Hamburg. Chaotische Szenen beim Stand von 2:1 gegen Gladbach. HSV muss absteigen, da Wolfsburg mit 4:1 gegen Köln gewinnt.
Das erneute Fußballwunder ist ausgeblieben: Trotz eines 2:1-Siegs im letzten Saisonspiel gegen Borussia Mönchengladbach ist der Hamburger SV erstmals in seiner 55 Jahre alten Bundesliga-Geschichte aus dem deutschen Fußball-Oberhaus abgestiegen. Der eigene Erfolg reichte nicht zum Relegationsplatz, da zeitgleich der VfL Wolfsburg mit 4:1 gegen den 1. FC Köln gewann.
Chaoten verzögern den Abpfiff
Eigentlich läuft das Spiel noch, aber der Ball ruht. Grund sind schwarze Rauchwolken, Böller und Leuchtrakten, die sich den Weg aus dem HSV-Fanblock auf den Rasen bahnen. Die Polizei marschiert auf, Schiedsrichter Dr. Felix Braych unterbricht folgerichtig das Spiel. Erst rund 10 Minuten später kann die Situation einigermaßen bereinigt werden, sodass der Ball tief in der Hamburger Hälfte noch einmal freigegeben wird. HSV-Torhüter Julian Pollersbeck schlägt den Ball in den verwaisten Gladbacher Strafraum, dann ertönt ein Pfiff – und der HSV ist abgestiegen...
Während des Spiels
HSV-Fans intonieren die Hymne
Die HSV-Fans finden sich mit dem Abstieg ab und singen lauthals die "Abschlach!"-Hymne "Mein Hamburg lieb ich sehr".
Video Abschlach
Wolfsburg macht wohl den Deckel drauf
Die Hoffnung auf den Klassenerhalt schwindet – der VfL Wolfsburg führt durch einen Kopfballtreffer von Robin Knoche (71.) mit 3:1 gegen den 1. FC Köln. Die Gäste müssten somit noch mindestens dreimal treffen, um dem HSV Schützenhilfe zu leisten.
Wood fliegt vom Platz
Bobby Wood steigt trotz Vorbelastung überhart gegen Jannick Vestergaard ein, wofür ihn Schiedsrichter Felix Brych mit Gelb-Rot vom Platz stellt.
Holtby bringt den HSV zurück
TOOOOOOOR für den HSV – 2:1! Lewis Holtby bringt den HSV wieder zurück ins Rennen um den Klassenerhalt. Aus de Drehung zieht der kleine Mittelfeldmann mit links ab und erzielt mit seinem Schuss in die rechte Ecke seinen fünften Treffer unter Christian Titz.
Kostic vergibt die Führung
...und im Volkspark vergibt Filip Kostic die Riesenmöglichkeit zur Hamburger Führung. Der Serbe schießt Gladbachs Schlussmann Yann Sommer aus kürzester Entfernung an. Mehr oder weniger im Gegenzug rettet Gotoku Sakai in höchster Not, indem er sich in einen Schuss von Jonas Wendt wirft. Da der Ball an den Ellenbogen des HSV-Kapitäns geht, checkt Schiedsrichter Felix Brych die Szene noch einmal über den Videoassistenten – der Elfmeterpfiff bleibt aber aus.
Wolfsburg führt nach Videiobeweis
Bittere Kunde aus Wolfsburg: Der VfL ist gegen Köln wieder in Führung gegangen. Nach Videobeweis wird dem Treffer durch Divock Origi die Anerkennung gewährt.
Ito darf wieder nicht jubeln
Tatsuya Ito um ein Haar mit seinem ersten Bundesligator, doch Gladbachs Schlussmann Yann Sommer lenkt den feinen Schlenzer mit den Fingerspitzen zur Ecke.
Halbzeit: Eigentlich nichts passiert
Einmal kurz durchatmen – in Hamburg und Wolfsburg wurde zur Pause gepfiffen. Letztlich ist durch die unentschiedenen Spielstände noch nicht viel passiert. Für eine erfolgreiche Endabrechnung aus Hamburger Sicht müssen aber mindestens noch je ein Treffer für den HSV und den 1. FC Köln her.
Hunt und Wood vergeben
Der HSV tastet sich allmählich wieder nach vorne. Aaron Hunt und Bobby Wood vergeben allerdings günstige Gelegenheiten. Der Jubel von den Rängen ob des VfL-Zwischenstandes dürfte nun aber auch die Spieler auf dem Rasen wieder beflügeln.
Hector gleicht für Köln aus
Jonas "Lionel" Hector hält den HSV am Leben! Kölns Kapitän bringt mit einem Geniestreich nicht nur den FC in Wolfsburg zurück, sondern gleichzeitig auch den Bundesligadino. Hector wird im Strafraum angespielt, nimmt den Ball mit der Sohle über eine Pirouette mit und lupft den Ball mit der Pieke aus unmöglichem Winkel über Koen Casteels hinweg ins Tor – ein Wahnsinnstreffer!
Ausgerechnet Drmic – Gladbach gleicht aus
Und da ist der Ausgleich: Nach eigenem nicht gegebenen Freistoß lässt sich der HSV eiskalt auskontern, Kyriakos Papadopoulos und Aaron Hunt können Josip Drmic nicht folgen – und die ehemalige HSV-Leihgabe behält alleine vor Julian Pollersbeck die Nerven und drischt den Ball humorlos in die Maschen.
Wolfsburg versemmelt und muss wechseln
In Wolfsburg musste VfL-Kapitän Paul Verhaegh bereits verletzt vom Platz. Und wenige Momente später vergibt Josip Brekalo vor dem leeren Tor die Riesenchance auf das 2:0 – die Wende zugunsten des HSV...?
