Hamburg. Der lange Zeit nicht berücksichtigte Torhüter avanciert zum Matchwinner. Seine Zukunft ist allerdings unklar.

Julian Pollersbeck hatte einiges an Adrenalin abzuladen. Nach dem Tor von Lewis Holtby ballte er die Fäuste und rannte jubelnd durch die eigene Hälfte, als hätte er selber getroffen. Dass er das 1:0 gegen Freiburg überhaupt so emotional feiern konnte, lag auch an seinen Paraden, mit denen der Torhüter den HSV lange Zeit im Spiel hielt. Gleich viermal verhinderte Pollersbeck mit seinen teilweise spektakulären Reflexen vor der Pause einen Rückstand gegen Freiburg.

„Er hat ein gutes Reaktionsvermögen“, lobte Trainer Christian Titz, wohl wissend, dass der HSV nun endlich wieder einen Spieler zwischen den Pfosten hat, der auch vermeintlich unhaltbare Bälle abwehrt. „Wir sind froh, so einen guten Torhüter zu haben“, sagte der HSV-Coach.

Und auch Routinier Aaron Hunt bedankte sich stellvertretend für die gesamte Mannschaft bei seinem Schlussmann. „Er hat zwei richtig gute Dinger rausgeholt, sonst wären wir wahrscheinlich in Rückstand geraten.“

Pollersbeck mit den meisten Ballkontakten

Dabei waren es nicht nur seine Paraden, durch die Pollersbeck zum heimlichen Spieler des Spiels avancierte. Als permanenter Anspielpartner für die Defensive nahm er außerdem die Rolle des ersten Aufbauspielers ein. „Das macht Spaß“, sagte Pollersbeck über seine neue Rolle unter Titz. 68 Ballkontakte – so viele wie kein anderer Profi auf dem Platz – sprechen für sich.

