Glücksburg. Der Zweitliga erprobte Neuzugang soll beim HSV eine Führungsrolle einnehmen. Becker will weiter auf dem Transfermarkt zuschlagen.
Es war 16.40 Uhr, als der HSV am Sonntagnachmittag das Strandhotel in Glücksburg erreichte. 27 Spieler verließen den Mannschaftsbus, um das Ostsee-Quartier für die kommenden sechs Tage zu beziehen. Ganz zum Schluss kamen die Zimmerpartner Christoph Moritz und Lewis Holtby und führten das Team in das Viersternehotel. Es war eine symbolische Szene für den Start in die Zweitligasaison. Neuzugang Moritz und sein Kumpel Holtby sollen zu den Führungsspielern der neuen HSV-Mannschaft gehören.
Im ersten von zwei Trainingslagern geht es für das stark verjüngte Team vor allem darum, eine neue Führungsstruktur zu bilden. „Eine Hierarchie im Team ist sehr förderlich“, sagte Mittelfeldspieler Moritz nach dem ersten Mannschaftstraining.
Bereits am Sonnabend war der Club im Volkspark mit der ersten Einheit auf dem Rasen in die Saisonvorbereitung gestartet. Rund 1500 Fans waren trotz Regenwetters dabei. Die neue Lust auf den Zweitliga-HSV ist ungebrochen. Tausende neue Mitglieder, 25.000 verkaufte Dauerkarten und nun ein Empfang, wie ihn kaum ein Bundesligist erlebt. „Das macht Lust auf mehr“, sagte Moritz, der zuvor bei Traditionsclubs wie Schalke 04 und zuletzt beim 1. FC Kaiserslautern spielte.
1500 Fans beim HSV-Trainingsauftakt:
1500 Fans feiern den HSV beim ersten öffentlichen Training
Moritz will Jungprofis "in den Hintern treten"
Der Name Moritz steht stellvertretend für die neue Realität des HSV. Ein Spieler, der gerade erst mit Kaiserslautern in die Dritte Liga abgestiegen ist, soll nun in Hamburg eine der wichtigsten Spielerpersönlichkeiten sein und eine neue Mentalität in die Mannschaft bringen. Moritz ist einer von bislang ganz wenigen Spielern beim HSV, die die Zweite Liga kennen.
„Auf uns kommt eine sehr schwierige Saison zu“, sagte der 28-Jährige. „Als älterer Spieler werde ich die Rolle annehmen. Es ist wichtig, den jungen Spielern mal in den Hintern zu treten, aber sie auch mal in den Arm zu nehmen“, sagte Moritz, während hinter ihm die Nachwuchsspieler Marco Drawz, Patric Pfeiffer, Aaron Opoku, Josha Vagnoman, Stephan Ambrosius, Tobias Knost und Jonas David die Kabine verließen.
Straftraining für Vasilije Janjicic
Die Struktur im HSV-Team hat sich bereits verändert. „Man sieht, dass total Leben in der Mannschaft ist. Es herrscht eine gute Stimmung im Training“, sagte Ralf Becker, der die ersten zwei Einheiten beobachtete. Da passte es dem neuen Sportvorstand gar nicht, dass mit Vasilije Janjicic ein weiterer Jungprofi die nötige Berufseinstellung noch vermissen lässt.
Der 19 Jahre junge Schweizer kam wie schon vor einem Jahr mit einem Fitnessrückstand aus dem Urlaub zurück. Der bullige Mittelfeldspieler (1,80 m/82 Kilo) durfte am Mannschaftstraining am Sonntag nicht teilnehmen, musste stattdessen im Fitnessraum aufs Laufband. „Jeder hat im Urlaub sein Programm gehabt und sollte fit erscheinen. Da muss er noch ein bisschen was nachholen“, sagte Becker.
Halilovic und Walace vor dem Absprung
Der Manager lud mit Andreas Ivan (23) am Sonnabend einen Testspieler ein, der sich für eine Woche beim HSV empfehlen kann. Der Offensivspieler mit rumänischen Wurzeln stand in der vergangenen Saison bei Regionalligist Waldhof Mannheim unter Vertrag und machte dort in 31 Spielen mit acht Toren und fünf Vorlagen auf sich aufmerksam. Zudem trainierten am Wochenende neben Moritz und Rückkehrer Pierre-Michel Lasogga auch die weiteren Neuzugänge David Bates und Manuel Wintzheimer erstmals mit ihren neuen Kollegen.
Auf weitere Neuzugänge müssen die Fans vorerst warten. Zunächst gilt es für Becker, Spieler zu verkaufen. So dürften der Brasilianer Walace und der Kroate Alen Halilovic vermutlich noch vor ihrer angepeilten Rückkehr am 2. Juli einen neuen Club gefunden haben. Etwa vier Spieler will der HSV noch verpflichten. Robuste, zweitligaerfahrene Profis, die der Mannschaft auf Anhieb Struktur, Stabilität und Leidenschaft verleihen sollen.
Holtby hofft auf ein gutes Omen
Spieler wie Christoph Moritz, den Trainer Christian Titz noch aus seiner früheren Zeit als Individualtrainer kennt. Als Profi des FC Schalke 04 arbeitete Moritz vor einigen Jahren erstmals mit Titz zusammen. Nachdem Moritz und Holtby beide unter Felix Magath bei Schalke und beim FSV Mainz 05 unter Thomas Tuchel spielten, sind sie nun beim HSV wieder mit Trainer Titz vereint. Moritz und Holtby zählen zur neuen Achse des HSV-Teams. Hinzu kommen Torhüter Julian Pollersbeck, die Verteidiger Gotoku Sakai, Gideon Jung und Douglas Santos, Stürmer Lasogga und Spielmacher Hunt, der gute Chancen hat, zum Kapitän gewählt zu werden.
Die Basis der neuen HSV-Hierarchie soll in Glücksburg gelegt werden. Titz plant dafür auch mehrere Aktionen zur Teambildung. Der Name des Ortes soll dabei helfen. Oder wie es Holtby nach der Ankunft sagte: „Wir hoffen, dass Glücksburg ein gutes Omen für uns ist.“
Der HSV-Sommerfahrplan 2018