Trainer Titz führte “Zielgespräche. Waldschmidt will nicht mehr zum Griechen. Duo trainiert wieder. Müller-Comeback vertagt.
Platzt die Khelifi-Verpflichtung?
Vor zwei Wochen wurde die Verpflichtung von Salim Khelifi von Eintracht Braunschweig zum HSV bereits als beschlossen vermeldet. Bestätigt ist bislang allerdings nur, dass der Schweizer Flügelspieler den Zweitligisten im Sommer verlässt – nicht aber, in welche Richtung.
Wie das Portal "Liga-zwei.de" vermeldet, ist der Wechsel nach Hamburg keinesfalls sicher. Vielmehr hätten auch Eintracht Frankfurt und Fortuna Düsseldorf Interesse angemeldet. Aufsteiger Düsseldorf habe Khelifi (24) bereits im Winter holen wollen, sich aber mit der Eintracht nicht einigen können.
Beide Mitbewerber haben gegenüber dem HSV einen Vorteil: Sie können Khelifi die sichere Perspektive Bundesliga bieten. Beim Tabellenvorletzten HSV ist das im besten Fall erst am letzten Spieltag der Fall.
Waldschmidt hat genug von Gyros
Der Besuch im "Thessaloniki", dem Pinneberger Lieblingsrestaurant von Kyriakos Papadopoulos, ist beim HSV auf dem Weg zum erhofften Wunder mittlerweile ein festes Ritual. Gyros, Souvlaki, Bifteki – einmal die Woche wird auf Kosten des Innenverteidigers ordentlich geschlemmt. Erst am Dienstagabend stand wieder ein Besuch an.
Nur Luca Waldschmidt ist mittlerweile der Appetit vergangen. "Für mich ist das eine Katastrophe, da kann ich nichts essen", sagte der Retter der Vorsaison mit einem Lächeln im Gesicht: "Ich esse kein Fleisch. Ich versuche einen anderen Deal zu machen, damit wir nicht mehr zum Griechen gehen. Aber es wird schwer. Ich bin da fast alleine."
Hungrig ist er trotzdem – auf einen Sieg am Sonnabend (15.30 Uhr/Sky, Liveticker auf Abendblatt.de) bei seinem Exclub Eintracht Frankfurt. "Unser Ziel ist es, am letzten Spieltag ein Finale zu haben. Dafür müssen wir jetzt in Frankfurt bestehen", sagte der Angreifer.
Steinmann und Hunt zurück
Eitel Sonnenschein am Volkspark: Bei herrlichem Frühlingswetter meldeten sich Spielmacher Aaron Hunt (nach muskulären Problemen) und Mittelfeld-Abräumer Matti Steinmann (nach Erkältung) am Mittwochmittag auf dem Trainingsplatz des HSV zurück. Hunt beließ es allerdings zunächst bei individuellen Übungen, angeleitet von Rehabilitationstrainer Sebastian Capel.
Innenverteidiger Kyriakos Papadopoulos wurde bei der letzten öffentlichen Einheit vor dem Spiel in Frankfurt am Sonnabend geschont, der Grieche arbeitete stattdessen im Kraftraum an seiner Fitness. Auch Stürmer Fiete Arp fehlte entschuldigt: Für den Abiturienten stand die schriftliche Prüfung in Mathematik auf dem Stundenplan.
Arp dürfte am Sonnabend ohnehin wieder für die U19 und nicht für die Profis des HSV antreten. Für die A-Junioren geht es beim Saisonfinale in Bremen um die Meisterschaft in der Bundesliga Nord/Nordost und damit die Teilnahme an der DM-Endrunde.
Weiterhin fehlten Vasilije Janjicic, Mohamed Gouaida, Stephan Ambrosius und Bjarne Thoelke: Das Quartett tritt am Abend für den HSV II im Regionalliga-Nachholspiel beim SSV Jeddeloh in Edewecht an (19 Uhr). Aufgefüllt wurde Christian Titz’ Trainingsgruppe durch die Defensivtalente Tobias Knost, Erjanik Ghubasaryan (beide 17) und Saibo Ibraimo (16).
