Hamburg. Vor seinem Debüt in Magdeburg hat der HSV-Trainer eine Personalfrage bereits geklärt. Im Fall Arp gibt Wolf hingegen keine Garantien.
Neuer Trainer, neue Vokabeln: Mit "Schärfe", "Kraft" und "Schnelligkeit im Kopf" möchte Hannes Wolf sein erstes Spiel als neuer HSV-Trainer am Freitag beim 1. FC Magdeburg angehen (18.30 Uhr/im Liveticker auf abendblatt.de). Über die taktische Ausrichtung und Veränderungen im Vergleich zu seinem Vorgänger Christian Titz ließ sich der 37-Jährige in der Pressekonferenz am Donnerstag hingegen wenig entlocken.
Eine der wichtigsten Erkenntnisse: Aaron Hunt bleibt auch nach dem Trainerwechsel Kapitän des Fußball-Zweitligisten. "Ich sehe überhaupt keinen Anlass, da etwas zu verändern", sagte Wolf, der am Dienstag Titz abgelöst hatte. Ob Torjäger Pierre-Michel Lasogga, von Titz trotz seiner sieben Pflichtspieltreffer nur selten berücksichtigt, in die Startformation zurückkehren wird, ließ er offen. "Wir gucken mal", sagte Wolf.
Allerdings deutet alles darauf hin, dass Wolf auf Lasogga setzt. Schon bei seiner Vorstellung am Dienstag hatte der neue Trainer dies angedeutet, und auch im Trainingsspiel gehörte Lasogga zu seinem A-Team.
Wolf gibt Arp keine Garantien
Fiete Arp dürfte demnach zunächst auf der Bank Platz nehmen. Gleichwohl sparte Wolf, der als Nachwuchstrainer bei Borussia Dortmund Spieler wie Christian Pulisic oder Jacob Bruun Larsen formte, nicht mit Lob für den Hamburger Hoffnungsträger. "Hinter seinem Spiel ist schon eine Kraft, das gefällt mir sehr gut", urteilte Wolf über Arp. "Das ist aber keine Garantie, dass er immer von Anfang an spielen muss."
Was den Kader angeht, blieben die Überraschungen aus. Wolf nominiert exakt jene 18 Spieler, mit denen Titz am vergangenen Sonntag ins Spiel gegen den VfL Bochum (0:0) gegangen war.
Ob Wolf auch das unter seinem Vorgänger offensiv ausgerichtete Torwartspiel von Julian Pollersbeck beibehalten möchte, scheint eher unwahrscheinlich. Dennoch sagte der neue Coach: "Pollersbeck soll auf jeden Fall das Spiel mit entwickeln. Über die genauen Räume, in denen er spielen soll, sprechen wir mit ihm."
Respektlosigkeit wäre "Wahnsinn"
Ansonsten geht Wolf mit einem guten Gefühl in sein HSV-Debüt, vor dem er eine große Hilfsbereitschaft im Umfeld des Volksparkstadion spüre. "Der Eindruck aus den ersten zwei Trainingseinheiten ist sehr positiv. Die Jungs haben richtig Energie reingesteckt“, sagte der ehemalige Aufstiegstrainer des VfB Stuttgart.
Auf die leichte Schulter nehmen möchte Wolf den Aufsteiger aus Magdeburg, der bislang noch kein Heimspiel gewinnen konnte, jedoch keineswegs. "So einen Gegner nicht zu respektieren, wäre Wahnsinn, sagte Wolf, der im eigenen Spiel "natürlich auch fußballerische Lösungen" entwickeln möchte. Aber: "Fußball ohne Laufbereitschaft, Aggressivität und Schnelligkeit im Kopf ist in der Zweiten Liga schwierig."
Das erste HSV-Training unter Hannes Wolf:
Das erste HSV-Training mit Hannes Wolf
Wolf kalkuliert Misserfolge ein
Wie der Tabellenfünfte nach fünf erfolglosen Anläufen in den vergangenen sechs Spielen wieder zu Torerfolgen kommt, ist Wolf herzlich egal. "Distanzschuss, Ecke, Flanke – ich würde Tore aus allen Situationen nehmen", sagte Wolf. "Wir müssen eine Struktur wählen, die alles anbietet." Dazu noch ein wenig "Schärfe", "Mentalität" und "Konstanz im Kopf", um auch vor Rückschlägen nicht zu kapitulieren.
Misserfolge hat Wolf demzufolge bereits einkalkuliert. Zum Selbstverständnis des gebürtigen Bochumers gehört schließlich, dass in der Zweiten Liga eben auch ein vermeintlicher Aufstiegsfavorit nichts für selbstverständlich nehmen dürfe. "Man kann sich nicht immer darauf ausruhen, dass wir der HSV sind", verkündete Wolf: "Wir können nicht sagen: 'Es wird schon.'"
Premierenfluch für neue HSV-Trainer
Dass es in Magdeburg etwas wird mit dem sechsten Saisonsieg, werden indes nicht nur die 2400 mitreisenden Fans im ausverkauften Auswärtsblock hoffen. Wolf selbst blickt der Reise nach Sachsen-Anhalt mit einem Gefühls-Mix entgegen: "Natürlich werde ich aufgeregt sein. Ich habe in den vielen Jahren als Trainer aber gelernt, mit diesem Adrenalin umzugehen. Es ist ja auch eine Chance und Herausforderung."
Die erste dieser Art hält für Wolf direkt der Einstand parat. Denn zuletzt lastete so etwas wie ein Premierenfluch auf Hamburgs Trainern. Von den letzten zehn Coaches gelang einzig Mirko Slomka in seinem ersten Spiel ein Dreier, seinen sechs Nachfolgern blieb ein Erfolg zum Auftakt verwehrt. Selbstverständlich wäre ein Erfolg in Magdeburg also nicht. Aber wer wüsste das besser als Hannes Wolf selbst.