Wettstein macht sich erneut für Trainer Titz stark. Holtby erklärt seine Leistungsexplosion und Hunt lobt Ex-Coach Hollerbach.

Wechsel von Bayern-Talent zum HSV wird platzen

Eigentlich galt der Wechsel von Bayern-Talent Lukas Mai zum HSV bereits als sicher. Der Abwehrspieler hatte sich vor wenigen Wochen mit Kaderplaner Johannes Spors das Trainingsgelände im Volkspark angesehen. Der HSV lockte den Innenverteidiger mit der in Aussicht gestellten Einsatzzeit im Falle eines Abstiegs. Dass Mai nun aber am Wochenende in Hannover für die Profis des FC Bayern an der Seite von Jérôme Boateng debütierte, zeigt, dass die Münchner den Kampf um ihr Juwel noch nicht aufgegeben haben.

Lukas Mai debütierte in Hannover als siebtjüngster Bayern-Profi
Lukas Mai debütierte in Hannover als siebtjüngster Bayern-Profi © Bongarts/Getty Images | Oliver Hardt

„Lukas Mai verlässt den FC Bayern nicht. Davon gehen wir aus“, sagte Sportchef Hasan Salihamidzic im Anschluss. Er will den auslaufenden Vertrag mit dem Youngster verlängern und ihm eine Perspektive beim Rekordmeister aufzeigen.

Bei seinem Bundesligadebüt spielte der 18-Jährige schon fast wie ein Routinier. Durchaus geschickt im Zweikampf, mit großer Ruhe am Ball und sicherem Stellungsspiel. „Natürlich darf er Fehler machen, aber er hat keine gemacht“, lautete das ausgemacht positive Zeugnis von Trainer Jupp Heynckes über den ersten Spieler des Jahrgangs 2000, der das Trikot des Branchenprimus in einem Bundesligaspiel trug: „Mir imponierte im Training und in den Freundschaftsspielen, dass er unaufgeregt ist. Dass er sachlich spielt, kopfballstark ist und eine relativ gute Spieleröffnung hat.“

Einen Spieler mit dieser Qualität muss der HSV nun woanders als bei den Bayern suchen.

Titz: Familientag statt Abstiegs-Fußball im TV

HSV-Trainer Christian Titz gönnt sich nach dem Erfolg über den SC Freiburg einen fußballfreien Sonntagabend. Statt im Fernsehen die Spiele der Konkurrenz von Mainz 05 und dem 1. FC Köln zu verfolgen, widmet sich der 47-Jährige lieber der Familie, sagte er am Sonntag nach dem Auslaufen der Profis im Volksparkstadion der Hansestadt. „Meine Kinder und meine Frau warten zu Hause. Wir haben schönes Wetter in Hamburg, werden in den Garten gehen und grillen“, sagte der Coach.

Wettstein lobt Titz

Mit dem zweiten Sieg im fünften Spiel betrieb Tritz auch Werbung in eigener Sache. „Für Trainer sind Siege immer wichtig. Am Ende ist Fußball ein Ergebnissport. Den Erfolg hat er verdient, dafür arbeitet er hart“, sagte Alleinvorstand Frank Wettstein über den neuen Coach. „Die Tabelle ist immer noch bescheiden. Man sieht aber an der Atmosphäre im Stadion, dass die Leute diesen Weg akzeptieren. Das ist der einzig richtige Weg. Dafür ist es auch gut, dass er Spiele gewinnt.“

HSV II siegt 3:1

Trotz eines deutlichen 3:1-Sieges nach Rückstand gegen den VfB Oldenburg bleibt die „Zwote“ des HSV auf Rang zwei der Regionalliga Nord. Bei zwei mehr bestrittenen Spielen haben die Hamburger einen Punkt Rückstand auf Tabellenführer SC Weiche Flensburg 08. Törless Knöll mit seinem 19. Saisontor, Patrick Storb und Christian Stark machten den Erfolg perfekt. Der HSV agierte in den letzten 15 Minuten nach einer Roten Karte in Überzahl.

