Bruchhagen kritisiert Machtstrategie des Nachfolgers – und Holtby. Derby-Auswärtstickets sofort vergriffen.
Hängepartie um Nachholspiel
Wann wird das abgesagte Spiel des HSV bei Dynamo Dresden nachgeholt? Eine Entscheidung darüber wird an diesem Montag nicht mehr fallen, voraussichtlich aber noch in dieser Woche. "Es ist in unserem Interesse genauso wie in dem der Clubs, möglichst bald eine neue Terminierung bekannt zu geben", sagte der neue Sprecher der Deutschen Fußball-Liga (DFL), Christopher Holschier, dem Abendblatt. Allerdings sei der Termin mit vielen Beteiligten abzustimmen: Neben den Clubs seien das auch der Stadionbetreiber, die Sicherheitskräfte und die Inhaber der Übertragungsrechte.
Nächstmöglicher Nachholtermin wäre am 18. oder 19. September. In diesem Fall hätte der HSV fünf Partien binnen 15 Tagen zu bestreiten. Und offenbar liegt es derzeit an Dynamo, dass einer der beiden Wunschtermine noch nicht realisiert werden konnte. Laut "Bild" ist der komplette Business-Bereich des Stadions an beiden Tagen für eine Firmenveranstaltung vermietet. Nun werde geprüft, ob das Event verlegt werden kann. Sollte das nicht gelingen, könnte das Duell erst im Oktober neu angesetzt werden.
Die für vergangenen Sonnabend geplante Partie war am Freitagabend kurzfristig abgesetzt worden, weil wegen der angekündigten Demonstrationen in Chemnitz die Sicherheit nicht garantiert werden konnte. Der Wunsch einer Neuansetzung am Sonntag oder am heutigen Montag sei nie an die DFL herangetreten worden, sagt der Sprecher.
Holtby schwärmt vom neuen HSV …
Lewis Holtby hat beim HSV ein neues Miteinander festgestellt. „Von oben nach unten ist ein klarer Fluss, Menschlichkeit und Kompetenz. Wir haben trotz dieses traurigen Abstiegs geschafft, dass der Verein zusammengewachsen ist“, sagte der Mittelfeldspieler im „Sportclub“ des NDR-Fernsehens am Sonntag. „Auch wenn wir jetzt in der Zweiten Liga spielen, sind die Stadien voll. Dieses Wirgefühl, das von oben vorgelebt wird, vom Club, vom Trainerteam, menschliche Werte, das spürst du einfach.“
Der 27-Jährige bekannte, dass er sich mit dem Kurs und den Vorgaben von Trainer Christian Titz „zu 100 Prozent“ identifiziere. Die sofortige Rückkehr des Vereins in die Bundesliga sieht er als lösbare Aufgabe an. „Ich bin sehr davon überzeugt, weil ich von der Qualität der Mannschaft überzeugt bin und von der Art und Weise, wie wir täglich arbeiten. Das wird belohnt, aber es ist ein sehr langer Weg“, sagte Holtby.
… und erntet Kritik vom ehemaligen Chef
Der ehemalige Vorstandschef Heribert Bruchhagen hat die Einstellung der Abstiegsmannschaft des HSV scharf kritisiert. „Wenn Spieler wie Lewis Holtby sagen, ‘Jetzt macht mir Fußball wieder Spaß’, dann fällt einem dazu nichts mehr eint“, sagte Bruchhagen der Deutschen Presse-Agentur aus Anlass seines 70. Geburtstags an diesem Dienstag. "Solche Spieler haben beim HSV drei bis vier Millionen Euro verdient, aber sie haben dem Beiersdorfer den Job gekostet, dem Gisdol den Job gekostet, dem Todt, dem Hollerbach und am Ende auch noch mir.“
Bruchhagen kritisiert Hoffmanns Machtstrategie
Sauer aufgestoßen ist Bruchhagen auch die Art und Weise der Amtsübernahme seines Nachfolgers. „Bernd Hoffmann hatte einen Masterplan. Er wollte unbedingt zurückkehren und hat das dann sehr geschickt gemacht. Er hat sich zum Präsidenten des eingetragenen Vereins wählen lassen und dann den neuen Aufsichtsrat der HSV Fußball AG zusammengestellt. Der hat ihn dann wiederum zum Vorstandsvorsitzenden bestimmt. Das war alles vorhersehbar, und es war auch immer klar: Wenn Bernd Hoffmann diesen Job haben will, dann kriegt er ihn auch.“
Sein Karriereende in Hamburg sieht er auch selbstkritisch. „Ich habe gehofft, noch einmal etwas Positives zu bewirken. Aber das ist mir leider nicht gelungen“, sagte er über die Zeit von Dezember 2016 und März 2018. Er schaffte mit dem HSV in der ersten Saison die Rettung. Er wurde dann aber im vergangenen Frühjahr abgesetzt, als alles auf den ersten Bundesliga-Abstieg des früheren Europapokalsiegers zulief. „Wenn die Ergebnisse nicht stimmen, dann rollen in Hamburg Köpfe“, sagt Bruchhagen. „Ich habe 51 Jahre lang alle meine Verträge erfüllt – nur in Hamburg zweimal nicht.“ 1994 war Bruchhagen nach zweieinhalb Jahren als HSV-Manager entlassen worden.
