Hamburg. Der Offensive fehlt es an Kaltschnäuzigkeit und Durchsetzungsvermögen. Trainer Hollerbach sieht ein mentales Problem der Mannschaft.

HSV-Trainer Bernd Hollerbach lässt sich nach dem 0:2 bei Borussia Dortmund und dem neunten Spiel in Serie ohne Sieg nicht aus der Ruhe bringen. „Ich denke, dass wir gestern ein gutes Spiel gemacht haben. Die Art und Weise war gut. Wir haben wieder einen Schritt nach vorn gemacht“, sagte er nach dem Lockerungstraining am Sonntag. „Es ist natürlich ärgerlich, dass wir keine Punkte mitgenommen haben, denn die brauchen wir.“

Zwar hat sich der Abstand zum Relegationsrang nicht vergrößert, aber die Zeit für die Rettung schmilzt zusehends dahin. „Es ist eine Never-Ending-Story. Wir sind immer nur nah dran“, jammerte HSV-Abwehrspieler Mergim Mavraj.

Die Statistik

Borussia Dortmund

Bürki - Piszczek , Akanji , Toprak , Toljan - Weigl - C. Pulisic (84. Castro), Kagawa (62. Dahoud), Reus (71. Götze), Schürrle - Batshuayi. Trainer: Stöger

HSV

Mathenia – Douglas Santos, van Drongelen, Mavraj, Jung, Sakai – Ekdal (71. Hahn), Walace – Hunt (54. Salihovic), Kostic – Wood (54. Arp). Trainer: Hollerbach

Schiedsrichter

Marco Fritz (Korb)

Tore

1:0 Batshuayi (49.), 2:0 Götze (90.)

Zuschauer

81.360

Gelbe Karten

  – Jung

Torschüsse

12:7

Ecken

2:4

Ballbesitz

55:45 %

Zweikämpfe

137:112

1/10

Die Hamburger hatten beim Tabellendritten Dortmund ansehnlich mitgespielt und schafften es diesmal sogar, den Ball über mehrere Stationen in den eigenen Reihen zu halten. „Wenn man das Spiel einzeln betrachtet, hat man schon einen positiven Eindruck von der Mannschaft“, befand Mavraj. Doch vor dem gegnerischen Kasten herrschte wieder mal Flaute. Der Offensive fehlt es an Durchsetzungsvermögen und Kaltschnäuzigkeit. Und an Qualität.

Die HSV-Profis in der Einzelkritik

Hollerbach: Negativerlebnisse hängen in den Köpfen fest

„Es hätte auch 1:1 ausgehen können. Ich kann der Mannschaft keinen Vorwurf machen. Sie hat alles gegeben. Jetzt gilt es zu regenerieren, auf der Leistung aufzubauen und uns auf Leverkusen vorzubereiten“, sagte Bernd Hollerbach, der in seinem dritten Spiel als HSV-Trainer die erste Niederlage kassierte. „Die Negativerlebnisse hängen natürlich in den Köpfen der Spieler fest“, so der Trainer weiter. Daher sei es nötig, dass die Spieler konzentriert haben und sich im Training wieder Sicherheit holen.

Am nächsten Sonnabend macht die Bayer-Elf Station im Volksparkstadion. Es folgen das Nordduell bei Werder Bremen, das Abstiegsduell in eigener Arena mit dem FSV Mainz 05 und die Reise zu Rekordmeister FC Bayern München.

Die Höhepunkte des Spiels

1 . Minute

Dortmunds Hoffnungsträger Reus steckt mit seiner ersten Aktion bei seinem lang ersehnten Comeback durch zu Schürrle, der im Strafraum aber an Sakai hängen bleibt.

14. Minute

Nach der Abwehr der Dortmunder Anfangsoffensive wagt sich der HSV erstmals nach vorne, doch Walace verzieht aus der Distanz deutlich.

29. Minute

Der HSV hält den Ball lange um den Dortmunder Strafraum. Erst wird Woods Schuss geblockt, dann kommt erneut Walace aus der ferne zum Abschluss – allerdings weit drüber.

40. Minute

Die nächste (Halb)Chance geht erneut an den HSV, doch Bürki packt bei Kostics Versuch am Boden sicher zu.

