Titz adelt Kritiker Papadopoulos. Douglas Santos ist wieder fit. Trainerduo verlängert Vertrag. HSV geht bei Demirbay leer aus.
HSV verlängert mit Trainerduo
Der HSV hat die auslaufenden Verträge mit dem früheren Nationalspieler Christian Rahn und mit Marcus Rabenhorst um ein weiteres Jahr verlängert. Das Trainerteam der in der Oberliga spielenden HSV-III-Mannschaft ist nun bis zum Sommer 2019 gebunden, teilte der HSV e. V. am Donnerstag mit. Der Kontrakt gilt auch, wenn der derzeitige Tabellen-16. HSV III den Abstieg nicht verhindern können sollte.
„Gerade in unserer sportlich schwierigen Situation ist es umso schöner, dass Marcus und Christian mit ihrer Vertragsverlängerung ein positives Zeichen setzen“, sagte Fußball-Abteilungsleiter Frank Schaube. „Gemeinsam mit Marcus und Christian wollen wir den Abstieg verhindern und darüber hinaus die Zukunft der Mannschaft positiv gestalten."
Das Duo Rabenhorst/Rahn trainiert den HSV III seit Herbst. Rahn ist in Hamburg geboren und begann seine Profikarriere beim FC St. Pauli. 2002 wechselte er zum HSV, zwei Jahre später wurde er unter Rudi Völler Nationalspieler. Nach Stationen in Köln, Rostock, Fürth und Regensburg kehrte Rahn 2013 nach Hamburg zurück. Seitdem arbeitet er als Trainer, zuerst beim FC St. Pauli, seit Sommer 2015 beim HSV.
Wettstein bringt neue Fananleihe ins Spiel
Alleinvorstand Frank Wettstein hat Einblick in die finanziellen Planungen des HSV für den Fall des Abstiegs in die Zweite Bundesliga gegeben. Das Mannschaftsbudget werde dann auf gut 27 Millionen Euro gedeckelt, sagte Wettstein beim "Handelsblatt-Club-Gespräch" im Volksparkstadion. Das entspräche etwa der Hälfte der aktuellen Ausgaben für Spielergehälter. Spieler und Manager des Vereins müssten vertraglich vereinbarte Einbußen in Kauf nehmen. "Die Pleite droht dem Club nicht", versicherte Wettstein, "der Abstieg würde uns nicht ungeplant treffen."
Um die Rückzahlung einer 2019 fälligen Fananleihe über 17,5 Millionen Euro zu gewährleisten, müsse in den kommenden zwölf Monaten ein Plan entwickelt werden. Denkbar sei, eine neue Fananleihe aufzulegen, die sowohl für Fans als auch für professionelle Investoren interessant sei. In jedem Fall seien die Voraussetzungen für eine Bundesliga-Lizenz erfüllt, zumal der HSV auf 50 Millionen Euro Eigenkapital verweisen könne.
Vergangene Woche hatte der HSV eine Lizenz für die kommende Zweitligasaison beantragt. Der Club erwartet nun ein Antwortschreiben der DFL, in dem die erwarteten Bedingungen und Auflagen für den Fall des Abstiegs formuliert werden. Diese müsste der HSV bis zum 23. Mai erfüllen. Voraussichtlich ist dafür eine Bürgschaft von Investor Klaus-Michael Kühne vonnöten.
"Die Lizenz für die Zweite Liga werden wir bekommen", versicherte Wettstein, der seit März alleiniger Vorstand des HSV ist. Sollte der HSV allerdings mehrere Jahre in der Zweiten Liga verbleiben, wäre das ein "Totalschaden. Aber das kann nicht der Anspruch des HSV sein". Als Vorbild könne vielmehr Borussia Dortmund dienen, zu dessen Sanierung Wettstein einst beratend beitrug. Der BVB habe konsequent auf den eigenen Nachwuchs gesetzt und sich erfolgreich als Alternative zum FC Bayern positioniert.