1:0 nach Videobeweise-Elfer!
Tooooooor für den HSV – 1:0! Lewis Holtby trifft mit seinem Schuss Gladbachs Denis Zakaria am Arm. Schiedsrichter Dr. Felix Brych entscheidet nach Videobeweis auf Elfemter. Und denn hämmert Aaron Hunt kompromisslos mit Vollspann in die rechte Ecke.
Wolfsburg mit Blitztor gegen Köln
Schlechte Kunde aus Wolfsburg: Der VfL ist gegen Köln nach gerade einmal 20 Sekunden in Führung gegangen. Und bei seinem Treffer hatte Josuha Guilavogui ("Der Abstieg wäre eine Katastrophe für jeden von uns") völlig freie Bahn. Und die Niedersachsen drehen weiter auf: Nur sechs Minuten später verhindert FC-Torhüter Timo Horn mit einer Glanztat den zweiten VfL-Treffer.
Vor dem Spiel:
Bähre: Seeler ist nervös
Für HSV-Legende Harry Bähre käme ein vorübergehender Klassenerhalt heute einem Wunder gleich. "Wir haben so viel Glück gehabt, das wäre schon ein Lottogewinn", sagte der erste Bundesligaspieler überhaupt (Spielerpass mit der Nummer 1) kurz vor dem Anpfiff bei Sky.
Und Bähre gab auch einen Einblick in das Innenleben seines alten Freundes Uwe Seeler. "Er redet ja manchmal wirres Zeug, aber heute ist er schon nervös", sagte der 76-Jährige: "Uwe ist auch Pessimist, er sagt 'das wird nichts, das klappt nicht'."
HSV-Fan dreht Interview um
Zwischen Euphorie und Wahnsinn – auch dieses Video vermittelt einen Eindruck von der Stimmung unter den HSV kurz vor dem Anpfiff:
HSV-Fan dreht Interview um
Wolfsburg ohne Topscorer Didavi
Kurzer Blick auch nach Wolfsburg: Dort muss der VfL im Spiel gegen Köln auf seinen Topscorer verzichten – Daniel Didavi (neun Tore, sechs Vorlagen) hat seine Achillessehnen-Probleme nicht mehr rechtzeitig überwunden.
"Ich habe die Entscheidung getroffen, ihn nicht mit 80 Prozent spielen zu lassen. Er wollte gerne, hat aber ganz klar gesagt, dass es nicht zu 100 Prozent geht", sagte Wolfsburgs Trainer Bruno Labbadia kurz vor dem Anpfiff über Didavi.
Kostic spielt, Ekdal und Müller auf der Bank
Die Aufstellung ist da! Diese elf Spieler sollen es gegen Borussia Mönchengladbach richten: Julian Pollersbeck, Douglas Santos, Kyriakos Papadopoulos, Gideon Jung, Gotoku Sakai (Kapitän), Matti Steinmann, Lewis Holtby, Aaron Hunt, Filip Kostic, Tatsyuya Ito und Bobby Wood.
Damit nimmt Christian Titz eine Änderung zum Spiel in Frankfurt vor (0:3): Für Kostic muss Albin Ekdal aus der Startelf weichen, Der Schwede nimmt stattdessen ebenso auf der Bank Platz wie Hoffnungsträger Nicolai Müller.
Großes Spalier für den HSV-Bus
Eine Tausend Anhänger sind dem Aufruf eines Fanclubs gefolgt, den Bus der HSV-Profis an der Sylvesterallee mit einem Spalier in Empfang zu nehmen. Ob es hilft? Nach der letzten vergleichbaren Aktion verlor der HSV das erste Spiel unter Titz mit 1:2 gegen Hertha BSC.
Daran denken die Fans natürlich nicht. "Niemals zweite Liga", sangen sie Fans und feierten ihr Team mit Sprechchören und lauten Anfeuerungsrufen.
Titz lobt die Fans
"Das ist ein außergewöhnlicher Tag. Alleine die Woche mit den vielen positiven Fans und der Spalier hier am Stadion, dazu diese Wichtigkeit vom Spiel", sagte Christin Titz bei Sky: "Uns schon klar ist, was passieren kann. Wir sind in der Situation, dass wir es trotz schwierigem Start noch einmal geschafft haben, auf zwei Punkte heranzukommen. Der Fokus und die ganze Energie liegen auf dem Spiel. Wie wollen versuchen, gegen Gladbach zu gewinnen.“
Zu den Fans sagte Titz: "Was die Zuschauer uns momentan geben, das ist phänomenal und ich glaube einzigartig in Deutschland.“
Wasserwerfer und Reiterstaffel sind da
Die Euphorie in der Hansestadt ist trotz der sportlich schwierigsten Situation in 55 Jahren Bundesliga-Zugehörigkeit seit Tagen groß. Am Himmelfahrtstag kamen 2000 Fans zum öffentlichen Training, am Dienstag hatte das Team die Anhänger zum Eis eingeladen.
Dennoch bereitet sich die Polizei auf das Äußerste vor. Am Stadion haben sich vor Spielbeginn unter anderem Wasserwerfer und Reiterstaffel positioniert, die bei eventuellen Ausschreitungen eingreifen sollen.
Mit der Raute auf dem Rasen
Zum Abstiegsendspiel setzt der HSV auf dem Rasen ein Zeichen. Im Volksparkstadion haben die Greenkeeper für das Spiel gegen Gladbach das Grün in Form einer gigantischen Raute gestaltet. Das Vereinslogo ist von den Tribünen gut zu sehen. "Die Raute im Herzen – und heute auch im Rasen!“, schrieb der Club auf Twitter und teilte ein Foto aus dem Volksparkstadion.