Müller steht erstmals wieder auf dem Platz. Pause für Ü-30-Spieler. Bruchhagen reagiert auf Putschversuch. Walace-Einsatz gesichert.
Arps Schul-Problem ist Woods Chance
Eigentlich hatte Fiete Arp bereits Bobby Wood den Rang als HSV-Stürmer Nummer eins abgelaufen. Doch jetzt ist die Hierarchie wieder ins Wanken geraten. Nicht so sehr, weil sich Wood durch Leistung aufgedrängt hätte: Er profitiert vielmehr von Arps Problemen. Erst warf eine hartnäckige Erkältung den 18 Jahre alten Abiturienten zurück. Und aktuell sind es die schulischen Verpflichtungen, die immer wieder Arps Teilnahme am Training verhindern.
"Es ist eine schwierige Situation mit Fiete", sagte Trainer Bernd Hollerbach am Donnerstag, "und in der will ich ihm nicht den ganzen Rucksack geben. Ich muss täglich schauen, wie die Entwicklung ist." Am Sonnabend (15.30 Uhr/Sky, Liveticker auf Abendblatt.de) im Spiel bei Borussia Dortmund werde Arp auf jeden Fall dabei sein. "Ob von Anfang an, das werden wir sehen."
Vermutlich wird Wood in der Startelf stehen. Beim Training am Donnerstagnachmittag gehörte der US-Amerikaner zur A-Elf.
Wetten, dass der HSV absteigt?
Wenn es nach den Buchmachern geht, dann ist der Bundesliga-Dino in dieser Saison fällig. Wer beim Wettanbieter Mybet einen Euro auf den Abstieg des HSV setzt, erhält im "Erfolgsfall" lediglich 1,55 Euro ausgezahlt. Einzig der abgeschlagene Tabellenletzte 1. FC Köln weist eine noch niedrigere Quote (1,07) auf.
Den anderen Mannschaften am Tabellenende traut Mybet schon eher den Klassenerhalt zu. Der FSV Mainz 05 steht als Absteiger bei Quote 3,25, Werder Bremen bei 4,50 und der VfB Stuttgart bei 5,00.
Stürmt Dortmund mit Reus und Götze?
Ein Comeback von Nationalspieler Marco Reus im Bundesligaspiel von Borussia Dortmund gegen den HSV ist noch offen. „Er hat in dieser Woche komplett mittrainiert und hat keine Rückschläge bekommen“, sagte BVB-Trainer Peter Stöger. „Ich gebe ihm Zeit, sich zu finden.“
Man werde mit dem Spieler zusammen eine sinnvolle Entscheidung treffen, ob der seit dem Pokalfinale 2017 verletzt ausfallende Offensivmann Reus am Sonnabend gegen den Tabellenvorletzten aus Hamburg wieder für den BVB auflaufen kann. Stöger: „Wir wissen, dass er gerne spielen möchte, und er weiß, dass wir ihn gerne dabeihätten.“
Der Österreicher möchte Reus nicht unter Druck setzen: "Er kann ein Spiel gravierend verändern aufgrund seiner Qualität. Ich möchte ihn aber nicht in eine Ecke hineindrängen." Verzichten muss Stöger weiterhin auf Abwehrspieler Marcel Schmelzer (Muskelverletzung) und Angreifer Maximilian Philipp (Knie), für die ein Einsatz nach Stögers Angaben noch zu früh kommt.
Fraglich ist das Mitwirken von Mario Götze. „Mal sehen“, sagte Stöger über den 25-Jährigen. Götze war am vergangenen Freitag beim 3:2-Erfolg der Borussia bei Stögers ehemaligem Club 1. FC Köln wegen Rückenproblemen kurzfristig ausgefallen. Inzwischen gehe es ihm wieder besser. Der portugiesische Europameister Raphael Guerreiro fehlt gegen den HSV wegen muskulärer Probleme definitiv.
Walaces Einsatz in Dortmund gesichert
HSV-Trainer Bernd Hollerbach kann im Bundesligaspiel bei Borussia Dortmund am Sonnabend auf Walace zurückgreifen. Der defensive Mittelfeldspieler werde nicht auf die Schnelle zu seiner hochschwangeren Frau Kamila reisen, sagte Hollerbach bei der Pressekonferenz am Donnerstag: "Walace wird sicher in Dortmund dabei sein. Stichtag für die Geburt ist erst in 18 Tagen. Er hat mir versichert, dass er voll auf das Spiel fokussiert ist."