Titz appelliert an die Fans
52.000 Eintrittskarten hat der HSV für das Heimspiel am Sonnabend (18.30 Uhr, Volksparkstadion/Sky, Liveticker auf Abendblatt.de) gegen den FC Schalke verkauft, davon etwa zehn Prozent an Gästefans. 5000 Abnehmer werden also noch gesucht – und dringend gebraucht, wenn es nach Trainer Christian Titz geht. "Dieses Spiel wird ein Abnutzungskampf, in dem wir unsere Fans als zwölften Mann benötigen", sagte Titz bei der Pressekonferenz am Donnerstag.
Schalke sei eine sehr laufstarke Mannschaft, die defensiv sehr diszipliniert spiele, den Gegner mit hohem Tempo und viel Aggressivität am Spielaufbau störe. "Da kann es ein großer Vorteil sein, wenn du über die gesamte Spieldauer immer wieder gepuscht wirst, den Laufweg auf dich zu nehmen." Aber auch im Spiel mit dem Ball verfüge der Gegner über eine hohe Qualität. "Da werden wir einen guten Tag benötigen und taktisch sehr diszipliniert stehen müssen."
Überhaupt hätten die Schalker unter Trainer Domenico Tedesco eine sehr gute Entwicklung genommen. "Er hat der Mannschaft eine klare Handschrift gegeben mit einer stabilen Dreierkette, die sich nicht locken lässt, zwei sehr variablen Außenverteidigern und einem flexiblen Dreigestirn vorn drin." Die große taktische Disziplin, mit der auch die Offensivspieler des Tabellenzweiten defensiv arbeiteten, "sieht man ganz bei wenigen Mannschaften".
Ruthenbeck verliert den Überblick
Die Sechs scheint für Kölns Trainer Stefan Ruthenbeck seit der 0:6-Niederlage am vergangenen Sonnabend bei 1899 Hoffenheim eine traumatische Zahl geworden zu sein. Auf die Frage, ob er sich mit dem Restprogramm der Konkurrenz beschäftigt, sagte er am Donnerstag: "Ich weiß nicht, wer zum Beispiel am 31. Spieltag gegen den HSV spielt. Mainz hat fünf Punkte mehr als wir, das ist Fakt."
Fakt ist vielmehr, dass Mainz sechs Punkte mehr hat als der FC. Mit einem Sieg im direkten Duell der Karnevalsvereine am Sonnabend (15.30 Uhr/Sky) könnten die Kölner den Rückstand halbieren.
Kein Geld für den HSV: Demirbay verlängert
Der frühere HSV-Profi Kerem Demirbay hat seinen Vertrag bei 1899 Hoffenheim vorzeitig bis 30. Juni 2022 verlängert. Das teilte der Bundesligaclub am Donnerstag mit. "Ich freue mich, weiter ein Teil dieser Entwicklung zu sein, die diese Mannschaft in den vergangenen Jahren genommen hat", sagte der 24 Jahre alte offensive Mittelfeldspieler. Er sei "überzeugt davon, dass noch vieles möglich ist".
Für Hoffenheim-Sportdirektor Alexander Rosen ist die Vertragsverlängerung mit dem Nationalspieler und Confederations-Cup-Sieger Demirbay "ein starkes Signal nach innen und außen. Es untermauert, dass wir unseren ehrgeizigen und erfolgreichen Weg der vergangenen Jahre konsequent weiterverfolgen".
Für den HSV, der Demirbay 2016 für 1,7 Millionen Euro an die Kraichgauer abgegeben hatte, ist es eher eine schlechte Nachricht. Im Fall eines Weiterverkaufs Demirbays hätte der Club Anspruch auf zehn Prozent des Transfergewinns gehabt.
Douglas Santos meldet sich zurück
Der HSV kann im Heimspiel am Sonnabend gegen den FC Schalke 04 voraussichtlich auf Douglas Santos setzen. Der Brasilianer hat sich von einem Infekt erholt und kehrte am Donnerstag ins Mannschaftstraining des Tabellenletzten zurück.
Bereits am Mittwoch hatte Innenverteidiger Rick van Drongelen nach überstandenen Kniebeschwerden das Training wiederaufgenommen. „Er hat beschwerdefrei trainiert und auf mich einen guten Eindruck gemacht“, sagte Trainer Christian Titz.
Papadopoulos lädt zum Griechen ein ...
