Schmadtke und Heldt äußern sich. Jobgarantie “light“ für Hollerbach. Bruchhagen-Abschied im Video. Müller macht neue Hoffnung.
Boldt und Meeske HSV-Kandidaten?
Für die Suche nach möglichen Nachfolgern für Heribert Bruchhagen und Jens Todt werden bereits die ersten Namen gehandelt. So will die "Sportbild" erfahren haben, dass für den Posten des Sportchefs Jonas Boldt von Bayer Leverkusen ganz oben auf der Wunschliste stehe.
Beim Werksclub hat sich der 36-Jährige seit 2007 vom Scout bis zum Manager und Kaderplaner hochgearbeitet. Boldts Vertrag läuft noch bis 2019. Allerdings ist es eher fraglich, dass er von einem Champions-League-Anwärter in die 2. Liga wechseln will. Auch der vom "Kicker" gehandelte Ralf Becker, aktueller Geschäftsführer Sport beim Zweitliga-Aufstiegsaspiranten Holstein Kiel, stünde wenn überhaupt erst ab dem Sommer zur Verfügung.
Als neuen Vorstandschef bringt das Magazin Michael Meeske ins Spiel, der zehn Jahre lang als Geschäftsführer beim FC St. Pauli tätig war, bevor er 2015 in den Vorstand des 1. FC Nürnberg wechselte. Bernd Hoffmann hatte am Donnerstag betont, in der Nachfolgerfrage keinen Schnellschuss tätigen zu wollen.
Kommentar: Hoffmann in der Pflicht
"Wir erstellen ein konkretes Anforderungsprofil und werden einen geordneten Prozess angehen, mit dem wir den besten Kandidaten für den HSV finden wollen“, sagte Hoffmann. Konkrete Gespräche oder gar Verhandlungen mit potenziellen Kandidaten waren bis zu Hoffmanns Inthronisierung als Aufsichstratschef und der folgenden Entmachtung von Bruchhagen und Todt ohnehin noch nicht möglich.
Schmadtke erneuert sein Dementi
Auch nach der Freistellung Jens Todts hat der als künftiger Sportdirektor gehandelte Jörg Schmadtke Gespräche mit dem HSV dementiert. "Es gibt keinen Kontakt zum HSV. Das sind Spekulationen, mehr kann ich dazu nicht sagen“, sagte Schmadtke.
Schmadtke, der im vergangenen Oktober von seinem Posten als Sportchef beim 1. FC Köln zurückgetreten war, wurde bereits in den zurückliegenden Wochen häufig mit Hamburg in Verbindung gebracht. Der 53 Jahre alte frühere Torwart hatte stets, auch gegenüber dem Abendblatt, alle Kontakte dementiert. Er stellte allerdings schon im Februar klar, dass er sich grundsätzlich ein neues Engagement vorstellen könne und keineswegs entkräftet sei. Schmadtke wird auch als neuer Sportvorstand in Wolfsburg gehandelt.
Auch Heldt bestreitet HSV-Kontakte
Auch Hannover-96-Manager Horst Heldt hat Gerüchte über einen Wechsel zum HSV erneut dementiert. "Es gibt keinen Kontakt zum HSV“, sagte der frühere Profi. "Ich war heute auch nicht in Hamburg. Ich kann nichts dafür, dass ich in der Zeitung stehe.“ Heldt wurde zuletzt als möglicher Kandidat für den Posten des HSV-Sportdirektors gehandelt, hatte dies aber ebenso wie zuvor Schmadtke auch auf Abendblatt-Nachfrage abgetan.
"Ich kann auch nichts dafür, dass mein Name bei anderen Vereinen immer wieder ins Spiel gebracht wird. Das ist nicht mein Thema. Es gibt überhaupt keinen Kontakt zum HSV", hatte Heldt dem Abendblatt gesagt.
Todt bezeichnet Aus als "folgerichtig"
Jens Todt selbst reagierte auf sein vorzeitiges Aus beim HSV enttäuscht, aber nicht überrascht. "Wenn sich alle einig sind, dass es im Sommer auch nicht mehr weitergegangen wäre, dann ist es folgerichtig, schon jetzt eine Entscheidung zu treffen“, sagte Todt dem Abendblatt. Für eine geordnete Übergabe stehe er aber zur Verfügung.
Damit bestätigte er, was zuvor Wettstein bereits erklärt hatte. Todt habe sogar weiter seine Hilfe angeboten, berichtete der Alleinvorstand am Donnerstagvormittag in einer Medienrunde. Die telefonisch überbrachte Entscheidung habe der Sportchef mit Fassung getragen, sagte Wettstein: "Er schien mir nicht überrascht zu sein." Die Trennung war erst zum Saisonende erwartet worden, Todts Vertrag war bis zum Ende dieses Jahres datiert.