Hollerbach hatte dem wechselwilligen Olympiasieger versprochen, ihn für die Geburt seines zweiten Kindes freizustellen: "Wenn es losgeht, darf er zu seiner Frau fliegen."
Hollerbach schwärmt von Cardoso
Walace hatte zu Jahresbeginn versucht, durch eine Art Bummmelstreik seinen Wechsel zu Flamengo Rio de Janeiro zu provozieren. Unter Hollerbach scheint sich seine Arbeitsmoral wieder verbessert zu haben. Dies könnte auch dem neuen Co-Trainer Rodolfo Cardoso zu verdanken sein. "Die Südamerikaner blühen mit ihm richtig auf", berichtete Hollerbach.
Hollerbach hatte seinen langjährigen Mitspieler am Dienstag in sein Trainerteam berufen. "Rodolfo ist ein ausgewiesener Fachmann und eine Vertrauensperson", sagte Hollerbach über den Argentinier, "er kennt den Verein, hat in allen Abteilungen im Verein schon geearbeitet. Für mich ist wichtig, dass er weiß, was unten läuft." Cardoso hatte in den Spielzeiten 2011/12 und 2013/14 für insgesamt vier Spiele die Verantwortung für die HSV-Profis getragen. Seit Oktober 2015 arbeitete er im Scouting des Clubs.
Müller zurück auf dem Rasen
Überraschungsteilnehmer beim HSV-Training am Donnerstagvormittag: Erstmals nach seinem Kreuzbandriss stand Nicolai Müller wieder auf dem Platz – wenn auch etwas abseits des Geschehens. Während die Kollegen sich auf das Spiel am Sonnabend bei Borussia Dortmund vorbereiteten, arbeitete der Topscorer der vergangenen Saison individuell für eine halbe Stunde mit Rehabilitationstrainer Sebastian Capel.
Müller hatte sich am ersten Bundesligaspieltag im August beim Torjubel das vordere Kreuzband im rechten Knie gerissen. Sein Comeback war eigentlich erst für April fest eingeplant. Möglicherweise kann Trainer Bernd Hollerbach nun doch schon früher auf den offensiven Mittelfeldspieler zurückgreifen.
Vormittagseinheit ohne sieben
Gideon Jung meldete sich nach seiner Rückenverletzung wie erhofft im Mannschaftstraining zurück. Der U-21-Europameister soll in Dortmund den Platz des Gelb-Rot-gesperrten Kyriakos Papadopoulos in der Hamburger Innenverteidigung einnehmen. Hollerbach: "Gideon ist eine Option mehr." Papadopoulos selbst nahm nicht am Vormittagstraining teil, sondern absolvierte stattdessen einen Waldlauf. Der Grieche hatte zuletzt bei einem Test läuferische Defizite erkennen lassen.
Auch Papadopoulos' Innenverteidiger-Kollege Mergim Mavraj, die Stürmer Fiete Arp (Schule) und Luca Waldschmidt (Fersenprobleme) sowie die offensiven Mittelfeldspieler Sejad Salihovic, Lewis Holtby (krank) und Aaron Hunt fehlten. "Wenn ich an zwei Tagen in der Woche zweimal trainiere, dann handhabe ich es immer so, dass die über 30-Jährigen einmal frei bekommen", sagte Hollerbach. In der Nachmittagseinheit, die ebenfalls unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfand, stiegen die älteren Herrschaften wie auch Arp wieder ein.
Ambrosius und Vagnoman vor Kader-Premiere
Bewährungschance für zwei HSV-Talente: U-21-Spieler Stephan Ambrosius (19) und Juniorennationalspieler Josha Vagnoman (17) werden am Sonnabend wohl erstmals im Kader des HSV stehen. Das ließ der Vorstandsvorsitzende Heribert Bruchhagen am Donnerstag durchblicken.
Außenverteidiger Vagnoman, der erst am 11. Dezember vergangenen Jahres seinen 17. Geburtstag gefeiert hat, könnte somit zum jüngsten Bundesligaspieler der Vereinsgeschichte aufsteigen. Bislang hielt diesen Rekord Jonathan Tah, der einst mit 17 Jahren, sechs Monaten und 13 Tagen debütierte. Er wäre zudem in dieser Saison bereits der zweite 17-Jährige, der bei den HSV-Profis in dieser Saison zum Einsatz kommt. Der erste war Fiete Arp, der bei seinem Bundesligadebüt gegen Werder Bremen 17 Jahre, acht Monate und 24 Tage alt war.
