Hamburg. HSV II setzt sich mit Sieg gegen Kiel ins sichere Mittelfeld, doch im Team gibt es Unruhe. Kwarteng verschlief Spiel.

Seine Wollmütze hatte sich Moritz-Broni Kwarteng tief in sein Gesicht gezogen. Der HSV-Spieler saß am Sonntagmittag an der Seite von Gotoku Sakai auf der Tribüne der Wolfgang-Meyer-Sportanlage in Stellingen. Der 20-Jährige, der zwar offiziell zum Profikader des HSV zählt, in dieser Saison aber ausschließlich für die Regionalligamannschaft spielt, durfte im letzten Spiel vor der Winterpause gegen Holstein Kiel II nicht mitwirken.

Trainer Steffen Weiß hatte den Mittelfeldspieler aus dem Kader gestrichen. Der U-21-Coach sah sich zu der Maßnahme gezwungen, weil Kwarteng vor einer Woche unentschuldigt nicht zum Spiel gegen Oldenburg erschienen war.

„Momo ist ein sehr wichtiger Spieler. Ein Qualitätsspieler. Leider hat er sich Undiszipliniertheiten geleistet. Und dann ist man eben mal nicht im Kader“, sagte Weiß nach dem 2:0 (0:0)-Erfolg gegen Kiel. Durch den Heimsieg befreite sich die U 21 in der Regionalliga aus der bedrohlichen Tabellenregion und kletterte auf den zehnten Rang.

Nehmen HSV-Spieler Trainer Weiß nicht ernst?

Trotzdem musste sich Weiß nach dem Spiel verteidigen. Ein Reporter konfrontierte den Trainer mit Informationen, wonach einige Spieler den Coach bei Ansprachen nicht Ernst nehmen würden. „Wenn es ein Autoritätsproblem gäbe, würden wir wohl kaum die wichtigen Spiele immer wieder dominant und gut gewinnen“, sagte Weiß.

Tatsächlich durchlebte der Trainer ein Halbjahr mit vielen schwierigen Phasen, aus denen er sich mit seiner Mannschaft immer wieder befreite. Anfang September musste Weiß nach vier Niederlagen in Folge um seinen Job bangen. Im Heimspiel gegen Havelse gelang dem Team dann mit einem 5:0 der Befreiungsschlag – vor den Augen der Vorstände Bernd Hoffmann und Ralf Becker. Christian Titz, der Vorgänger von Weiß, hatte vor jenem Spiel sogar noch eine eigene Ansprache vor seiner früheren Mannschaft gehalten.

Trainer Weiß lässt keine Ausreden gelten

Als Titz im März von der U 21 zu den Profis befördert wurde, übernahm Weiß, bis dahin Co-Trainer der U16, die Position. Seitdem erlebte Weiß viele Schwankungen mit seiner Mannschaft. „Ich bin froh, dass das Jahr vorbei ist“, sagte der 30-Jährige, der seine schwierigste Phase in seiner noch jungen Trainerkarriere erlebte. Dass er für die Aufgabe zu jung und unerfahren sei, will er nicht gelten lassen. „Andere Trainer in dem Alter kriegen das auch sehr gut hin“, sagt Weiß und gibt sich kämpferisch. „Immer wenn es darauf ankam, waren wir da.“

Atmosphärische Störungen will Weiß nicht wahrgenommen haben. „Wir haben in der U 21 ein sehr offenes Verhältnis untereinander. Wir wollen uns alle ständig verbessern, da schließe ich mich gar nicht aus.“

Gegen Kiel II zeigte sich die junge Mannschaft des HSV stark verbessert als zuletzt. Insbesondere Mats Köhlert drehte auf. Der 20-Jährige traf zum 1:0 (50.) und trieb die Offensive seines Teams immer wieder an. Für die Entscheidung sorgte Josha Vagnoman nach Vorlage von Manuel Wintzheimer (74.). Trainer Weiß war zufrieden. Und blickte voraus. „Donnerstag ist Weihnachtsfeier. Darauf freue ich mich.“