidbare Gegentore, die aber auch damit zu tun haben, dass wir viel gewechselt haben."
Hecking sende klares Signal an Sakai, Bates und Özcan
Gar nicht zum Einsatz kamen am Sonnabend Gotoku Sakai, David Bates und Berkay Özcan. Die drei kamen schon im Laufe der Vorbereitung wenig zum Zug und gelten als Verkaufskandidaten. "Für den einen oder anderen war das noch mal ein Zeichen. Wie sie damit umgehen, werden wir sehen", sagte HSV-Trainer Hecking. Auch der formschwache Josha Vagnoman saß 90 Minuten auf der Bank.
Eine Woche vor dem Saisonstart gegen Darmstadt sieht der Trainer den HSV auf dem richtigen Weg, spricht aber auch noch die Defizite klar an. "Ein Trainer ist nie zufrieden. Da gibt es immer wieder Kleinigkeiten. Das große Ganze passt. Es gibt viele Dinge die mich zufrieden stimmen, aber wir müssen noch mehr Gier entwickeln in der Verteidigung, aber auch noch mehr Gier entwickeln, um wie heute das vorentscheidende 3:0 zu machen."
Auftaktgegner Darmstadt erging es allerdings noch schlechter. Die Mannschaft von Ex-HSV-Profi Dimitrios Grammozis zog am Sonnabend in einem Testspiel gegen den niederländischen Erstligaclub Vitesse Arnheim mit 0:1 (0:1) den Kürzeren. Das entscheidende Tor schoss in der 25. Minute Tim Matavz. Bei den Darmstädtern mussten zudem Abwehrspieler Mathias Honsak und Felix Platte verletzungsbedingt ausgewechselt werden.
Hunt als Kapitän bestätigt – Fanfest abgebrochen
Unmittelbar nach dem Abpfiff wurde Aaron Hunt von der Mannschaft erneut zum Kapitän gewählt. Sein Stellvertreter ist Rick van Drongelen. Außerdem im Manschaftsrat: Lukas Hinterseer, Tim Leibold, und Davis Kinsombi.
Enormer Andrang herrschte schon vor dem Spiel am Volksparkstadion: Tausende Fans feierten seit Sonnabendvormittag die offizielle Saisoneröffnung des HSV. Bei hochsommerlichen Temperaturen erfreuten sich vor allem die jungen Fans an dem bunten Programm. Nach dem Spiel folgte ein weiteres Highlight: Die Mannschaft schrieb in den Zelten auf dem Parkplatz beim Fanfest lang Autogramme.
Allerdings musste das Fanfest um 16.45 Uhr wegen des heraufziehenden Unwetters aus Sicherheitsgründen abgebrochen werden. Zu diesem Zeitpunkt standen noch etwa 500 Anhängern nach Autogrammen Schlange.
Neuerungen bei HSV-Saisoneröffnung
In diesem Jahr gab es einige Neuerungen zur Saisoneröffnung: So war es das erste Mal ohne Lotto King Karl – das erste Mal seit 14 Jahren, dass die Fans auf die Kult-Hymne "Hamburg, meine Perle" verzichten müssen. Einen wirklichen Ersatz gibt es noch nicht, da noch immer kein Medienpartner, der für die Stadionshow vor den Heimspielen verantwortlich ist, gefunden wurde.
Doch nicht nur die von Lotto King Karl gesungene Hymne "Hamburg, meine Perle" wird nicht mehr zelebriert. Auch die legendäre Stadionuhr, die einst die Bundesligazugehörigkeit und zuletzt die traditionsreiche Zeit seit der Vereinsgründung dokumentierte, hängt nicht mehr in der Nord-West-Ecke. Stattdessen hängen dort nun die GPS-Koordinaten der Arena.
Carlos Zambrano zum HSV?
Ein Gesprächsthema am Stadion war das Gerücht um die Verpflichtung von Verteidiger Carlos Zambrano. Der 30 Jahre alte Peruaner und Ex-St.-Pauli-Profi will offenbar nicht weiter für seinen aktuellen Club Dynamo Kiew spielen. Nach Abendblatt-Informationen hat der HSV allerdings kein Interesse, und das Gerücht bleibt ein solches.