Titz führte "Zielgespräche"
Mit tiefgreifenden Maßnahmen hat Trainer Christian Titz dem HSV neue Hoffnung gegeben. „Wir mussten etwas Grundlegendes ändern“, sagte der 47-Jährige der Zeitschrift „Sport-Bild“. Er setzt nun verstärkt auf Kurzpassspiel statt auf lange Bälle nach vorn. „Wir wollten die Räume nutzen und immer mit Ballbesitz spielen“, erklärte er.
Zudem führten er und sein Trainerteam „Zielgespräche“ mit den Spielern ein. „Wir haben Positionsprofile für jeden Spieler besprochen“, sagte Titz. Er habe mit jedem genau bestimmt, „wie wir ihre Position sehen, wie sie dort spielen sollen und was sie verbessern sollen.“
Einige Spieler, die bei Titz' Vorgängern Markus Gisdol und Bernd Hollerbach kaum noch eine Rolle spielten, zählen nun wieder zu den Leistungsträgern. So hat Mittelfeldspieler Lewis Holtby in den vergangenen fünf Partien viermal getroffen und war die prägende Figur im Aufbauspiel. Auch Aaron Hunt in seiner neuen Rolle als Stürmer oder Abwehrchef Kyriakos Papadopoulos zeigten sich zuletzt stark verbessert.
Titz war am 12. März als Nachfolger von Hollerbach vom U-21- zum Cheftrainer der Profis befördert worden. In den bisherigen sechs Spielen unter seiner Leitung holte der Tabellenvorletzte zehn Punkte und darf vor dem vorletzten Saisonspiel am Samstag bei Eintracht Frankfurt wieder auf den Klassenverbleib hoffen. Derzeit beträgt der Rückstand auf den VfL Wolfsburg auf Relegationsrang 16 zwei Zähler.
HSV will Durststrecke in Frankfurt beenden
Die Ausgangslage ist klar: Der HSV braucht am Sonnabend im Spiel bei Eintracht Frankfurt den nächsten Sieg, um weiter auf die wundersame Rettung hoffen zu dürfen. Aber das ist lange nicht mehr gelungen. Von drei der vier letzten Reisen an den Main brachten die Hamburger zwar einen Punkt mit, aber sie gewannen keins der letzten elf Ligaduelle mit der Eintracht. Auffällig auch: In keinem der letzten 15 Vergleiche gingen sie mit einer Führung in die Pause.
Der letzte Sieg in Frankfurt gelang dem HSV vor fast acht Jahren (3:1 am 28. August 2010). Seither hatten an der Elbe 13 (!) verschiedene Trainer das Sagen.
Was hoffen lässt: Die Hamburger gewannen drei der letzten vier Spiele. In den letzten fünf Runden, in denen Lewis Holtby vier Treffer erzielte, holte der HSV zehn Punkte, die Eintracht dagegen nur einen. Zudem verloren die Hessen ihre letzten drei Aufgaben bei jeweils drei Gegentoren in der zweiten Halbzeit mit 2:11 Toren. Sie kassierten die Ligarekorde von 17 Gegentoren in der letzten Viertelstunde und zehn Gegentore durch Joker. Nur Absteiger Köln registrierte in diesem Jahr mehr Gegentreffer als die 26 der Eintracht.
Das Spiel in Frankfurt ist bereits seit Wochen ausverkauft, alle 51.500 Plätze in der Commerzbank-Arena sind vergeben. Der HSV hat sein Gästekontingent von gut 5000 Karten vollständig ausgeschöpft. Mehr als 700 HSV-Fans werden mit einem Sonderzug aus Hamburg anreisen.
Frankfurt hält an Kovac fest
Niko Kovac soll bis zum Saisonende Trainer von Eintracht Frankfurt bleiben. Das versicherte Sportdirektor Bruno Hübner am Dienstag im Gespräch mit Frankfurter Medien. „Für uns stellt sich das Thema einer Ablösung überhaupt nicht“, sagte Hübner. Der frühere HSV-Profi Kovac wechselt zur kommenden Saison zum Rekordmeister Bayern München, seit der Bekanntgabe des Abschieds hat Frankfurt alle drei Ligaspiele verloren.