Holtby verspürt Genugtuung

„So, die Lusche ist da, auf geht’s“, mit diesen Worten meldete sich Lewis Holtby nach dem 1:0-Sieg gegen Freiburg bei den wartenden Journalisten zum Gespräch an. Es war eine Genugtuung für den Mann, den die „Bild“ vor wenigen Wochen noch als „Lusche“ bezeichnet hatte, nachdem er bei den beiden Ex-Trainern Markus Gisdol und Bernd Hollerbach keine Rolle mehr spielte.

Unter Christian Titz blüht der Mittelfeldspieler nun regelgerecht auf, erzielte drei Treffer in fünf Spielen. „Das schwierige Dreivierteljahr war Motivation für mich, es allen zu zeigen, dass ich doch ein ganz guter Kicker bin“, sagte Holtby. Doch was macht den Top-Verdiener (3,5 Millionen Euro Jahresgage plus Prämien) momentan so stark? „Ich habe Spaß am Fußball. Den hatte ich immer. Ich habe die Fresse gehalten, meinen Mund nie aufgemacht und weitergearbeitet", sagt er über sich selbst.

Holtby will es allen Kritikern zeigen. Entsprechend gestikulierte er nach seinem dritten Tor im fünften Spiel unter Titz
Holtby will es allen Kritikern zeigen. Entsprechend gestikulierte er nach seinem dritten Tor im fünften Spiel unter Titz © Bongarts/Getty Images | Stuart Franklin

Kritik an Gisdol oder Hollerbach will Holtby nach wie vor nicht äußern. „Ich lebe im Hier und Jetzt. Was in der Vergangenheit war, ist egal. Jetzt geht es darum, den Bock noch umzustoßen. Das beginnt ab heute. Ich habe immer daran geglaubt. Ich habe immer versucht, alles auszublenden. Es ging mir teilweise auch scheiße. Wichtig war aber, den Fokus nicht zu verlieren und im Training weiter Gas zu geben.“

Einzelkritik: Steinmann im Glück

Maßgeblichen Anteil an der Leistungsexplosion Holtbys hat vor allem Trainer Titz, wie der „Achter“ zugab: „Wenn man mir das Vertrauen gibt, dann zahle ich das mit Leistung zurück. Das war davor auch immer der Fall. Ich bin dankbar, dass es jetzt so gekommen ist.“

Titz weiß, was Holtby braucht

Eine Reaktion des gelobten Trainers ließ nicht lange auf sich warten. „Dass wir zuletzt Punkte geholt haben, liegt nicht nur an Lewis, sondern an der gesamten Mannschaft. Lewis ist aber ein Spieler, der eine gewisse Qualität in der Endzone hat. Wir haben das Spiel jetzt etwas weiter nach vorne verlagert, was ihm sicherlich zugute kommt“, sagte Titz, der weiß, dass Holtby ein Spieler ist, der Vertrauen benötigt. „Was ihm mit Sicherheit hilft, ist, einen Trainer zu haben, der ihn genau kennt. Das hat viel mit Vertrauen zu tun. Man weiß, dass beim ersten Fehler nicht gleich was passiert.“

Gregoritsch trifft für den HSV

Ähnlich wie Holtby jubelte auch Gregoritsch
Ähnlich wie Holtby jubelte auch Gregoritsch © Bongarts/Getty Images | Adam Pretty

Gute Nachrichten für den HSV: Abstiegskonkurrent Mainz 05 hat im Auswärtsspiel beim FC Augsburg keine Punkte holen können und bleibt damit weiter fünf Punkte vor den Hanseaten. Ex-Hamburger Michael Gregoritsch (29.) erzielte mit seinem zwölften Saisontor beim 2:0 (1:0) die Führung für Augsburg. Damit bleibt Mainz mit 30 Zählern punktgleich mit Wolfsburg und Freiburg auf dem Relegationsplatz 16.

