Hamburg. Dennoch ist der Transfer Ausdruck neuer Bescheidenheit. Demut, aber auch Angriffslust bringt wiederum Neuzugang Bates mit.
Am Dienstagabend um 18 Uhr war der vierte Neuzugang des HSV offiziell. Nach David Bates, Manuel Wintzheimer und Christoph Moritz hat der Hamburger Zweitligist den 23 Jahre jungen Khaled Narey verpflichtet. Der Deutsch-Togolese kommt vom neuen Ligakonkurrenten Greuther Fürth und unterschrieb im Volkspark einen Vierjahresvertrag bis 2022. Beim HSV soll der Flügelspieler die Lücke schließen, die Nicolai Müller hinterlassen hatte. „Khaled ist ein sehr stabiler, vielseitiger Außenbahnspieler, der als Verteidiger und vorgezogen im Mittelfeld spielen kann“, sagte Sportvorstand Ralf Becker über den ersten Neuzugang seiner bisherigen Amtszeit.
Der HSV zahlt für Narey, der in Fürth noch einen Vertrag bis 2019 hatte, eine niedrige siebenstellige Summe. Zuvor hatten die Hamburger Bates, Wintzheimer und Moritz ablösefrei verpflichtet. Narey steht stellvertretend für die neue Ausrichtung des HSV auf dem Transfermarkt. Becker will – Vorsicht Kalauer – künftig kleinere Brötchen backen. Die Zeiten der Zehn-Millionen-Transfers wie der des Brasilianers Walace, dessen Wechsel nach Hannover am Dienstag für die Ablöse von rund sechs Millionen Euro offiziell wurde, sollen in Hamburg vorbei sein.
Narey spielte in Dortmund und Leverkusen
„Ich kann mich mit dem Weg, den der HSV einschlagen will, total identifizieren“, sagte Neuzugang Narey. Am Mittwoch soll der frühere Dortmunder und Leverkusener, der in der abgelaufenen Saison für Fürth sechs Tore erzielte, erstmals mit seinen neuen Kollegen trainieren.
Seine fünfte Einheit mit dem HSV wird dann der Schotte David Bates bestreiten. Der 21-Jährige war im April der erste Neuzugang des HSV. Auch für den Innenverteidiger, der von den Glasgow Rangers kam und einen Vertrag bis 2022 unterschrieb, mussten die Hamburger nur eine geringe Ausbildungsentschädigung zahlen. Am Dienstag stellte sich Bates erstmals den Medien vor – und machte dabei einen gleichsam bescheidenen wie forschen Eindruck. „Unser Ziel ist es, so schnell wie möglich in die Bundesliga zurückzukehren“, sagte Bates.
In Schottland wurde Bates „Ginger Ramos“ genannt
Als der Abwehrspieler im April einen Vertrag beim HSV unterschrieb, fragten sich viele: David wer? Bates. David Bates. 1,93 Meter groß, rote Haare, schottischer Akzent. Während die HSV-Fans nahezu nichts über den Verteidiger wussten, war das Bedauern der Fans in Glasgow groß. Bei den Rangers gehörte Bates zu den Publikumslieblingen, erwarb sich durch seine robuste, körperbetonte Spielweise den Spitznamen „Ginger Ramos“ – in Anlehnung an seine Haarfarbe sowie den spanischen Weltstar Sergio Ramos.
Der Verteidiger von Real Madrid, der durch seine Fouls im Champions-League-Finale gegen Liverpool an Mohamed Salah und Loris Karius für Schlagzeilen sorgte, hat nicht nur eine ähnlich aggressive Art auf dem Platz, sondern auch einen ähnlich tätowierten Arm. Es ist kein Zufall, dass Ramos sein sportliches Vorbild ist. „Ich mag ihn, er ist brillant. Natürlich verfolge ich seine Auftritte bei der WM“, sagt Bates. Ihm gefällt der Vergleich.
Bates mag sein Tattoo nicht mehr
Nur sein Tattoo gefällt ihm heute nicht mehr. „Live every day like it’s your last“, steht in der Mitte der Tattoo-Fläche. Lebe jeden Tag, als wäre es der letzte. „Ich war zu jung“, sagte der heute 21-Jährige über die Zeit, als er sich das Tattoo stechen ließ. Nicht dass sich sein Lebensmotto geändert hätte. Doch das Tattoo als solches mag er heute nicht mehr. Bates lächelt. „So what“, sagt er. Was soll’s.
Die deutsche Sprache ist Bates zwar noch fremd, den Fußball beim HSV hat er aber schnell adaptiert. „Mir gefällt, wie der Trainer spielen lässt.“ Als Innenverteidiger muss Bates künftig das Spiel von hinten heraus aufbauen. So wie es Christian Titz von seinen Abwehrspielern erwartet. Bates kennt diese Art des Fußballs von den Glasgow Rangers. Der Fußball in Schottland ist dagegen ein anderer. „Bei uns wird sehr viel gelaufen und sehr körperbetont gespielt. Dieses Spiel liegt mir“, sagt er.
Holtby als wichtigster Ansprechpartner
Bates ist mit Anfang 20 zwar selbst noch sehr jung, im Kader des HSV damit aber schon eine Art Routinier. „Wir haben sehr viele junge, sehr talentierte Spieler. Da fühle ich mich fast schon alt“, sagt Bates und lacht. Seine Rolle im Team: „Ich will den jungen Spielern helfen und sie auf und neben dem Platz bestmöglich unterstützen.“
Sein wichtigster Ansprechpartner im Team ist Lewis Holtby, der einen britischen Pass besitzt. „Er spricht mit Abstand das beste Englisch“, sagt Bates, der in der Kleinstadt Dunfermline in der Nähe von Edinburgh aufgewachsen ist. Holtbys Großmutter kommt ebenfalls aus dieser Ecke. „Lewis hilft mir sehr. Es ist schön, dass er hier ist.“
Typen wie Bates passen in das Muster der Neuzugänge beim HSV. Ob sie den HSV auch sportlich weiterbringen, wird sich erst noch zeigen. In jedem Fall zeigen sie, dass es der HSV ernst meint mit den kleinen Brötchen und der neuen Bescheidenheit.