HSV-Manager und Sportdirektoren seit 2000
Todts langjähriger Weggefährte und aktueller St.-Pauli-Trainer Markus Kauczinski zeigte sich wenig überrascht von der Demmission seines Freundes. „Das war jetzt nicht wirklich eine Überraschung für mich. Ich glaube jeder, hat die Zeichen erkannt und wusste, dass es irgendwann so kommen wird. Das Geschäft ist so. Heute hat es ihn getroffen, gestern irgendjemand anders und morgen wieder jemand anders. Jeder, der in der Branche tätig ist, weiß, dass es unausweichlich zu solchen Momenten kommen wird. Das gehört leider zu dem Business dazu."
HSV-Fan soll neuer Außenminister werden
Der bisherige Justizminister Heiko Maas soll dem Vernehmen nach in der neuen großen Koalition Außenminister werden. Was aber kaum einer weiß: Der SPD-Politiker ist seit klein auf HSV-Fan. Ein gutes Omen?
Magath: Entlassung ist überfällig
Felix Magath will trotz emotionaler Nähe zu seinem Ex-Verein keine Verantwortung beim HSV übernehmen. „Es müsste eigentlich klar sein, dass ich zum HSV natürlich ein anderes Verhältnis habe als zu anderen Bundesligavereinen und natürlich hätte ich dem HSV immer geholfen, und ich werde dem HSV auch selbstverständlich helfen, wenn ich kann. Aber ich sehe da keine Möglichkeit mit den Personen, die beim HSV sind“, sagte der frühere Trainer des Dinos bei Sky.
„Allerdings halte ich die Entscheidung für überfällig. Endlich mal eine Entscheidung“, sagte der 64-Jährige. Er habe sich im Vorfeld der Beurlaubung von Heribert Bruchhagen und Jens Todt gefragt: „Passiert denn hier nie etwas?“ Auf die Frage, ob Vorstandsvorsitzender und Sportdirektor die falschen Verantwortungsträger waren, meinte Magath: „Ja, also jedenfalls haben sie nichts bewegt.“ Beide hätten „die Dinge laufen“ lassen und nicht reagiert im Abstiegskampf.
Der HSV habe in den vergangenen Jahren „teilweise katastrophale Fehler“ begangen und „mit völlig falschen Leuten die verantwortlichen Positionen“ besetzt, kritisierte Magath.
Bruchhagen verabschiedet sich mit Statement
"Das war's": Mit einer rund dreiminütigen Stellungnahme ohne zugelassene Nachfragen hat sich Heribert Bruchhagen am Mittag von den Journalisten verabschiedet. Über seine Freistellung sei er am Donnerstagmorgen durch Bernd Hoffmann informiert worden, sagte Bruchhagen unmittelbar vor der regulären Pressekonferenz zum anstehenden Spiel bei der Bayern.
"Ich habe geglaubt, dass wir gut aufgestellt in diese Saison gehen würden, das hat sich als Trugschluss herausgestellt. Die Verantwortung dafür übernehme ich", sagte Bruchhagen, dessen erste acht von nun 14 Monaten als Vorstandschef nach eigenem Befinden "durch gute Ergebnisse geprägt" gewesen seien.
Von der Mannschaft habe er sich bereits am Morgen verabschiedet. Dabei habe er den Spielern noch einmal Mut für den Abstiegskampf gemacht. "Noch ist es nicht zu Ende, noch haben wir eine Chance", sagte Bruchhagen. "Ich habe es wiederholt erlebt, auch in Frankfurt in prekären Situationen."
"Ich wünsche mir, dass sich der HSV durch den heute ausgerufenen Neubeginn gerade auch im sportlichen Sinne weiterentwickelt und die Krise löst. Ob er sie sofort löst oder auf der Zeitstrecke, weiß wohl keiner. Trotzdem hat dieser Verein ein großes Grundvertrauen verdient." Er gehe davon aus, dass der Aufsichtsrat die jüngsten Entscheidungen "aus der Verantwortung heraus" getroffen habe. "Ich wünsche mir, dass sie sich auch als richtig erweisen."
Hollerbach will bei den Bayern mutig auftreten
Das die personelle Tabula Rasa auch Bernd Hollerbach vorerst ratlos zurückgelassen haben, stand dem HSV-Trainer am Mittag ins Gesicht geschrieben. Und so bat er in der Pressekonferenz zum Spiel bei den Bayern am Sonnabend (15.30 Uhr, im Liveticker auf abendblatt.e) um ausschließlich sportliche Nachfragen.
Und in den Antworten auf eben diese wiederholte Hollerbach sein Mantra von der verbleibenden Chance auf den Klassenverbleib. "Ich glaube immer noch daran, dass wir es schaffen, auch wenn es einige nicht glauben", sagte der Franke: "Mir macht die Art und Weise, wie wir auftreten, Hoffnung. Wir werden bis zum Schluss alles reinhauen, dann wird abgerechnet."