Hunt lobt Ex-Trainer Hollerbach

Er zog die meisten Sprints an und spielt immer besser in seiner neuen Rolle als falsche Neun. Ein Grund für Aaron Hunts starke Form: der Offensivspieler ist körperlich topfit. Das habe er auch Ex-Trainer Bernd Hollerbach zu verdanken. „Ich bin viel im Kraftraum und mache dort die eine oder andere Übung. Ich fühle mich einfach gut jetzt im Endspurt. Bernd Hollerbach hat mir persönlich glaube ich sehr gut getan – auch wenn er nur kurze Zeit da war. Er hat mich in der Saison noch mal auf ein anderes Level gebracht. Mir persönlich hat das Training von ihm gutgetan“, sagte Hunt.

Blut, Schweiß und Posen: HSV siegt gegen Freiburg

Urschrei in Minute 54: Soeben hat Lewis Holtby den HSV mit 1:0 in Führung gebracht
Urschrei in Minute 54: Soeben hat Lewis Holtby den HSV mit 1:0 in Führung gebracht © Getty Images
Und so feierte der Torschütze selbst
Und so feierte der Torschütze selbst © dpa
Grund lieferte ein Schuss mit der Pieke – Holtby stocherte den Ball mit links ins Tor
Grund lieferte ein Schuss mit der Pieke – Holtby stocherte den Ball mit links ins Tor © Imago/Action Pictures
Seinen dritten Treffer unter Trainer Christian Titz genoss der wiedererstarkte Mittelfeldspieler in vollen Zügen
Seinen dritten Treffer unter Trainer Christian Titz genoss der wiedererstarkte Mittelfeldspieler in vollen Zügen © Imago/MIS
Aber auch an der Seitenlinie herrschte Ekstase – wie etwa bei Fiete Arp (l.)
Aber auch an der Seitenlinie herrschte Ekstase – wie etwa bei Fiete Arp (l.) © Imago/ActionPictures
Nach dem Schlusspfiff fiel der Jubel nicht minder euphorisch aus
Nach dem Schlusspfiff fiel der Jubel nicht minder euphorisch aus © Imago/Nordphoto
Immer wieder über links: Filip Kostic legte gegen Freiburg los wie die Feuerwehr
Immer wieder über links: Filip Kostic legte gegen Freiburg los wie die Feuerwehr © Reuters
Straucheln erlaubt, nur liegenbleiben nicht: HSV-Kapitän Gotoku Sakai gegen Freiburgs Janik Haberer
Straucheln erlaubt, nur liegenbleiben nicht: HSV-Kapitän Gotoku Sakai gegen Freiburgs Janik Haberer © Reuters
SC-Torhüter Alexander Schwolow musste in der ersten Hälfte teilweise tief in die Sonne blicken
SC-Torhüter Alexander Schwolow musste in der ersten Hälfte teilweise tief in die Sonne blicken © Reuters
Sein gegenüber Julian Pollersbeck wiederum bewahrte den HSV in der 35. Minute mit zwei Glanzparaden vor dem Rückstand
Sein gegenüber Julian Pollersbeck wiederum bewahrte den HSV in der 35. Minute mit zwei Glanzparaden vor dem Rückstand © Getty Images
In der Anfangsphase nahm der HSV vor allem Freiburgs Abwehrmann Caglar Söyüncü unter Beschuss
In der Anfangsphase nahm der HSV vor allem Freiburgs Abwehrmann Caglar Söyüncü unter Beschuss © Witters
Nach diesem Laufduell mit Kostic musste der Türke mit Gelb-Rot vom Platz
Nach diesem Laufduell mit Kostic musste der Türke mit Gelb-Rot vom Platz © Imago/ActionPictures
Kurios: Mitte der ersten Halbzeit musste Matti Steinmann mit blutiger Nase minutenlang auf ein Ersatztrikot warten
Kurios: Mitte der ersten Halbzeit musste Matti Steinmann mit blutiger Nase minutenlang auf ein Ersatztrikot warten © Witters
Und so sah Herr Steinmann vor dem Trikotwechsel aus
Und so sah Herr Steinmann vor dem Trikotwechsel aus © Imago/Action Pictures
Auch sein Gegenspieler Janik Haberer musste einstecken
Auch sein Gegenspieler Janik Haberer musste einstecken © Witters
Noch läuft die Bundesligauhr, und die Moral ist intakt: Die HSV-Profis beim Mannschaftskreis vor dem Spiel
Noch läuft die Bundesligauhr, und die Moral ist intakt: Die HSV-Profis beim Mannschaftskreis vor dem Spiel © Witters
Fiete Arp musste heute zwar zunächst auf die Bank, hatte deshalb aber längst noch keine schlechte Laune
Fiete Arp musste heute zwar zunächst auf die Bank, hatte deshalb aber längst noch keine schlechte Laune © Witters
Verstehen sich nicht nur aufgrund ihres süddeutschen Idioms: Die Trainer und Namensvetter Christian Streich (l., SC Freiburg) und Christian Titz
Verstehen sich nicht nur aufgrund ihres süddeutschen Idioms: Die Trainer und Namensvetter Christian Streich (l., SC Freiburg) und Christian Titz © Witters
Für Titz durfte es heute allerdings nicht ins Auge gehen
Für Titz durfte es heute allerdings nicht ins Auge gehen © Witters
Rund um das Volksparkstadion waren die Sicherheitsvorkehrungen erneut groß
Rund um das Volksparkstadion waren die Sicherheitsvorkehrungen erneut groß © Witters
Die HSV-Fans sorgten for dem Anpfiff einmal mehr für Gänsehaut-Atmosphäre
Die HSV-Fans sorgten for dem Anpfiff einmal mehr für Gänsehaut-Atmosphäre © Reuters
Vor dem Spiel heizte nicht nur Lotto King Karl ein, sondern auch die Band
Vor dem Spiel heizte nicht nur Lotto King Karl ein, sondern auch die Band "Abschlach!" mit ihrem lokalpatriotischen Hit "Mein Hamburg lieb ich sehr" © Witters
Auf der Tribüne schworen sich unterdessen Aufsichtsratschef Bernd Hoffmann und Alleinvorstand Frank Wettstein auf das Kellerduell ein
Auf der Tribüne schworen sich unterdessen Aufsichtsratschef Bernd Hoffmann und Alleinvorstand Frank Wettstein auf das Kellerduell ein © Witters
Fiebert mit seinen Ex-Kollegen: HSV-Aufsichtsratsmitglied Marcell Jansen
Fiebert mit seinen Ex-Kollegen: HSV-Aufsichtsratsmitglied Marcell Jansen © Witters
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Vagnoman musste operiert werden

