Hamburg. Von Adrenalin-Junkies und Feierbiestern: Die HSV-Spieler hatten in der Abstiegssaison vor allem außerhalb des Platzes etwas zu bieten.

Der HSV ist in die Zweite Liga abgestiegen. Hier lesen Sie die Einzelkritik des Hamburger Abendblattes für die Profis über die gesamte Saison.

Julian Pollersbeck (23 Jahre alt/11 Spiele/0 Tore): Kam als feierbiestiger U-21-Europameister von Kaiserslautern zum HSV und brauchte nur zwei Testspiele, um sich Spitznamen wie Pollers-Bock, Patzersbeck oder Pannen-Polli zu erarbeiten. Erst unter Christian Titz zeigte er als revolutionärer Torwart-Libero mit sehenswerten Reflexen, warum der HSV fast vier Millionen Euro für ihn bezahlte.

Christian Mathenia (26/24/0): Der selbst ernannte Adrenalin-Junkie erlebte ein echtes Achterbahn-Jahr. Der Klassenerhalts-Held verspielte seinen Status in der Hinrunde und erhielt nach mehreren Fehlern vom Boulevard den Beinamen „Flutschfinger“ und von Gisdol den Liebesentzug. Sieben-Spiele-Trainer Hollerbach machte Mathenia wieder zum Sieben-Spiele-Torwart, ehe er unter Titz erneut auf die Bank – und im Saisonfinale sogar auf die Tribüne – rotierte. Zukunft offen.

Dennis Diekmeier (28/22/0): Jubelte über sein viertes Kind, seine beste Halbserie der Karriere und vier Sekunden auch über sein erstes Bundesligator. Stand dabei aber ebenso im Abseits wie in der Rückrunde unter Hollerbach und Titz. Hätte sich über einen neuen Zweijahresvertrag freuen können, verzockte sich aber und erlebt nun nach acht Jahren, 173 Spielen und immer noch null Toren einen traurigen Abschied vom HSV.

Gotoku Sakai (27/28/0): Sakai (27/28/0): Aus seinen Finten, Flanken und Finessen könnte man ein richtig hübsches Youtube-Video schneiden. Naheliegender wäre aber ein Film mit haarsträubenden Fehlpässen, Stellungsfehlern und Ballverlusten. Es wäre ein Streifen mit Überlänge. Der Vertrag des mannschaftsdienlichen Kapitäns läuft aus, soll aber verlängert werden.

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Der HSV steigt nach 55 Jahren aus der Bundesliga ab

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    Gideon Jung (23/30/1): Mister Zuverlässig erhielt von Trainer Titz die Adelung zum Führungsspieler. Keiner machte mehr Spiele und weniger Fehler. Der einzige HSV-Profi der vergangenen drei Jahre, der seinen Marktwert konstant nach oben entwickelte. Zur Belohnung gab es eine Vertragsverlängerung bis 2022.

    Mergim Mavraj (31/17/0): Vor einem Jahr bezeichnete der Albaner seinen Wechsel zum HSV als das Beste, was ihm in seiner Karriere passieren konnte. Man kann erahnen, was er nach seiner Degradierung zur U21 und einem Wechsel im Sommer trotz Vertrages bis 2019 über selbigen Club in seinem ersten Interview sagen dürfte.

    Kyriakos Papadopoulos (26/29/1): Dass er trotz zweier Gelbsperren 29 Saisonspiele machen würde, hätte dem chronischen Knie- und Schulterpatienten wohl niemand zugetraut. Läutete nach seiner Trainerkritik als Entschuldigung die griechischen Wochen in Pinneberg ein. Versöhnte sich mit dem HSV. Wird den Gang in die Zweite Liga trotzdem nicht mit antreten.

    Stephan Ambrosius (19/1/0): Der Wilhelmsburger Junge aus der U21 war plötzlich Bundesligaspieler – und nach seinem unglücklichen Einstand in Stuttgart genauso schnell wieder bei der U21. Wurde trotzdem mit einem Profivertrag bis 2021 belohnt.

    Rick van Drongelen (19/18/0): Der junge und kernige Niederländer war der beste Transfer von Todt. Forsches Auftreten außerhalb des Platzes, mitunter noch zu fehlerhaftes Auftreten auf dem Platz. Hat das Potenzial und die Mentalität, sich zu einem guten Bundesligaverteidiger zu entwickeln.

    Douglas Santos (24/27/1): Dass Gisdol den Brasilianer nach dem Pokalaus in Osnabrück auf die Tribüne gesetzt und am liebsten verkauft hätte, ist nur eine von zahlreichen Fehleinschätzungen der HSV-Verantwortlichen. Der Linksverteidiger war nach dem geplatzten Sommer-Transfer der konstanteste Hamburger.

    Josha Vagnoman (17/1/0): Der HSV-Bubi lernte die Bundesliga mit einer 0:6-Niederlage bei den Bayern kennen. Trägt mit 17 Jahren, zwei Monaten und 27 Tagen dafür nun den Titel des jüngsten HSV-Spielers in der Bundesliga-Geschichte. Nur ein Insektenstich in seinem Knie verhinderte sein Startelfdebüt.

    Albin Ekdal (28/19/0): Es gibt vermutlich kein Körperteil, an dem der Schwede noch nicht verletzt war. Übersteht er die WM schadenfrei, dürfte das Schmerzkapitel Ekdal beim HSV trotz Vertrages bis 2019 beendet sein.

