Dortmund. Nach dem 0:2 beim BVB schwankt der HSV zwischen Mut machen und Selbstkritik. Batshuayi stellt Spiel auf den Kopf, Götze vollendet.
Er hatte dem HSV mit einem Salto gedroht – und um 16.36 Uhr hatte Michy Batshuayi seine Ankündigung wahrgemacht: Mit seiner akrobatischen Einlage in der 49. Minute stellte Borussia Dortmunds belgischer Neuzugang nicht nur sich selbst auf den Kopf, sondern auch den Spielverlauf. Denn bis zu seinem Führungstreffer zum späteren 2:0 (0:0)-Sieg kurz nach Wiederanpfiff hatten die Gäste aus Hamburg die Partie beim haushohen Favoriten eindeutig im Griff.
Mehr noch als das: Statt Marco Reus, der beim BVB nach 259 Tagen ein viel umjubeltes Startelf-Comeback gab, setzten zunächst Filip Kostic & Co. die Akzente im mit 81.360 Zuschauern ausverkauften Signal-Iduna-Park. Davon zeugte nicht zuletzt das Eckenverhältnis von 4:1 zur Halbzeitpause. Doch mehr als eine handvoll Standardsituationen und mehrere Halbchancen sprangen letztlich auch für den HSV nicht heraus. Was auch Heribert Bruchhagen monierte. "Die Konter wurden nicht konzentriert genug zu Ende gespielt, das haben wird leichtfertig vergeben", sagte der HSV-Boss nach dem ersten Durchgang.
Die Statistik
Dritter 0:1-Rückstand unter Hollerbach
Und so kam es, wie es so oft kommen muss: Nach vereinzelten Pfiffen des eigenen Anhangs kamen die Borussen mit mehr Schwung aus der Kabine und nutzten diesen zur bis dato schmeichelhaften Führung: Reus löffelte den Ball auf die rechte Seite zu Christian Pulisic, der wiederum scharf in den Hamburger Strafraum passte. Dort konnte Batshuayi unbedrängt an HSV-Torhüter Christian Mathenia vorbei einschieben, Innenverteidiger Mergim Mavraj stand nur Pate. Und so durfte Dortmunds neuer "Batsman" seinen dritten Treffer im zweiten Einsatz bejubeln.
Bernd Hollerbach wiederum reagierte auf den dritten Rückstand in seinem dritten Bundesligaspiel als HSV-Trainer mit einem Doppelwechsel: Für Aaron Hunt und den blassen Bobby Wood schickte er Sejad Salihovic und Fiete Arp aufs Feld (54.). Doch die Hoffnung auf den Ausgleich zerschlug sich, Salihovic konnte seine Freistoßkünste diesmal nicht so gewinnbringend einsetzen wie noch in der Vorwoche gegen Hannover.
Die HSV-Profis in der Einzelkritik
Und da auch Arp im Fünfmeterraum bei einer scharfen Hereingabe von Gotoku Sakai um Haaresbreite am Ball vorbeischrammte (73.), blieb es beim Rückstand, der am Ende sogar noch um ein Tor zu hoch ausfiel: Bei einem Konter in der Nachspielzeit überlupfte der eingewechselte Mario Götze nach einem Pass von André Schürrle Mathenia zum Endstand.
Die Höhepunkte des Spiels
Hollerbach: "Müssen effizienter werden"
Während Reus im eigenen Auftritt einige Schwächen ausgemacht hatte ("Wir haben nicht unser bestes Spiel gezeigt"), machte Mavraj auf Hamburger Seite sich selbst und seinen Kollegen Mut. "Man kann dem Spiel einiges Positives abgewinnen", sagte der Albaner bei Sky. "In der ersten Halbzeit waren wir die bessere Mannschaft. Wir müssen uns Selbstbewusstsein zurückerarbeiten, das war ein weiterer Schritt." Mathenia war indes noch mit seiner eigenen Enttäuschung beschäftigt: "Fußball ist und bleibt nun mal ein Ergebnissport. Uns war klar, dass es nicht einfach werden würde, aber wir waren heute trotzdem mutig. Es ist schade, dass wir uns nicht belohnt haben."
Auch Trainer Hollerbach hatte einen "beherzten Auftritt meiner Mannschaft" gesehen. "Wir müssen jetzt so weitermachen, aber effizienter sein und unsere Torchancen besser nutzen", sagte er bei Sky. "Aber so, wie meine Mannschaft aufgetreten ist, kann ich ihr keinen Vorwurf machen." Allerdings: Die Zweikampfstatistik sprach eine leicht andere Sprache. Während Dortmund 96 der insgesamt 153 direkten Duelle für sich entschied (62,75 Prozent), kam der HSV nur auf eine Quote von 37,25 Prozent (57 gewonnene Zweikämpfe). Gideon Jung war auf Hamburger Seite in dieser Disziplin mit 62,5 Prozent noch der Stärkste – und war passend dazu auch der einzige Spieler überhaupt, der sich eine Gelbe Karte abholte.
Auch Mainz und Köln verlieren
Nach der ersten Niederlage unter seiner Verantwortung bleibt dem Coach nun immerhin ein weiterer Trost. Da auch Mainz 05 in Hoffenheim verlor (2:4), bleibt für den HSV zumindest der Abstand auf den Relegationsplatz 16 konstant bei drei Punkten. Und auch vom Tabellenende droht vorerst kein weiteres Ungemach: Der 1. FC Köln verlor bei Eintracht Frankfurt ebenfalls mit 2:4 und muss bei vier Punkten Rückstand auf den HSV und sieben auf Mainz weiter abreißen lassen.