45. Minute

Kostics bleibt mit einem Schuss im Sechzehner an einem Abwehrbein hängen. Trotzdem: Der HSV hat bis dato mehr Offensivaktionen als der BVB.

49. Minute

Tor für Dortmund – 1:0. Da ist es doch passiert: Reus bedient Pulisic auf rechts, der US-Nationalspieler passt scharf in den Strafraum. Am zweiten Pfosten lauert Batshuaysi und lenkt den Ball ins Netz.

57. Minute

Mathenia rettet in höchster Not gegen den heranrauschenden Reus.

63. Minute

Mathenia und Pulisics Unvermögen verhindern das 0:2. Zunächst faustet der HSV-Torhüter einen Schürrle-Schuss zu Dahoud, der den Ball direkt weiter gibt auf Pulisic. Der US-Boy feuert den Ball vor dem leeren Tor aber in die Ränge.

73. Minute

Sakai flankt von rechts scharf in den BVB-Strafraum, wo Arp kurz vor dem Tor nur ganz knapp an der Kugel vorbeischrammt.

75. Minute

Auf der Gegenseite verpasst Pulisic am zweiten Pfosten eine Hereingabe von Dahoud.

90. Minute

Tor für Dortmund – 2:0. Der HSV wird eiskalt ausgekontert. Am Ende landet der Ball bei Götze, der Mathenia überlupft.

1/11

Todt sieht „positive Entwicklung“

Sportchef Jens Todt findet den Ertrag zwar „maximal frustrierend“, hat aber „eine positive Entwicklung“ ausgemacht. „Wir sind zufrieden, wie die Mannschaft aufgetreten ist“, meinte er. Kassandrarufe, die den erstmaligen Abstieg des Bundesliga-Gründungsmitgliedes vorhersagen, weist er als übertrieben zurück. „Die Situation ist total gefährlich. Aber ich habe das Gefühl, dass uns schon viele abgeschrieben haben. Das ist deutlich zu früh.“

Die Spielweise mit der flexiblen Fünfer-Abwehrkette und der Doppel-Sechs davor hat mehr Stabilität und Ordnung in die Defensive gebracht. Die Mannschaft hat an Struktur für ein schnelles Umschaltspiel gewonnen. Doch die Angriffsbemühungen verpuffen vor des Gegners Kasten. Nur 17 Tore in 22 Spielen sind ein Armutszeugnis. „Die Kompaktheit allein reicht nicht aus. Wenn man zu Punkten kommen will, dann muss man die Konter auch zu Ende spielen“, rügte der Vorstandsvorsitzende Heribert Bruchhagen. „Da fehlt uns die Entschlossenheit.“