    Matti Steinmann (23/8/0): Kam als Student zurück nach Hamburg und wechselte dann vom Hörsaal in die HSV-Arena. Der einstige U20-Nationalspieler hat es im zweiten Anlauf über den Umweg U 21 in die Bundesliga geschafft. Wird den Club nun aber erstmal in die Zweite Liga begleiten.

    Vasilije Janjicic (19/7/0): Sorgte in diesem Jahr für sehr viel mehr negative Schlagzeilen neben statt auf dem Spielfeld. Muss in der Zweiten Liga erst noch beweisen, dass er die Reife eines Fußballprofis hat.

    Walace (23/18/1): Machte am Abstiegsfinalwochenende das, was er am besten kann: Urlaub. Wird sich am Strand von Bahia Gedanken darüber machen, wo er in der nächsten Saison Millionen verdient. In Hamburg hat der möglicherweise beste Fußballer der Mannschaft keine Zukunft.

    Mohamed Gouaida (24/1/0): Rein, raus, fertig. Kam plötzlich aus dem Nichts und verschwand auch ähnlich schnell wieder von der Bildfläche. Für die Bundesliga reicht es nicht – und für die Zweite Liga möglicherweise auch nicht.

    Sejad Salihovic (33/10/1): Muss sich lediglich den Vorwurf gefallen lassen, dass er für die Rolle des Retters ein paar Jährchen zu alt ist. Verhielt sich über die ganze Saison aber tadellos.

    Lewis Holtby (27/16/6): Zu gerne hätte man die beste Lusche der Liga erneut auf dem Dach der Trainerbank tanzen gesehen. Mit seinem bärenstarken Saisonendspurt hätte man fast die schwachen dreieinhalb Jahre zuvor vergessen. Aber eben nur fast.

    Aaron Hunt (31/29/3): Ist und bleibt ein feiner Fußballer, der seine besten Jahre allerdings hinter sich hat. Und trotzdem: seine genialen Momente werden den Fans im kommenden Zweitligajahr fehlen.

    Nicolai Müller (30/2/1): Der Wieso-Weshalb-Warum-Profi. Wieso hat er sich nach seinem ersten Tor nur zu diesem speziellen Jubel entschieden? Weshalb musste alles Pech der Welt in dieser verhängnisvollen achten Saisonminute zusammenkommen? Und warum erwischte es ausgerechnet den Schlüsselspieler des HSV? Wird ab der kommenden Saison woanders jubeln.

    Bakery Jatta (19/10/0): Spielte wahrscheinlich den unorthodoxesten Fußball der Liga. Könnte den Durchbruch im kommenden Jahr beim HSV feiern.

    Tatsuya Ito (20/20/0): Ihm ist der Durchbruch bereits in dieser Saison gelungen. Wer 1,62 Meter groß ist, den wird es nicht wundern, dass sämtliche Wortspiele rund um seine Größe in dieser Saison strapaziert wurden. Deswegen hier ein letztes Mal: Der Kleine hat eine große Zukunft vor sich.

    Filip Kostic (25/30/5): Als der HSV im Saisonendspurt aufdrehte, drehte der Serbe ab. Ist nach Stuttgart nun mit dem HSV abgestiegen – und wird wie seinerzeit Stuttgart nun auch Hamburg verlassen. Schade eigentlich. Der pfeilschnelle Flügelflitzer hätte das Potenzial, mehr aus sich und seiner Mannschaft zu machen, als immer nur abzusteigen.

    Luca Waldschmidt (21/21/1): Viel mehr als zu einem Revival-Moment gegen Wolfsburg wollte dem Retter von 2017 in 2018 nicht gelingen. Man darf gespannt sein, ob Freiburg noch ein drittes Mal versucht, den Offensivallrounder zu verpflichten.

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    André Hahn (27/23/3): Ein guter Junge, aber eben leider nicht ein so guter Fußballer. Trotzdem sollte man dem guten Jungen und nicht so guten Fußballer viel Glück bei seiner nächsten Station wünschen. Beim HSV hat es nun leider genauso wenig gepasst wie beim ersten Mal, als er zum Anfang seiner Karriere durchs Raster rutschte.

    Sven Schipplock (29/10/0): Arbeitete auch in seiner zweiten HSV-Saison erfolgreich an der Legende des erfolglosesten HSV-Stürmers der Vereinsgeschichte. Legenden hat der HSV zwar schon viele. Nun hat er aber auch noch eine echte Torloslegende.

    Bobby Wood (25/23/2): Für die Verdoppelung seines Gehalts bedankte sich der US-Stürmer mit der Halbierung seiner Torausbeute. Von vielen Enttäuschungen in dieser Saison war Wood die Größte.

    Fiete Arp (18/18/2): Der hanseatische Hype um „Uns Fiete“ ließ HSV-Fans im Herbst kurzzeitig von einer großen Zukunft träumen. So schnell sich der Stürmer mit 17 Jahren und zwei Toren in die Herzen schoss, so schnell ereilte ihn nach seinem 18. Geburtstag, Abiturstress, einer verschleppten Grippe und Spekulationen um seine Zukunft die persönliche Erdung. Seine Zukunft liegt wohl beim FC Bayern München.

    Törles Knöll (20/1/0): 20 Tore in der Regionalliga reichten nicht, um bei den Profis mehr als 17 Minuten Spielzeit zu bekommen. Steigt durch seinen Wechsel nach Nürnberg nun in die Bundesliga auf.