Hamburg. RB-Trainer analysiert den Einzug ins Pokalfinale äußerst nüchtern – bis die Sprache auf die Wahl des “Man of the Match“ kommt.
Dass Ralf Rangnick den historischen ersten Einzug seiner "Roten Bullen" ins Finale des DFB-Pokals vergleichsweise nüchtern zur Kenntnis genommen hatte, blieb auch Alexander Bommes nicht verborgen. "Ich finde das immer beeindruckend, wie Sie nach so einem großen Halbfinale dann auch gleich so eine sachliche Analyse parat haben", sagte der ARD-Moderator in der Besprechung des Leipziger 3:1-Siegs beim HSV in Richtung des RB-Trainers und -Sportdirektors.
"Ihre Mannschaft steht auf dem Zaun und ruft, und es ist Berlin. Tobt es in Ihnen drin denn wenigstens auch ein kleines bisschen?", wollte Bommes am späten Dienstagabend von Rangnick wissen.
Jatta-Wahl wühlt Rangnick auf
Die mehr oder weniger unfreiwillige Antwort lieferte der 60-Jährige wenige Minuten später – als klar wurde, dass wohl nur der HSV noch die ganz großen Emotionen des Fußballlehrers evozieren konnte.
Als er mit der Auszeichnung von Bakery Jatta als "Man of the Match" konfrontiert wurde, lederte Rangnick los. "Guter Spieler, keine Frage", sagte er, unterlegt mit einem ungläubigen Glucksen. "Trotzdem ein bisschen ungewöhnlich, dass ein Spieler der Mannschaft, die 3:1 verloren hat, zum Spieler des Spiels gewählt wird."
Als Bommes wissen wollte, wen er selbst gewählt hätte, entgegnete Rangnick trotzig: "Schon irgendeinen aus unserer Mannschaft. Aber es ist mir egal, er kann gerne Spieler des Spiels werden. Für uns ist wichtig, dass wir weitergekommen sind und die Chance haben, den Pott in die Höhe zu strecken."
Experte Kuntz springt Rangnick bei
Während Fans im Internet ihrem Unmut über Rangnicks Missgunst Luft verschafften, erhielt der RB-Macher Unterstützung von ARD-Experte Stefan Kuntz. "Ich denke schon, dass es für den Underdog oder bisschen Schwächeren und Unterlegenen das Herz geschlagen hat und nicht nur Fakten ausschlaggebend waren", sagte der Trainer der deutschen U-21-Nationalmannschaft über die Entscheidung. "Ich weiß nicht, wer die Jury ist", sagte Kuntz dann noch.
Die HSV-Profis in der Einzelkritik
Die Aufklärung: Seit der Saison 2013/14 rufen DFB und Sponsor VW die Fans dazu auf, in jedem Pokalspiel den "Man of the Match" zu küren. Am Ende jeder Saison wird der Spieler des jeweiligen Pokalwettbewerbs ermittelt, der wiederum die Chance hat, mit einem Fußabdruck auf dem "Walk of Fame" am Berliner Olympiastadion verewigt zu werden.
Rangnick vermeidet Jattas Namen
Kurios: Selbst nach dem bitteren Ausscheiden im Halbfinale hat der HSV dadurch noch die Möglichkeit, den Spieler der aktuellen Pokalsaison zu stellen. Aus jedem der fünf Spiele ging schließlich ein HSV-Profi als "Man of the Match" hervor, Pierre-Michel Lasogga sogar gleich dreimal. Als "Held" der zweiten Runde nach dem Sieg bei Wehen-Wiesbaden steht Lasogga zur Wahl des Gesamtsiegers.
Die ARD-Analyse in der Mediathek
Und am Ende schlug auch Rangnick noch versöhnliche Worte an, ohne dabei den Namen des umtriebigen Hamburger Torschützen Bakery Jatta in den Mund zu nehmen. "Klar hat er ein gutes Spiel gemacht", sagte er über den 20 Jahre alten Gambier. "Dass er ein Spieler ist, der auch einer Mannschaft Probleme bereiten kann, das wussten wir vorher schon."