Kyriakos Papadopoulos hat auf seine Art dafür gesorgt, dass der HSV seine harsche Kritik an Trainer Christian Titz im Anschluss an die 1:2-Heimniederlage gegen Hertha BSC gut verdaut. Der Grieche lud am Mittwochabend die Mannschaft samt Trainer- und Betreuerstab ins Restaurant ein – in ein griechisches, versteht sich.
"Es war eine sehr gelungene Veranstaltung", sagte Titz bei der Pressekonferenz am Donnerstagmittag. Was bemerkenswert sei: Papadopoulos habe sich bei der Gelegenheit an die Mannschaft gewandt und eine weitere Einladung versprochen, sollte es gegen Schalke einen Sieg geben. Titz: "Eine große Geste. Das zeigt, mit wie viel Herz er bei der Sache ist. Wir sind froh, dass wir so einen guten und interessanten Spieler bei uns im Kader haben."
Die Kritik nimmt Titz seinem charismatischen Innenverteidiger wohl nicht mehr übel. Weil Gideon Jung aufgrund der fünften Gelben Karte gesperrt ist, dürfte Papadopoulos am Sonnabend gegen sein früheres Team Schalke zusammen mit Stephan Ambrosius die Innenverteidigung des HSV bilden.
Titz hatte Papadopoulos gegen Hertha BSC nicht eingesetzt und war von dem 26-Jährigen daraufhin hart kritisiert worden. Von einer Bestrafung wie im Fall Walace hatten der Trainer und auch HSV-Direktor Sport Bernhard Peters abgesehen.
... und darf im Sommer gehen
Erst im vergangenen Sommer hat der HSV Papadopoulos fest verpflichtet und dafür 6,5 Millionen Euro Ablöse an Bayer Leverkusen überwiesen. Sollten die Hamburger absteigen, würden sich die Wege am Saisonende wohl schon wieder trennen, Papadopoulos jedenfalls ist sich für die Zweite Liga zu schade.
Auf eine Freigabe des Clubs ist er nicht einmal angewiesen. Laut „Hamburger Morgenpost“ hat der 26-Jährige die vertragliche Option, den HSV im Sommer verlassen zu dürfen – für ebenjene 6,5 Millionen Euro.
Wohin es gehen könnte, ist noch unklar. Wie das griechische Onlineportal „Metrosport“ berichtete, sind Papadopoulos’ Herzensclub Paok Saloniki und der schottische Meister Celtic Glasgow interessiert.
Wird Schalke wieder zum Rettungsanker?
HSV gegen Schalke: Beginnt mit dem 100. Vergleich der beiden Traditionsclubs am Sonnabend wieder die Rettung für die Hamburger? Erinnern wir uns. Am letzten Spieltag der Saison 2014/15 rettete sich der HSV mit einem 2:0-Sieg gegen Schalke in die Relegation. In der vergangenen Saison wendete Joker Pierre-Michel Lasogga mit seinem Tor in der 90. Minute zum 1:1 in Gelsenkirchen den möglichen direkten Abstieg ab und ermöglichte noch die Direkt-Rettung, die im Finale Joker Luca Waldschmidt mit dem 2:1 gegen Wolfsburg in der 88. Minute perfekt machte.
Aber da gibt es auch diese Statistiken: In den letzten drei Gastspielen in Hamburg erzielten die Schalker zwei Tore, beide durch einen Joker. Und in den letzten sieben Treffen der beiden Clubs in Hamburg wechselten Sieg und Niederlage so regelmäßig, dass der HSV jetzt verlieren müsste. Gewinnt er, würde er nach Siegen (38) im direkten Duell mit den Schalkern gleichziehen.
HSV-Kader im Umbruch: Wer bleibt, wer geht?
HSV droht, Schalke winkt ein Rekord
Viel spricht allerdings nicht dafür. Die Rothosen gewannen keins der letzten sieben Heimspiele, in denen sie nur drei Punkte und vier Tore verbuchten. Mit dem österlichen 1:1 in Stuttgart stellten sie ihren Vereinsrekord auf 15 Spiele in Folge ohne Sieg. In den beiden Partien mit Trainer Christian Titz (insgesamt ein Punkt) gab der HSV eine 1:0-Führung aus der Hand.