HSV wird in Dortmund unter Wert geschlagen

Er hatte den HSV gewarnt – und in der 49. Minute war es soweit: Michy Batshuayi setzt zu seinem gefürchteten Salto an
Er hatte den HSV gewarnt – und in der 49. Minute war es soweit: Michy Batshuayi setzt zu seinem gefürchteten Salto an © Witters
Vorausgegangen war der Führungstreffer, bei dem HSV-Torhüter Christian Mathenia und Abwehrspieler Mergim Mavraj nur zusehen konnten
Vorausgegangen war der Führungstreffer, bei dem HSV-Torhüter Christian Mathenia und Abwehrspieler Mergim Mavraj nur zusehen konnten © Reuters
Marco Reus ging sein Comeback nach 259 Tagen schwungvoll an
Marco Reus ging sein Comeback nach 259 Tagen schwungvoll an © Reuters
Dennoch hatte der BVB-Kapitän gegen den HSV einen schweren Stand, wie hier gegen Gideon Jung
Dennoch hatte der BVB-Kapitän gegen den HSV einen schweren Stand, wie hier gegen Gideon Jung © Reuters
In der 71. Minute machte Reus für Mario Götze Platz – ein Wechsel mit Folgen
In der 71. Minute machte Reus für Mario Götze Platz – ein Wechsel mit Folgen © Witters
In der Nachspielzeit schloss Götze einen Konter zum Endstand von 2:0 ab
In der Nachspielzeit schloss Götze einen Konter zum Endstand von 2:0 ab © Imago/Kirchner-Media
Damit war die erste Niederlage für Bernd Hollerbach in seinem dritten Spiel als HSV-Trainer perfekt
Damit war die erste Niederlage für Bernd Hollerbach in seinem dritten Spiel als HSV-Trainer perfekt © Witters
So blieb den Rothosen nur der Dank an die mehr als 8000 mitgereisten Fans
So blieb den Rothosen nur der Dank an die mehr als 8000 mitgereisten Fans © Imago/Eibner
Während Fiete Arp noch eingewechselt wurde, kam Stephan Ambrosius immerhin zu seinem Kader-Debüt
Während Fiete Arp noch eingewechselt wurde, kam Stephan Ambrosius immerhin zu seinem Kader-Debüt © Witters
Dortmund hat Woodyinho, der HSV hat Bobby Wood – hier im Duell mit Lukasz Pisczek
Dortmund hat Woodyinho, der HSV hat Bobby Wood – hier im Duell mit Lukasz Pisczek © Reuters
Dynamisch: Dortmunds neue Angriffswaffe Michy Batshuayi
Dynamisch: Dortmunds neue Angriffswaffe Michy Batshuayi © Reuters
Hier übt sich der Belgier im Synchronspringen mit Gideon Jung
Hier übt sich der Belgier im Synchronspringen mit Gideon Jung © Witters
Kampflustig: HSV-Verteidiger Rick van Drongelen
Kampflustig: HSV-Verteidiger Rick van Drongelen © Reuters
Bernd Hollerbachs Mannschaft hatte Dortmund zu Beginn fest im Griff
Bernd Hollerbachs Mannschaft hatte Dortmund zu Beginn fest im Griff © Witters
Hier feuert der HSV-Trainer seinen Kapitän Gotoku Sakai an
Hier feuert der HSV-Trainer seinen Kapitän Gotoku Sakai an © Imago/Eibner
Auch Aaron Hunt legte sich voll ins Zeug
Auch Aaron Hunt legte sich voll ins Zeug © Witters
In der Offensive versuchte Filip Kostic (r., gegen BVB-Neuzugang Manuel Akanji) wiederholt, Akzente zu setzen
In der Offensive versuchte Filip Kostic (r., gegen BVB-Neuzugang Manuel Akanji) wiederholt, Akzente zu setzen © Auch Aaron Hunt legte sich voll ins Zeug
Vor dem Anpfiff erteilte HSV-Trainer Bernd Hollerbach Auskünfte über seine personellen Maßnahmen
Vor dem Anpfiff erteilte HSV-Trainer Bernd Hollerbach Auskünfte über seine personellen Maßnahmen © Reuters
Batshuayi gab für den BVB sein Heim-Debüt
Batshuayi gab für den BVB sein Heim-Debüt © Reuters
Mario Götze nahm dagegen zunächst auf der Bank Platz
Mario Götze nahm dagegen zunächst auf der Bank Platz © Imago/Jan HÜbner
Das kennt man ja: Die stimmungsvolle Südtribüne in Dortmund
Das kennt man ja: Die stimmungsvolle Südtribüne in Dortmund © Reuters
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Müller absolviert Einheiten problemlos

Ob der frühere Linksverteidiger Hollerbach seinen Stürmern die vermisste Kaltschnäuzigkeit vermitteln kann, ist fraglich. Filip Kostic (4 Tore) ist zwar im Aufwind, seit ihm der Trainer mehr Freiheiten zubilligt, doch Bobby Wood (2) hat ein hartnäckiges Kopfproblem. Ihm fehlt die Lockerheit, die erst wiederkommt, wenn er mal trifft. Abiturient Fiete Arp will Hollerbach den Rucksack, wie er sagt, nicht umschnallen. Und der beste HSV-Scorer Nicolai Müller soll nach seinem Kreuzbandriss aus der ersten Saison-Partie in etwa zwei Wochen wieder mit dem Ball trainieren.

„Müller macht Fortschritte“, berichtete Hollerbach. „Das Knie wird nach der Belastung nicht mehr dick. Ich hoffe, dass er bald eine Alternative für uns ist.“ Während am Tag nach der Niederlage bei Borussia Dortmund auch die dort eingesetzten HSV-Akteure auf dem Trainingsplatz arbeiteten, absolvierte Müller auf einem Nebenplatz am Volksparkstadion eine etwa halbstündige Laufeinheit. Hollerbach: „Ich glaube, dass er von seiner Konstitution her ein Spieler ist, der schnell wieder fit werden kann.“