Hamburg. Die Lizenz ohne Auflagen führt Hoffmann und Wettstein in eine bessere Verhandlungsposition. HSV-Boss behielt mit seiner Prognose recht.

Es ist schon ein paar Wochen her, als Bernd Hoffmann in größerer Runde frohlockte: „Wir werden zu 100 Prozent sicher eine Lizenz für die Bundesliga und für die Zweite Liga bekommen – ohne eine Art von Bedingungen und Auflagen.“ Und falls da doch noch jemand Zweifel gehabt haben sollte, fügte der HSV-Vorstand ein kräftiges „Da kann man mich drauf festnageln“ an.

Spätestens seit Dienstagmittag können Hammer und Nagel getrost beiseitegelegt werden. Mit einer nüchternen Zwei-Sätze-Nachricht gab der HSV ein paar Stunden vor dem Pokal-Halbfinale gegen RB Leipzig auf der eigenen Homepage bekannt, dass Hoffmann recht hatte: „Die Deutsche Fußball-Liga hat dem HSV heute die Spielberechtigung für die Saison 2019/20 erteilt. Der HSV erhält die Lizenz für die Bundesliga und für die 2. Bundesliga ohne Bedingungen und ohne Auflagen.“

Möglicher Konkurrent KSC vor Problemen

Neben dem HSV erhielt auch der FC St. Pauli die Lizenz ohne Nebengeräusche – im Gegensatz zu manch anderem Bewerber. Dem Karlsruher SC mit dem ehemaligen HSV-Sportchef Oliver Kreuzer wurde etwa zur Auflage gemacht, die provisorische Südtribüne des im Umbau befindlichen Wildparkstadions bis zum 1. September zu überdachen. Da der Gemeinderat das Dach nicht genehmigt hat, bangt der Drittliga-Zweite nun um seine Zweitligalizenz. Die Situation verschärfe sich „nach dem negativen Bescheid der DFL mehr denn je“, ließ das Karlsruher Präsidium wissen: „Kein Dach, kein Zweitligafußball in Karlsruhe – trotz eventueller sportlicher Qualifikation.“

Kühne soll diesmal keine Rolle gespielt haben

Auch beim HSV hatte man in den vergangenen Jahren schon um die Lizenz bangen müssen – und diese bisweilen nur durch Last-Minute-Aktionen bekommen. Im vergangenen Jahr halfen beispielsweise ein kurzfristig aufgenommener Kredit von zwölf Millionen Euro und die Verlängerung mit Vermarkter Lagadère um fünf Jahre. Auch Milliardär und Anteilseigner Klaus-Michael Kühne sowie Ausrüster Adidas, die im Rahmen der Lizenzierung Millionenbürgschaften übernahmen, spielten in der Vergangenheit eine gewichtige Rolle.

Klaus-Michael Kühne, hier mit seiner Ehefrau bei der Bambi-Gala im vergangenen November.
Klaus-Michael Kühne, hier mit seiner Ehefrau bei der Bambi-Gala im vergangenen November. © Picture Alliance

Schenkt man den aktuell Verantwortlichen des HSV Glauben, dann haben all diese Faktoren bei der aktuellen Lizenzierung keine Rolle gespielt. Damit könnten HSV-Chef Hoffmann und Finanzvorstand Frank Wettstein nun auch aus einer gesicherten Position heraus die Gespräche über die Verlängerungen der Namensrechte am Stadion (Kühne) und des Hauptsponsors (Emirates) führen.