Selbst wenn die Eintracht auch am Sonnabend gegen den HSV verlieren sollte, „wird Niko bis zum Saisonende bleiben“, sagte Hübner: „Ich sehe keinen Zusammenhang zwischen den Ergebnissen und seinem Weggang. Die Mannschaft hält zu ihm und gönnt ihm, dass er nach München geht.“
Am 19. Mai trifft Frankfurt im DFB-Pokal-Finale in Berlin auf den neuen Arbeitgeber von Kovac. Das vergangene Ligaspiel in München hatte die Eintracht 1:4 verloren.
Eintracht setzt auf zwei Rückkehrer
Gegen den HSV kann Kovac auf zwei Rückkehrer setzen. Kevin-Prince Boateng und Carlos Salcedo meldeten sich nach ihren Verletzungen am Dienstag im Mannschaftstraining zurück. Innenverteidiger Salcedo hatte Ende März bei einem Einsatz für die mexikanische Nationalmannschaft einen Schlüsselbeinbruch erlitten. Mittelfeld-Kämpfer Boateng hatte sich im DFB-Pokal-Halbfinale auf Schalke vor zwei Wochen eine Oberschenkelverletzung zugezogen und seither pausiert.
„Wir haben am Sonnabend ein wichtiges Match und können die vergangenen Wochen wiedergutmachen. Die Chance auf Europa lebt. Dafür müssen wir alles tun“, sagte Salcedo. Boateng versprach einen "großen Kampf. Es ist ja auch eine Art Finale für den Hamburger SV. Sie spielen derzeit guten Fußball und bringen die nötige Leidenschaft mit. Das haben wir zur Kenntnis genommen. Nichtsdestotrotz liegt es an uns: Wir müssen alles reinhauen und dürfen keine Geschenke mehr verteilen."
Jonathan de Guzmán (Zerrung) und Ante Rebic (Faserriss) wie auch der angeschlagene Kapitän David Abraham trainierten individuell, Danny Blum fehlte krankheitshalber.
Itos Vertrag ohne Schlupfloch
Zufall oder nicht? Just vor dem Spiel in Frankfurt machte das Gerücht die Runde, die Eintracht habe ein Auge auf HSV-Flügelspieler Tatsuya Ito geworfen. Doch schon folgt die Entwarnung: Der HSV muss den formstarken Japaner nicht vor 2021 gehen lassen. Nach Informationen der „Bild“-Zeitung beinhaltet Itos Vertrag keine Ausstiegsklausel.
Sollte der 1,63-Meter-Mann aber weiter so groß aufspielen, dürfte eine freiwillige Gehaltserhöhung fällig sein. Laut „Bild“ verdient Ito (20) beim HSV eine halbe Million Euro im Jahr, bei Abstieg wären es sogar nur 350.000 Euro.
Müllers Comeback vertagt
Das Comeback von Nicolai Müller lässt weiter auf sich warten. Der Außenangreifer ist nach seinem Kreuzbandriss zwar wieder voll ins Training eingestiegen. Laut Trainer Christian Titz kommt das Spiel in Frankfurt am Sonnabend aber noch zu früh. Beim Saisonfinale gegen Mönchengladbach (12. Mai) könnte es aber so weit sein.
Es wäre Müllers zweiter Saisoneinsatz, nachdem er sich beim Heimsieg gegen Augsburg am ersten Spieltag (1:0) beim Torjubel so schwer am Knie verletzte. Ob der Topscorer der vergangenen Saison seine Karriere in Hamburg fortsetzt, ist offen. Sollte der HSV den Klassenerhalt schaffen, will der Club die Vertragsgespräche mit dem 30-Jährigen wiederaufnehmen. Eine bereits ausverhandelte Verlängerung war im Winter am Veto des Aufsichtsrats gescheitert.
Labbadia übernimmt HSV-Rezept ...