Auch die Knappen können einen Vereinsrekord steigern, wenn sie zum siebten Mal in Folge gewinnen. Sie feierten zuletzt fünf Siege in Folge zu Null, die letzten drei nach einer torlosen ersten Halbzeit. Seit fast acht Stunden ist Torhüter Ralf Fährmann ohne Gegentor. Der letzte Spieler, der den Keeper überwand, war am 17. Februar der Hoffenheimer Andrej Kramaric. Letztmals ohne eigenen Torerfolg blieben die Schalker beim 0:2 in Hoffenheim am 23. September 2017.
Tedesco schwärmt vom neuen HSV
Zuspruch gibt es für den HSV vom kommenden Gegner. Schalke-Trainer Domenico Tedesco traut dem Bundesliga-Dino die Rettung zu. „So wie sich der HSV in den letzten beiden Spielen präsentiert hat, ist die Messe noch nicht gelesen“, sagte Tedesco bei der Pressekonferenz am Donnerstag. Unter dem neuen Trainer Christian Titz habe sich der HSV „rehabilitiert“. Die erste Halbzeit des letztlich mit 1:2 verlorenen Spiels gegen Hertha BSC habe ihn beeindruckt: „Der HSV hat hohes Pressing gespielt und nach vorn mutig aufgebaut. Er hätte zur Halbzeit auch 3:0 oder 4:0 führen können.“
Schalke-Manager Christian Heidel vermied es, dem HSV den Klassenerhalt zu wünschen, „weil das im Gegenzug bedeuten würde, ich würde anderen den Abstieg wünschen“. Aber dann legte Heidel doch ein Bekenntnis zum Bundesligastandort Hamburg ab: „Wir fahren gern dorthin, es ist eine tolle Atmosphäre, eine tolle Stadt. Ohne den HSV würde der Bundesliga sicher ein bisschen was fehlen.“
Müller-Comeback? Titz kündigt nächsten Schritt an
Ob der HSV auch Tabellenletzter wäre, hätte sich Nicolai Müller im Auftaktspiel nicht beim Torjubel das Kreuzband gerissen? Wohl kaum. In der vergangenen Saison war der Rechtsaußen mit fünf Toren und sieben Vorlagen der wertvollste Offensivspieler des Clubs. Gleichwertigen Ersatz zu verpflichten hatte der HSV versäumt.
Trainer Christian Titz dämpfte am Donnerstag die Hoffnungen auf ein baldiges Comeback Müllers: "Es wäre wünschenswert, aber eine seriöse Prognose ist nicht möglich." Geplant sei, Müller im Training "bei bestimmten Spielformen" zu integrieren und dann zu sehen, wie das operierte Knie reagiere.
Sollte Müller in dieser Saison noch für den HSV zum Einsatz kommen, wären es wohl seine Abschiedsvorstellungen. Die Verlängerung des auslaufenden Vertrags war im Herbst geplatzt. Der damalige Aufsichtsrat hatte den vom inzwischen freigestellten Sportdirektor Jens Todt ausgehandelten Modalitäten – zwei Jahre Laufzeit, 2,8 Millionen Euro Gehalt – die Zustimmung verweigert. Jetzt steht Müller laut "Bild"-Zeitung vor einem (ablösefreien) Wechsel zum kommenden Gegner Schalke.
Bayern-Talente inspizieren den Volkspark
Zwei Bayern-Nachwuchsspieler wollen zum HSV? Was erst nach einem schlechten Witz klang, ist offenbar sehr konkret. Wie die „Hamburger Morgenpost“ berichtet, waren Innenverteidiger Lars Lukas Mai (18) und Stürmer Manuel Wintzheimer (19) am Dienstag auf Einladung des HSV am Volkspark, um das Stadion und die Trainingsanlagen in Augenschein zu nehmen.
Ein Abstieg des HSV würde die Chancen auf eine Verpflichtung des Duos womöglich sogar steigern. Beide rechnen sich in der Zweiten Bundesliga mehr Spielzeit aus als in der Ersten. Deshalb zögern sie offenbar bislang, ihren auslaufenden Vertrag in München zu verlängern.