Hamburg. Sportvorstand Boldt ordnet die Zuständigkeiten im Volkspark. Wie seine Pläne mit Sportdirektor Michael Mutzel aussehen.

Das Wochenende darf Michael Mutzel bei seiner Familie in Walldorf verbringen. Hinter dem Sportdirektor des HSV liegen einige Tage und Wochen, die geprägt waren von vielen Gesprächen, aber auch von einer Ungewissheit. Von der Frage: Welche Rolle soll der 39-Jährige, der im Februar vom mittlerweile freigestellten Sportvorstand Ralf Becker verpflichtet wurde, künftig unter dem neuen Sportvorstand Jonas Boldt einnehmen? Schließlich ist es mittlerweile gar nicht mehr so leicht, die Kompetenzbereiche auf der Manager-Ebene des HSV zu definieren.

Klar ist: Boldt ist die neue zentrale Figur. Dahinter trägt Michael Mutzel den Titel des Sportdirektors, Chefscout Johannes Spors den des Kaderplaners. Mit Jürgen Ahlert und Lennart Coerdt hat der HSV jetzt außerdem zwei Teammanager. Und dann ist da ja auch noch der Clubmanager Bernd Wehmeyer. Ein Manager kommt eben selten allein.

Kompetenzen im Sport klar definieren

Wer aber macht beim HSV jetzt eigentlich was? Diese Frage musste insbesondere im Fall Mutzel beantwortet werden. Und Boldt hat sie jetzt beantwortet. Der Sportvorstand will mit dem Sportdirektor künftig eng zusammenarbeiten. „Michael und ich haben schnell gemerkt, dass wir die gleiche Ebene und dieselben Vorstellungen haben, wie wir hier erfolgreich sein wollen“, sagte Boldt am Freitag dem Abendblatt.

Für den 37-Jährigen geht es in seinen ersten Wochen beim HSV vor allem darum, die Kompetenzen im Sport klar zu definieren und abzugrenzen. Und in diesen Plänen spielt Mutzel eine große Rolle. „Michael ist sehr fleißig und loyal, hat ein gutes Netzwerk und einige Transfers vorbereitet. Sein Schwerpunkt wird in der Kaderplanung liegen“, sagt Boldt. Die Rolle des Sportdirektors war nach der Freistellung von Becker mehr als fraglich. Vor allem in der Frage der Kommunikation nach außen. Denn beim HSV geht es vereinspolitisch immer auch darum, wer offiziell etwas sagen darf. Und obwohl Mutzel schon seit dem 1. April beim HSV arbeitet, durfte er bislang noch kein Interview geben.

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Boldt: Es gibt kein Gerangel

Diese Rolle soll vorerst weiter Boldt vorbehalten bleiben, während Mutzel im Hintergrund am Kader arbeitet. Auffällig aber ist, dass der HSV verstärkt versucht, Mutzel in der Außenwahrnehmung zu positionieren. Schon beim Transfer von Torhüter Daniel Heuer Fernandes erschien Mutzel auf dem offiziellen Foto, bei der Verpflichtung Sammy Kittels war er allein mit dem Neuzugang auf dem Bild. Die Botschaft des HSV: Mutzel ist wichtig. Und soll das auch spüren. „Wichtig ist, dass wir im Team arbeiten und uns einig sind, was wir wollen. Es gibt kein Gerangel und keine Kompetenzprobleme. Ich bin froh, dass er dabei ist“, sagt Boldt.

Tatsächlich hat Mutzel in den vergangenen Wochen viele Personalfragen vorbereitet, die Boldt in seiner neuen Funktion zügig abschließen konnte. Insbesondere in der Trainerfrage. Dieter Hecking nutzte in dieser Woche jede Gelegenheit, um zu betonen, wie wichtig Mutzel in den Gesprächen gewesen sei, als dieser gemeinsam mit Becker versuchte, Hecking vom HSV zu überzeugen. Und auch bei den Transfers leistete Mutzel Vorarbeitet. Mit dem Brasilianer Ewerton (30), den der HSV vom 1. FC Nürnberg zeitnah verpflichten will, verhandelte Mutzel schon vor Wochen. Genau wie mit Heuer Fernandes. Mutzel und Boldt kannten sich vorher kaum, haben nun aber festgestellt, dass sie dieselbe Idee haben, wie sie beim HSV sportlichen Erfolg herbeiführen wollen. „Uns ist beiden bewusst, dass es hier erst einmal darum geht, Ruhe hineinzubringen und Ergebnisse zu liefern.“

Perspektivisch will Boldt sogar den Großteil der Kaderplanung in Mutzels Hände legen, um sich beim HSV strategischen Fragen zu widmen. Bis zum Ende der Transferperiode Anfang September liegt der Fokus noch auf der Kaderplanung, dann will sich Boldt etwa um die Ausrichtung im Nachwuchsleistungszentrum kümmern. Auch die Struktur im Scouting will sich der neuen Sportvorstand anschauen. Mit Chefscout Johannes Spors hat es bereits ein Gespräch gegeben. Klar ist: Die Rolle des Kaderplaners, für die Spors nach Hamburg kam, füllt nun Michael Mutzel aus.

Manager soll dicht am Team arbeiten

Noch nicht entschieden haben Boldt und Mutzel, wer künftig anstelle von Ralf Becker mit auf der Trainerbank sitzen wird. Vieles deutet darauf hin, dass Boldt diese Rolle ausfüllen wird. Trainer Hecking wünscht sich, dass der Manager künftig dicht am Team arbeitet und auch in der Kabine Präsenz zeigt.

Der neue Teammanager Lennart Coerdt­, den Boldt aus Leverkusen mitbrachte, soll dagegen ausschließlich für interne Prozesse zuständig sein. Der HSV reagierte damit auch auf Ahlerts Bitte, der sich in der Arbeit als Teammanager Verstärkung gewünscht hatte. „Die Aufgaben rund um das Team werden immer größer, daher haben wir nach einer Unterstützung für Jürgen Ahlert gesucht“, sagt Boldt und erklärt: „Lennart kennt meine Abläufe und wird mir und uns eine große Hilfe sein.“

Bliebe noch die Frage: Was macht eigentlich Clubmanager Wehmeyer (67), der seinen Vertrag demnächst bis 2021 verlängern soll? Der HSV-Europapokalsieger von 1983 mit dem großen Netzwerk soll sich weiter um repräsentative Aufgaben kümmern. Er hält Kontakt zu ehemaligen HSV-Größen – und vor allem zu Hauptsponsor Emirates. Ob der Club den auslaufenden Vertrag mit der Fluggesellschaft aus Dubai verlängern kann, soll voraussichtlich in der kommenden Woche entschieden werden. ​