Hamburg. Die Münchener und der Hamburger SV haben sich seit 30 Jahren auseinanderentwickelt. Das waren Schlüsselmomente und -Personen.
Ausverkauft! Auch über den offiziellen „Zweitmarkt“ des FC Bayern für nicht gebrauchte Tickets ist nichts mehr zu machen. 75.000 Zuschauer werden also am Sonnabend (15.30 Uhr) in der Allianz Arena sitzen, darunter auch rund 7000 HSV-Fans. Bayern München gegen Hamburger SV – dieses Spiel hat immer noch den Ruf eines Klassikers. Zum 106. Mal in der Bundesligageschichte treffen beide Teams aufeinander. Es könnte das letzte Mal sein.
0:8, 0:5, 0:8,1:3, 2:9, 0:5, 0:6, 0:1 lauteten die Ergebnisse seit Februar 2010. den letzten Punkt konnte der HSV in München am 15. August 2008 mit einem 2:2 ergattern, den letzten Auswärtssieg gab es für die Hamburger am 28. April 2007. Die Älteren erinnern sich vielleicht: Rafael van der Vaart und Pablo Guerrero trafen. Die Bayern schlossen die Saison als Vierter ab, der HSV wurde Siebter. Ganz andere Zeiten.
Bayern München der größte Verein der Welt
Inzwischen ist der Unterschied größer geworden. Viel größer. 290.000 Mitglieder vermeldete der FC Bayern München auf seiner Mitgliederversammlung im November, er ist damit der größte Verein der Welt. Der HSV zählt 79.000 und ist damit in Deutschland (nach Schalke, Dortmund, Köln und Mönchengladbach) die Nummer sechs.
Viel eklatanter aber sind die wirtschaftlichen Differenzen zwischen den Fußball-AGs aus den Metropolen des Südens und des Nordens. Die Bayern verbuchten 2016/17 einen Umsatzrekord von 640,5 Millionen Euro und einen Konzerngewinn von 66,2 Millionen Euro vor Steuern. Der HSV hat im selben Zeitraum einen Umsatz von 122,1 Millionen Euro erzielt und erwirtschaftete ein Minus von 13,4 Millionen Euro. 220 Millionen Euro Vermögen liegen auf dem legendären Festgeldkonto des FC Bayern, der HSV hat 105 Millionen Euro Verbindlichkeiten.
„Unsere wirtschaftlichen Anstrengungen dienen nur einem Ziel: der Maximierung des sportlichen Erfolgs“, erklärte Bayerns Finanzvorstand Jan-Christian Dreesen.
Horst Hrubesch wurde in München zum HSV-Helden
Als Horst Hrubesch am 24. April 1982 in der 88. Minute zum 4:3-Sieg in München einköpfte und damit die Meisterschaft für den HSV einleitete, waren beide Vereine noch auf Augenhöhe. 1984 drückte die Bayern eine Schuldenlast von acht Millionen Mark. Auch der HSV musste schon 1979 seine Bilanz beim DFB erklären. 1981 sollen es rund zehn Millionen Mark Schulden gewesen sein.
Im September 1981 erklärte Kaiserslauterns Präsident Jürgen Friedrich im "Kicker" mit Blick auf die Manager Uli Hoeneß in München und Günter Netzer in Hamburg: „Der sportliche Erfolg kommt sicherlich an erster Stelle, muss seine Entsprechung aber in einem gesunden Wirtschaften finden. Deshalb bin ich immer sehr ärgerlich, wenn ich da so manche Vorgänge in Hamburg oder auch München sehe, bei den beiden bekannten Jungmanagern.“
Angesichts der langen Geschichte beider Clubs ist es schwierig, einen „Schlüsselmoment“ für die unterschiedliche Entwicklung zu finden – und doch scheint es einen zu geben. 1984 verkauften die Bayern ihren Superstar und Kapitän Karl-Heinz Rummenigge für 11,2 Millionen Mark an Inter Mailand. Es war die höchste Summe, die ein ausländischer Verein zum damaligen Zeitpunkt für einen Bundesliga-Spieler gezahlt hatte.
