Hamburg. Gegen Dynamo soll Rückkehrer Pierre-Michel Lasogga wieder für sportliche Schlagzeilen sorgen. Hannes Wolf stützt Fiete Arp.
Es regnete Hunde und Katzen, als Hannes Wolf den durchnässten Pierre-Michel Lasogga am Sonntag zum Vieraugengespräch bat. Zwei Minuten lang unterhielten sich der HSV-Trainer und sein Torjäger auf dem aufgeweichten Trainingsplatz, ehe auf den pitschepatschenassen Stürmer der nächste Gesprächspartner wartete. Diesmal war es Co-Trainer André Kilian, natürlich genauso begossen, der sich auf dem Weg in die rettende Kabine noch einmal mit Lasogga austauschte.
Wenig später war dann alles gesagt, was es nach einer knappen Woche ohne „PML10 Maschine“, so Lasoggas Spitzname, zu sagen gab: Der zuletzt angeschlagene Torjäger ist fit und kann nach zwei Spielen Zwangspause an diesem Montagabend gegen Dynamo Dresden (20.30 Uhr/Sky und im Liveticker bei abendblatt.de) wieder auflaufen.
Lasogga macht den Punkte-Unterschied
„Pierre macht es einfach gut“, sagte Wolf eine gute Stunde später, als auch der HSV-Trainer die nassen gegen trockene Klamotten getauscht hatte. „Immer wenn Pierre fit war, hat er es sogar sehr gut gemacht. Er hilft uns vorne, er hilft uns hinten. Was die wenigsten auf dem Schirm haben: Jeder Ausfall von Pierre hat uns auch hinten sehr, sehr wehgetan, gerade bei Standards.“
Lasoggas wichtigste Aufgabe ist aber nicht das Toreverhindern, sondern das Toreschießen. Ein Drittel der 27 HSV-Saisontore hat der 27-Jährige erzielt, in seinem letzten Spiel beim 2:1 gegen Sandhausen sorgte er mit einem Doppelpack quasi im Alleingang für den Sieg. In acht Partien mit dem wuchtigen Sturmbullen in der Startelf holte der HSV bei sieben Siegen und einem Unentschieden 2,75 Punkte im Schnitt. In zwölf Spielen ohne den Top-Torjäger in der Anfangsformation waren es gerade einmal 1,5 Zähler im Schnitt. Keine Frage, Pierre-Michel Lasogga ist für das Spektakel beim HSV zuständig.
Wolf: Arp muss sich Konkurrenzkampf stellen
Über zu wenig Theater brauchte sich in den lasoggalosen Tagen allerdings zuletzt niemand in Hamburg beschweren. Die Hauptrolle in dieser Schmierenkomödie, die nicht auf, sondern abseits des Platzes spielte, übernahm nicht Lasogga, sondern unfreiwillig dessen Sturmkonkurrent Fiete Arp. Dessen feststehender Wechsel zu Bayern München, die wochenlange Täuschung der Fans und der Öffentlichkeit und die überhöhte Frage, wie moralisch der Fußball sein kann, beherrschten die Schlagzeilen der letzten Tage.
„Ich kannte die Geschichte ja schon länger und habe das alles nicht aus den Medien erfahren“, sagte Trainer Wolf am Sonntag – und machte gute Miene zum bösen Spiel. „Fiete hat nichts falsch gemacht – und er geht auch gut mit der Situation um.“ In der Kabine und auf dem Platz würde sich Arp „top, top, top“ verhalten. „Er hat unsere maximale Unterstützung“, sagte Wolf, der aber nicht darum herumkam, den selbstverständlichen Halbsatz zu ergänzen, „dass sich Fiete natürlich dem internen Konkurrenzkampf stellen muss.“
Wolf fällt nur Jadon Sancho ein
Und dieser Konkurrenzkampf ist derzeit kaum zu gewinnen. In elf Zweitligaspielen hat der Bald-Bayer noch immer kein Tor erzielt, insgesamt wartet Arp seit mehr als 15 Monaten auf ein Ligator. HSV-Trainer Wolf ist aber trotzdem überzeugt von seinem Sturmtalent. „Wer sich in so einen jungen Menschen hineinversetzt, der kann das alles schon verstehen“, sagte Wolf, der daran erinnerte, dass es nicht so viele bessere Fußballer in dem Arp-Alter gebe: „Es gibt Dortmunds Jadon Sancho, der aus dem Jahrgang 2000 fantastisch spielt. Ansonsten fallen mir nicht so viele bessere ein, die regelmäßig schon spielen. Fiete braucht einfach das Quentchen Glück.“
Lasogga blieb auch unter Titz ruhig
Sollte Arp Nachhilfeunterricht in Sachen Geduld brauchen, kann er sich auch bei Sturmkonkurrent Lasogga erkundigen. Der gebürtige Gladbecker hatte in der Hinrunde doppelt gegen Bielefeld getroffen, sollte in Dresden aber trotzdem nur auf der Bank Platz nehmen. Letztendlich wurde die Begegnung aufgrund einer Demonstration in Chemnitz verschoben – doch Lasogga wusste auch so, woran er unter Ex-Trainer Christian Titz war. In nur zwei Wörtern: außen vor. In doppelt so vielen Wörtern: ziemlich weit außen vor.
Doch Geduld ist ja bekanntlich eine Tugend. Lasogga blieb auch unter Titz ruhig – und galt nach dessen Beurlaubung einen Monat später wieder als gesetzt. „Im Ballbesitz ist Pierre der Prototyp tiefer Stürmer“, schwärmte Titz-Nachfolger Wolf. Lasoggas Bilanz nach dem Trainerwechsel: sechs Tore in sechs Pflichtspielen. Und das Beste: Obwohl Lasoggas Vertrag im kommenden Sommer ausläuft, hat Bayern München in seinem Fall noch nicht zugeschlagen. Wobei, in diesen Tagen muss man ja vorsichtig sein. Korrekterweise muss es daher lauten: Obwohl Lasoggas Vertrag im Sommer ausläuft, haben die Bayern noch keinen Transfer bestätigt. Im Regen, so viel scheint aber sicher, wird Lasogga im Sommer sicher nicht stehen.