HSV-Abstiegskonkurrent VfL Wolfsburg geht vor dem vorletzten Saisonspiel bei RB Leipzig ins Kurztrainingslager. VfL-Coach Bruno Labbadia zieht seine Mannschaft von diesem Mittwoch an für drei Tage in Teistungen im thüringischen Landkreis Eichsfeld zusammen. Dort will Labbadia seine Fußballer auf den Bundesliga-Schlussspurt einschwören.
„Sinn der Sache ist, dass wir Ruhe haben und konzentriert und fokussiert arbeiten können. Wir wollen auf und auch außerhalb des Platzes viel Zeit miteinander verbringen und glauben, dass wir dort gute Bedingungen dafür haben“, betonte Labbadia.
Schon in seiner Zeit als Trainer beim HSV hatte Labbadia seine damalige Mannschaft in Trainingslagern zusammengezogen und den Club anschließend gerettet. Nach der 1:3-Niederlage gegen den HSV hat Wolfsburg zwei Spieltage vor dem Saisonende als Tabellen-16. nur noch zwei Punkte Vorsprung auf die Hamburger. Am Sonnabend (15.30 Uhr/Sky) tritt der VfL in Leipzig an, am letzten Spieltag empfangen die Niedersachsen den 1. FC Köln.
... und steht angeblich vor dem Aus
Der Glaube, dass sich der VfL unter Labbadia wieder stabilisiert, ist im Verein offenbar schon verloren gegangen. Nach einem Bericht der Zeitschrift „Sport-Bild“ steht die Entlassung kurz bevor. Unter Labbadia haben die Wolfsburger in neun Spielen nur sechs Punkte gesammelt.
Den Rückhalt in der Mannschaft habe der 52-Jährige nach der 1:3-Niederlage gegen den HSV am vergangenen Sonnabend bereits verloren. Erst nach einem anschließenden Krisengespräch habe sich die Vereinsführung entschlossen, mit Labbadia in die beiden verbleibenden Saisonspiele zu gehen. Eine Entlassung noch vor den möglichen Relegationsspielen sei aber „nicht ausgeschlossen“.
Mustafi spricht über “verlorene Jugend“
Weltmeister Shkodran Mustafi, einst Nachwuchsspieler des HSV, denkt mit zwiespältigen Gefühlen an seine Jugend. „Man muss früh erwachsen sein, einem wird ein Stück weit die Kindheit, die Jugend genommen, man muss stark sein, eine Persönlichkeit“, sagte der 26-Jährige in einem Interview mit dem Sport-Informations-Dienst in Bezug auf die Aussagen seines Abwehrkollegen Per Mertesacker, mit dem er beim FC Arsenal zusammenspielt und in der Nationalmannschaft 2014 den WM-Titel gewann.
Mertesacker hatte in einem viel beachteten „Spiegel“-Interview Einblick in die psychischen Belastungen gegeben, denen Profifußballer ausgesetzt sind. Mustafi selbst kennt dieses Gefühl: „Man muss Fehler und Kritik annehmen. Hast du einen Fehler gemacht und dir sagen viele, wie schlecht du bist, ist es schon schwierig.“
Er selbst habe gelernt, mit dem Druck umzugehen. „Für mich war es immer wichtig, eine Mischung zu finden. Ich wollte meine Routine haben: ‘Hey, das ist mein Job. Ich muss das jeden Tag machen.’ Ich wollte nicht sagen, es geht um alles oder nichts. Ich muss das ja machen, egal, ob die Leute pfeifen oder auf Fehler hoffen. Auf der anderen Seite wollte ich es nicht zu locker nehmen, sondern mir trotzdem ein bisschen Druck machen. ‘Hey, es ist etwas Besonderes, du bist Profifußballer, du hast Dir das erträumt, du darfst das leben!’“
Mustafi war 2006 als 14-Jähriger vom heimischen SV Rotenburg a. d. Fulda ins Nachwuchsleistungszentrum des HSV gewechselt, wo er vom Stürmer zum Defensivspieler umgeschult wurde. 2009 schloss er sich dem FC Everton an.