Abwehrtalent Josha Vagnoman droht das vorzeitige Saison-Aus. Der 17 Jahre alte Linksverteidiger musste wegen eines entzündeten Insektenstichs am Knie im UKE operiert werden, teilte der HSV mit. Eigentlich war Vagnoman gegen Freiburg für die Startelf vorgesehen, doch die Verletzung durchkreuzten die Pläne von Trainer Titz.

Nacht der Museen: Auch 400 Fans beim HSV

Die glorreichen Fußball-Zeiten des HSV liegen schon lange zurück. Die HSV-Fans, die sich an die Triumphe und Trophäen, an Legenden wie Uwe Seeler und Felix Magath erinnern und vom trüben Bundesliga-Alltag mit dem andauernden Abstiegskampf ablenken wollen, können dies im Museum im Hamburger Volksparkstadion tun. Diesmal sogar in der Nacht zum Sonntag.

Die Erinnerungsstätte des HSV war Teil der 18. Hamburger Nacht der Museen, bei der die Kabinenrandale des SC Freiburg entlarvt wurde. Rund 400 Besucher kamen nach dem 1:0-Hoffnungssieg gegen den SC Freiburg, um sich im Vereinsmuseum die Exponate bis zurück in die Gründerzeit des über 130 Jahre alten Clubs anzuschauen.