Ekdal und Altintas siegen, Thoelke und Halilovic außen vor
Es war ein durchwachsenes Wochenende für die Profis, die den HSV im Sommer in Richtung Ausland verlassen haben. Albin Ekdal konnte mit Sampdoria Genua den ersten Saisonsieg in der italienischen Serie A verbuchen – und was für einen. 3:0 hieß es am Ende gegen den von Ex-Bayern-Trainer Carlo Ancelotti betreuten Titelanwärter SSC Neapel. Der schwedische Nationalspieler Ekdal, vom HSV für 2,2 Millionen Euro verkauft, stand von Anfang an im defensiven Mittelfeld auf dem Platz, bevor er nach 82 Minuten ausgewechselt wurde.
Weniger gut lief es für Ekdals neuen Serie-A-Kollegen Alen Halilovic. Dessen AC Mailand besiegte zwar die AS Rom durch ein Tor von Patrick Cutrone in der Nachspielzeit mit 2:1. Doch Halilovic, den der HSV ablösefrei abgegeben hatte, stand nicht einmal im Kader von Milan-Trainer Gennaro Gattuso. Der soll dem Kroaten bereits zu verstehen gegeben haben, dass er für ihn derzeit keine Verwendung hat.
Etwas besser erging es Batuhan Altintas. Der Stürmer lief am vierten Spieltag der zweiten türkischen Liga (1. Lig) erstmals für Boluspor auf – allerdings waren ihm nur zwei Spielminuten vergönnt. Immerhin: Altintas durfte am Ende über den vierten Sieg im vierten Spiel jubeln: 1:0 bei Afyonspor.
Für den HSV hat Bjarne Thoelke kein einziges Bundesligaspiel gemacht – für den FC Admira Wacker Mödling dagegen schon vier, allesamt über die volle Spielzeit. Bei der 1:3-Niederlage am Sonntag beim österreichischen Meister Red Bull Salzburg war der Innenverteidiger allerdings nicht im Kader.
Eine wechselhafte Saison erlebt Torwart Andreas Hirzel beim FC Vaduz in der Schweizer Challenge League. Gegen den SC Kriens mussten die Liechtensteiner nach zweimaliger Führung mit einem 2:2-Unentschieden zufrieden sein. Mit sieben Punkten aus sechs Spielen, in denen Hirzel stets über die volle Spielzeit auf dem Platz stand, bleibt Vaduz Tabellenachter von zehn Mannschaften in der zweithöchsten Spielklasse.
Auswärtstickets für Derby binnen 300 Sekunden vergriffen
Der Ansturm auf das erste Zweitliga-Stadtderby zwischen dem HSV und dem FC St. Pauli ist enorm. Ganze 300 Sekunden hat der Verkauf der 5500 Auswärtstickets für das Spiel im Volksparkstadion gedauert, dann waren die Karten für die Fans der Kiezkicker vergriffen. „Die Nachfrage war bei Weitem höher als das zur Verfügung stehende Kartenkontingent. Wir bitten um Verständnis, dass wir nicht alle Kartenwünsche bedienen konnten“, heißt es auf der Homepage des FC St. Pauli.
Die Partie zwischen den rivalisierenden Hamburger Clubs am 30. September (13.30 Uhr) wird trotz eines kräftigen Preisaufschlags aller Voraussicht nach mit 57.000 Zuschauern ausverkauft sein. Auch der HSV hatte beim Kartenvorverkauf für Mitglieder erlebt, wie groß die Nachfrage ist. Der Server des Bundesliga-Absteigers war zeitweise zusammengebrochen, der Club entschuldigte sich für die Panne.
Der Verkauf hatte am Montag um 9 Uhr begonnen. Er fand ausschließlich über den Online-Shop statt und war den Mitgliedern und Dauerkartenkunden vorbehalten. Das bis dato letzte Stadtderby gab es im Februar 2011 in der Bundesliga. Damals gewann St. Pauli mit 1:0 im Volksparkstadion.
Dynamo-Trainersuche vor Abschluss
Noch hat die Deutsche Fußball-Liga nicht bekannt gegeben, wann das abgesagte Spiel des HSV bei Dynamo Dresden nachgeholt wird. Aber so gut wie sicher ist, dass die Dresdner bis dahin einen neuen Trainer haben. Der momentane Amtsinhaber Cristian Fiél war von vornherein nur als Interimslösung nach der Entlassung von Uwe Neuhaus eingesprungen.
Dynamo-Sportgeschäftsführer Ralf Minge soll sich am Wochenende mit einem weiteren Nachfolgekandidaten getroffen haben. Man wolle noch in dieser Woche mit der Trainersuche "durch sein". Fiél soll dann wieder die B-Junioren (U17) des Clubs übernehmen.