Magdeburg. HSV siegt beim Einstand von Hannes Wolf 1:0 beim FC Magdeburg. Der neue Coach verzichtete auf große Veränderungen.

Hannes Wolf kam aus den Umarmungen gar nicht mehr heraus. Es dauerte, ehe der neue Chefcoach des HSV alle Spieler, Betreuer und Co-Trainer gedrückt hatte. „Ein großes Kompliment an das gesamte Team“, sagte Wolf nach dem Abpfiff. Mit 1:0 (0:0) hatte seine Mannschaft gerade das Spiel beim FC Magdeburg gewonnen. Khaled Narey erzielte in der 77. Minute das Tor des Tages für die Hamburger, bei denen Verteidiger David Bates zuvor mit einer Gelb-Roten Karte des Feldes verwiesen wurde (53.).

In Unterzahl schaffte der HSV dennoch den erhofften Auswärtssieg. Wolf glückte damit der optimale Einstand. Drei Tage nach seinem Amtsantritt sprang der Nachfolger des am Dienstag freigestellten Christian Titz mit seinem neuen Team auf Anhieb an die Tabellenspitze – zumindest für eine Nacht. „Ich bin zufrieden. Wir haben zunächst ein paar Minuten gebraucht, um uns freizuschwimmen. Danach haben wir viele Sachen gut gemacht. Wir standen sehr gut in den Räumen“, sagte Wolf.

HSV-Trainer Wolf bringt Lasogga von Beginn an

Mit Spannung war erwartet worden, welche neuen Impulse Wolf dem HSV verleihen würde. Wie erwartet verzichtete der 37-Jährige bei seinem Debüt auf große personelle Veränderungen und brachte lediglich Stürmer Pierre-Michel Lasogga für Tatsuya Ito neu ins Team. Eine Entscheidung, die sich am Ende auszahlen sollte.

Zu Beginn zeigte sich der HSV jedoch beeindruckt von der fulminanten Stimmung der 23.132 Zuschauer in der MDCC-Arena. Wolf wirkte in dieser Phase angespannt, gab immer wieder Anweisungen für das Deckungsverhalten seiner Abwehr. Ganz nach dem Geschmack des neuen HSV-Coaches, der im Vorfeld der Partie von seinen Spielern Mentalität und Vollgas gefordert hatte, befreiten sich die Hamburger über Zweikämpfe im Mittelfeld aus der Defensive.

Die Offensive um Lasogga trat aber weiterhin nicht nennenswert in Erscheinung. Dem HSV fehlte es an Tempo und Ideen – bis Lasogga auf den startenden Narey durchsteckte, der aber mit seinem schwächeren linken Fuß an Ex-HSV-Keeper Alexander Brunst scheiterte (23.).

Hunt riskiert Elfmeter kurz vor der Pause

Auf dem Platz erspielten sich die Gäste zunehmend Dominanz und hatten durch Hee-chan Hwang die Führung auf dem Fuß, doch Romain Brégerie klärte für den Aufsteiger auf der Torlinie (30.). Kurz vor der Pause hatten die Hamburger Glück, keinen Elfmeter gegen sich bekommen zu haben. Hunt zog Magdeburgs Torjäger Christian Beck zu Boden, Schiedsrichter Timo Gerach verzichtete aber auf einen Pfiff.

Der zweite Durchgang startete direkt mit einem Feuerwerk – allerdings nur im Gästeblock, wo einige Unverbesserliche mit dem Abbrennen von Pyrotechnik ihr Unwesen trieben. Umgeben von Nebelschwaden erlaubte sich der ansonsten gute Orel Mangala kurz darauf einen beinahe folgenschweren Ballverlust. Magdeburgs Stürmer Beck sah, dass der eigentlich wieder tiefer stehende Julian Pollersbeck aufgerückt war und zielte aus 40 Metern knapp drüber (49). Das Spiel nahm nun an Fahrt auf. Auf der Gegenseite scheiterte Lewis Holtby am guten Brunst (50.).

Nareys Geniestreich in der 77. Minute

Inmitten der zarten Hamburger Drangphase wurden sämtliche Angriffsbemühungen durch ein unnötiges Foul von Bates im Mittelfeld gebremst. Ohne Not hielt der bereits verwarnte Schotte den Fuß drauf gegen Marius Bülter – und wurde folgerichtig mit Gelb-Rot vom Feld geschickt. „Da darf er nicht mit ausgestrecktem Bein draufgehen“, kritisierte Gotoku Sakai. „Da kam ein bisschen der Schotte in ihm durch“, scherzte Sportchef Ralf Becker, der mit dem Auftritt seiner Mannschaft in Unterzahl zufrieden war. „Es war beeindruckend, welche fußballerische Kon­trolle wir mit zehn Mann hatten. So eine Leistung in diesem Hexenkessel abzurufen, tut uns allen gut.“

Beckers Zufriedenheit resultierte vor allem aus dem Ergebnis, das der HSV am Ende dank zweier Protagonisten einfuhr: Lasogga und Narey. Der Stürmer bediente in der 77. Minute mit einem Geniestreich den startenden Rechtsaußen, der Brunst mit einem Beinschuss überwinden konnte und den HSV erlöste.

Statt einer erneuten Nullnummer gelang der vierte Auswärtssieg und der vorübergehende Sprung an die Spitze. „Man hat gemerkt, dass wir den Sieg erzwingen wollten“, sagte Vorbereiter Lasogga. Auch Vollstrecker Narey war zufrieden: „Wir haben uns viel mehr Torchancen herausgespielt als zuletzt. Es war ein guter Einstand für den Trainer.“ Die HSV-Fans feierten am Ende ihr Team, aber auch Wolfs Vorgänger Christian Titz mit Sprechchören.