Felix Magath wurde HSV-Manager
Die Bayern waren mit einem Schlag schuldenfrei. „Seitdem haben wir nie wieder Schulden gemacht“, erzählt Karl Hopfner, der damalige Geschäftsführer. Für das Geld, das noch übrig blieb, kauften die Bayern dann noch einen gewissen Lothar Matthäus aus Mönchengladbach.
Als dem HSV ebenfalls 1984 Angebote für den in Italien nicht weniger begehrten Felix Magath vorlagen, lehnte er diese ab und stattete Magath statt dessen ab 1986 mit einem Anschlussvertrag als Manager aus. Die Wege der Clubs trennten sich.
Kluge Personalentscheidungen und wohl vor allem personelle Kontinuität an der Spitze beflügelten das Münchner Wachstum. Hoeneß arbeitet seit 1979 im Management, Rummenigge stieß 1991 dazu. Der ehemalige Vereinspräsident Fritz Scherer war von 1979 bis 2012 in unterschiedlichen Funktionen für die Bayern tätig, Hopfner von 1982 bis 2016.
Schatzschneider und Wuttke als Fehleinkäufe
Personelle Fehlentscheidungen angefangen mit Dieter Schatzschneider und Wolfram Wuttke 1983, die sich nicht in die Meistermannschaft integrieren ließen, ziehen sich wie ein roter Faden durch die HSV-Geschichte. Schon in den 90er-Jahren stand der Verein mehrmals kurz vor dem Abstieg und konnte 1991 finanziell schwer angeschlagen nur durch den Verkauf von Thomas Doll für 15 Millionen Mark an Lazio Rom gerettet werden.
Als Sportchef Dietmar Beiersdorfer und Vorstandschef Bernd Hoffmann zwischenzeitlich ein gutes Händchen bei Spielerverpflichtungen hatten, konnte der HSV zwischen 2004 und 2010 wieder an der Spitze mitspielen. Aber auch dieser Erfolg basierte auf hohem wirtschaftlichem Risiko und führte 2010 zum Einstieg von Klaus-Michael Kühne und schließlich 2014 zur Ausgliederung des Profifußballs.
Welt-Konzerne engagierten sich bei Bayern
Diesen Schritt hatte Bayern München schon 2001 vollzogen. Die Weltunternehmen Audi, Adidas und Allianz haben seitdem für zusammen 24,99 Prozent der Anteile 276,556 Millionen Euro bezahlt. Beim HSV dagegen sind vier Privatpersonen die Anteilseigner. Mit 20,57 Prozent gehört Klaus-Michael Kühne der größte Posten, dafür hat er rund 68 Millionen Euro aufgewendet. Die drei weiteren Anteilseigner beteiligten sich mit zusammen 11,83 Millionen.
Geld schießt nur Tore, wenn man es richtig ausgibt. Dann kommt der Erfolg und bringt weitere Einnahmen. Mit 63 Millionen Euro TV-Geld können die Bayern für nächstes Jahr planen, der HSV mit 20,7 Millionen (in der 2. Liga).
Noch spielen beide in der gleichen Liga – gefühlt tun sie das schon lange nicht mehr. Und nächstes Jahr wahrscheinlich tatsächlich nicht.
Walace trainiert – Sakai nominiert
Der Brasilianer Walace nahm nach seiner Grippe am Mittwoch wieder am Training teil. Mergim Mavraj (Erkältung) und Albin Ekdal (Sprunggelenk) fehlten weiterhin.
Gotoku Sakai ist für die WM-Testspiele der japanischen Nationalmannschaft gegen Mali (23. März) und die Ukraine (27. März) nominiert. Tatsuya Ito steht im U-21-Aufgebot für ein Turnier in Paraguay (21.-25. März).
Horst Hrubesch ist von seinem Ex-Verein bedient: „Ich will über den HSV nicht mehr sprechen“, sagte er „Sport-Bild“.