Blut, Schweiß und Posen: HSV siegt gegen Freiburg

Urschrei in Minute 54: Soeben hat Lewis Holtby den HSV mit 1:0 in Führung gebracht
Urschrei in Minute 54: Soeben hat Lewis Holtby den HSV mit 1:0 in Führung gebracht © Getty Images
Und so feierte der Torschütze selbst
Und so feierte der Torschütze selbst © dpa
Grund lieferte ein Schuss mit der Pieke – Holtby stocherte den Ball mit links ins Tor
Grund lieferte ein Schuss mit der Pieke – Holtby stocherte den Ball mit links ins Tor © Imago/Action Pictures
Seinen dritten Treffer unter Trainer Christian Titz genoss der wiedererstarkte Mittelfeldspieler in vollen Zügen
Seinen dritten Treffer unter Trainer Christian Titz genoss der wiedererstarkte Mittelfeldspieler in vollen Zügen © Imago/MIS
Aber auch an der Seitenlinie herrschte Ekstase – wie etwa bei Fiete Arp (l.)
Aber auch an der Seitenlinie herrschte Ekstase – wie etwa bei Fiete Arp (l.) © Imago/ActionPictures
Nach dem Schlusspfiff fiel der Jubel nicht minder euphorisch aus
Nach dem Schlusspfiff fiel der Jubel nicht minder euphorisch aus © Imago/Nordphoto
Immer wieder über links: Filip Kostic legte gegen Freiburg los wie die Feuerwehr
Immer wieder über links: Filip Kostic legte gegen Freiburg los wie die Feuerwehr © Reuters
Straucheln erlaubt, nur liegenbleiben nicht: HSV-Kapitän Gotoku Sakai gegen Freiburgs Janik Haberer
Straucheln erlaubt, nur liegenbleiben nicht: HSV-Kapitän Gotoku Sakai gegen Freiburgs Janik Haberer © Reuters
SC-Torhüter Alexander Schwolow musste in der ersten Hälfte teilweise tief in die Sonne blicken
SC-Torhüter Alexander Schwolow musste in der ersten Hälfte teilweise tief in die Sonne blicken © Reuters
Sein gegenüber Julian Pollersbeck wiederum bewahrte den HSV in der 35. Minute mit zwei Glanzparaden vor dem Rückstand
Sein gegenüber Julian Pollersbeck wiederum bewahrte den HSV in der 35. Minute mit zwei Glanzparaden vor dem Rückstand © Getty Images
In der Anfangsphase nahm der HSV vor allem Freiburgs Abwehrmann Caglar Söyüncü unter Beschuss
In der Anfangsphase nahm der HSV vor allem Freiburgs Abwehrmann Caglar Söyüncü unter Beschuss © Witters
Nach diesem Laufduell mit Kostic musste der Türke mit Gelb-Rot vom Platz
Nach diesem Laufduell mit Kostic musste der Türke mit Gelb-Rot vom Platz © Imago/ActionPictures
Kurios: Mitte der ersten Halbzeit musste Matti Steinmann mit blutiger Nase minutenlang auf ein Ersatztrikot warten
Kurios: Mitte der ersten Halbzeit musste Matti Steinmann mit blutiger Nase minutenlang auf ein Ersatztrikot warten © Witters
Und so sah Herr Steinmann vor dem Trikotwechsel aus
Und so sah Herr Steinmann vor dem Trikotwechsel aus © Imago/Action Pictures
Auch sein Gegenspieler Janik Haberer musste einstecken
Auch sein Gegenspieler Janik Haberer musste einstecken © Witters
Noch läuft die Bundesligauhr, und die Moral ist intakt: Die HSV-Profis beim Mannschaftskreis vor dem Spiel
Noch läuft die Bundesligauhr, und die Moral ist intakt: Die HSV-Profis beim Mannschaftskreis vor dem Spiel © Witters
Fiete Arp musste heute zwar zunächst auf die Bank, hatte deshalb aber längst noch keine schlechte Laune
Fiete Arp musste heute zwar zunächst auf die Bank, hatte deshalb aber längst noch keine schlechte Laune © Witters
Verstehen sich nicht nur aufgrund ihres süddeutschen Idioms: Die Trainer und Namensvetter Christian Streich (l., SC Freiburg) und Christian Titz
Verstehen sich nicht nur aufgrund ihres süddeutschen Idioms: Die Trainer und Namensvetter Christian Streich (l., SC Freiburg) und Christian Titz © Witters
Für Titz durfte es heute allerdings nicht ins Auge gehen
Für Titz durfte es heute allerdings nicht ins Auge gehen © Witters
Rund um das Volksparkstadion waren die Sicherheitsvorkehrungen erneut groß
Rund um das Volksparkstadion waren die Sicherheitsvorkehrungen erneut groß © Witters
Die HSV-Fans sorgten for dem Anpfiff einmal mehr für Gänsehaut-Atmosphäre
Die HSV-Fans sorgten for dem Anpfiff einmal mehr für Gänsehaut-Atmosphäre © Reuters
Vor dem Spiel heizte nicht nur Lotto King Karl ein, sondern auch die Band
Vor dem Spiel heizte nicht nur Lotto King Karl ein, sondern auch die Band "Abschlach!" mit ihrem lokalpatriotischen Hit "Mein Hamburg lieb ich sehr" © Witters
Auf der Tribüne schworen sich unterdessen Aufsichtsratschef Bernd Hoffmann und Alleinvorstand Frank Wettstein auf das Kellerduell ein
Auf der Tribüne schworen sich unterdessen Aufsichtsratschef Bernd Hoffmann und Alleinvorstand Frank Wettstein auf das Kellerduell ein © Witters
Fiebert mit seinen Ex-Kollegen: HSV-Aufsichtsratsmitglied Marcell Jansen
Fiebert mit seinen Ex-Kollegen: HSV-Aufsichtsratsmitglied Marcell Jansen © Witters
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Der vor der Saison für 3,5 Millionen Euro von Kaiserslautern verpflichtete U-21-Europameister wird immer sicherer in seinem Spiel. Auch lange Bälle der Gäste pflückte er problemlos herunter und strahlte dabei die Souveränität aus, die seine Vorderleute in der Abwehr oftmals vermissen ließen. Es war zweifellos sein bestes Spiel im erst siebten Anlauf für den HSV. Sich selber dafür loben wollte er allerdings nicht. „Es ist meine Aufgabe, Bälle zu halten“, sagte Pollersbeck nüchtern nach dem überlebenswichtigen Sieg.

Der lange Zeit nicht berücksichtigte Keeper ist plötzlich eine wichtige Säule im Team. „Was war, ist völlig egal. Es ist eine Ehre, für diesen Verein vor so geilen Fans zu spielen.“

Frankfurt will Pollersbeck verpflichten

Ob Pollersbeck auch über die Saison hinaus mit den HSV-Anhängern jubeln wird, ist dagegen unklar. Vor allem Eintracht Frankfurt ist nach Abendblatt-Informationen weiterhin stark an einer Verpflichtung des 23-Jährigen als Nachfolger für den scheidenden Lukáš Hrádecký interessiert.

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Bevor er eine Entscheidung über seine Zukunft trifft, lebt Pollersbeck den Traum, mit dem HSV doch noch die Klasse zu halten. „Wir wissen, dass vieles möglich ist, wenn man den Glauben nicht verliert“, gibt sich der Torhüter kämpferisch.

Damit das Wunder gelingt, bedarf es in Wolfsburg einer ähnlichen Top-Leistung von Pollersbeck – mit einem weiteren Adrenalinausbruch.