Auch in der Allianz Arena solle sich die Mannschafat nicht in ihr Schicksal ergeben. "Wir müssen mutig auftreten wie in Leipzig und Dortmund und auch immer wieder die Chance nach vorne suchen", sagte Hollerbach, der sein Team vor allem in der Defensive stabilisiert sieht. "Ich habe nie das Gefühl, dass sich jemand hängen lässt", sagte Hollerbach. "Wir haben im letzten Heimspiel gezeigt, dass wir alles reinhauen."
Bilder vom Spiel gegen Mainz:
HSV nullt im Abstiegsendspiel gegen Mainz
Hollerbach macht Hoffnung bei Müller
Um die Unruhe von den Spielern fernzuhalten, rede er viel. "Ich versuche ihnen zu sagen, dass sie im Moment nicht so viel lesen und schauen sollen. Ich möchte mit den Spielern gut arbeiten. Mehr kann ich nicht machen", sagte Hollerbach, der für das Spiel in München noch um Albin Ekdal ("Er ist noch nicht schmerzfrei"), Mergim Mavraj ("Er ist noch immer krank") und Bjarne Thoelke (Sprunggelenk) bangen muss.
Ansonsten stünden alle Spieler zur Verfügung – selbstredend bis auf Nicolai Müller. Der Flügelflitzer werde heute noch einmal bei einem Arzt in Köln durchgecheckt. "Wenn er grünes Licht gibt, können wir wieder steigern", sagte Hollerbach über Müller: "Es sieht jetzt wirklich gut aus. Ich glaube, dass er noch ein entscheidender Mann werden kann."
HSV-Kader im Umbruch: Wer bleibt, wer geht?
* Rot: Spieler, die den HSV wohl verlassen. Grün: Profis, die eher bleiben. Schwarz: Zukunft offen. Marktwert-Quelle: transfermarkt.de
Hollerbach erhält eine Jobgarantie "light"
Bernd Hollerbach soll zumindest vorerst Trainer bleiben. "Stand heute halte ich einen Trainerwechsel nicht für möglich. Hollerbach ist Bestandteil des Teams", sagte der temporäre Alleinvorstand Frank Wettstein am Vormittag, nachdem sich der Club von Vorstandschef Heribert Bruchhagen und Sportdirektor Jens Todt getrennt hatte.
Am Sonnabend (15.30 Uhr, im Liveticker auf abendblatt.de) spielt der HSV beim Tabellenführer FC Bayern München. Ob ein Trainerwechsel beim HSV im Laufe der Saison noch möglich sei, wollte Wettstein nicht sagen. Hamburg ist Tabellen-Vorletzter und hat nur noch geringe Chancen, den ersten Bundesliga-Abstieg der Clubgeschichte zu verhindern.
Wettstein: Kaderplanung auch ohne Todt möglich
Bei der Suche nach einem neuen Vorstandsvorsitzenden will sich Bernd Hoffmann Zeit nehmen. "Wir werden nicht den Fehler der letzten Jahre machen, sofort eine neue Lösung auf einer Position zu präsentieren", sagte der neue Aufsichtsratschef bei der Medienrunde: "Eile ist nicht geboten. Es gibt keinen Grund für operative Hektik."
Trotz des Führungschaos sieht Hoffmann den HSV "gut aufgestellt, die Weichen zu stellen. Hier werden nicht die Räder stillstehen." Wettstein indes betonte, dass die Kaderplanung für die neue Saison, ob in der Bundesliga oder nach dem drohenden ersten Abstieg der Vereinsgeschichte in der 2. Liga, auch ohne Todt vorangetrieben werden könne: "Wir laufen keine Gefahr, dass der HSV auseinanderfliegt."
Hoffmann will nicht Vorstandschef werden
Die Trennung von Bruchhagen, dessen Vertrag beim HSV erst im Dezember bis 2019 verlängert wurde, bezeichnete Hoffmann als alternativlos. "Wir glauben, dass es zwingend nötig ist, einen Neustart zu haben."
Eine Rückkehr als Clubchef strebt der machtbewusste Hoffmann laut eigener Aussage aber nicht an. "Ich möchte nicht Vorstandsvorsitzender werden, ich möchte die beste Lösung für den HSV", sagte er und betonte, dass Investor Klaus-Michael Kühne keinen Einfluss auf die Entscheidung, Bruchhagen zu entlassen, genommen habe.
HSV-Präsidenten und Vorstandschefs seit 2000
HSV-Schreck verdrängt Adler
HSV-Schreck Florian Müller bleibt nach seinem überragenden Bundesliga-Debüt vorerst die Nummer eins beim FSV Mainz und wird auch im Heimspiel morgen gegen den Schalke zwischen den Pfosten stehen. "Wir sehen keinen Anlass, einen Torhüterwechsel vorzunehmen. Flo Müller wird im Tor stehen, René Adler auf der Bank sitzen“, verkündete FSV-Trainer Sandro Schwarz am Donnerstag. "Für uns ist das eine logische Entscheidung, die zeitlich nicht begrenzt ist. Müller hat uns im Spiel beim Hamburger SV das Gefühl gegeben, dem Druck im Abstiegskampf Stand zu halten“, betonte Schwarz.