Vagnoman wäre zudem bei einem Einsatz am Sonnabend der viertjüngste Spieler der Bundesligageschichte. Im vergangenen Herbst hatte er international auf sich aufmerksam gemacht, als er als 16-Jähriger zusammen mit Arp bei der U-17-WM in Indien für die deutsche Nationalmannschaft aufgelaufen war und einen starken Eindruck hinterließ.
"Das ist doch ein Indiz dafür, dass wir viele Talente haben und sie auch beachtet werden", sagte Bruchhagen. Wäre der HSV nicht Tabellenvorletzter, sondern "Neunter mit acht Punkten Abstand auf die Abstiegsränge", dann würden die vielen guten Nachwuchsspieler in den Juniorenteams auch häufiger eine Chance erhalten.
Bruchhagen reagiert auf Putschversuch
Bruchhagen äußerte sich auch erstmals zum Putschversuch durch Aufsichtsrat Felix Goedhart. Der Unternehmer soll in einer internen E-Mail für die Absetzung von Bruchhagen und Sportchef Jens Todt plädiert haben. Bruchhagen äußerte dafür Verständnis angesichts der prekären sportlichen Lage. "Welcher Aufsichtsrat stellt sich nicht die Frage: Haben wir den richtigen Trainer? Haben wir den richtigen Sportdirektor? Haben wir den richtigen Vorstand?", sagte Bruchhagen. Diese Diskussion sei beim HSV offensichtlich geführt worden. "Aber man sollte das Ergebnis nicht unterschlagen."
Goedharts Vorstoß, Bruchhagen und Todt durch Finanzvorstand Frank Wettstein und Nachwuchschef Bernhard Peters oder alternativ durch Allzweckwaffe Felix Magath zu ersetzen, hatte im Aufsichtsrat keine Mehrheit gefunden. Bruchhagen versicherte, dass sein Verhältnis zu Goedhart dadurch nicht belastet sei. Er habe sich am vergangenen Montag vor den Aufsichtsratswahlen, bei denen Goedhart im Amt bestätigt wurde, mit ihm ausgetauscht, "wie es sich gehört. Damit ist das Thema abgeschlossen".
Kostic: Wir brauchen Hollerbachs Härte
HSV-Angreifer Filip Kostic ist für die bevorstehende Partie in Dortmund optimistisch. „Vieles entscheidet sich im Kopf, und ich habe den Eindruck, dass wir wieder an uns glauben, dass wir positiv sind und nach Dortmund fahren, um zu zeigen, was wir können“, sagte der 25 Jahre alte Serbe der „Hamburger Morgenpost“.
Die Hamburger sind mit lediglich 17 Punkten Vorletzter, haben drei Punkte Rückstand auf den Relegationsrang. „Natürlich war das Selbstvertrauen eine ganze Weile im Keller, aber das hat sich geändert“, sagte Kostic. Die Unentschieden zuletzt bei RB Leipzig (1:1) und gegen Hannover 96 (1:1) hätten gezeigt, „dass wir Moral haben und Leben in uns steckt“.
Seine veränderte Rolle im Sturm mit mehr Freiheiten in der Mitte, die ihm Trainer Bernd Hollerbach zugewiesen hat, gefalle ihm. „Ich finde, es hat bisher gut geklappt, ich fühle mich in diesem System wohl“, sagte Kostic. Der Offensivspieler hat in den beiden vergangenen Partien jeweils ein Tor erzielt und ist mit vier Treffern torgefährlichster Hamburger in dieser Saison.
Über Hollerbachs harte Gangart sagte Kostic: „Ich denke, dass er uns mit dem, was er vorlebt, sehr hilft. Das bringt und weiter. Genau diese Härte brauchen wir. Mir gefällt es sowieso, wenn es an die Grenzen geht.“
HSV sucht Spieler via Facebook
Auch wenn es mit dem Klassenerhalt nichts werden sollte: Der HSV bleibt in jedem Fall in der Bundesliga – in der Virtuellen Bundesliga, kurz VBL. Erstmals wird der Club an der deutschen Meisterschaft in der Fußballsimulation EA Sports Fifa teilnehmen – und sucht dafür jetzt Spieler via Facebook.
Gesucht wird „ein waschechter HSVer mit Fifa-Skills, der für uns an der Xbox antritt“. Die besten acht Bewerber (Mindestalter 16 Jahre) werden von einer Expertenjury zu einem Ausscheidungswettkampf am 20. Februar im Volksparkstadion eingeladen. Der Sieger des Qualifikationsturniers wird als Xbox-Spieler im VBL-Team des HSV an den Start gehen.
Der HSV erhält zwei Wildcards für die Teilnahme an der VBL und wird in diesem Jahr jeweils einen Playstation- und einen Xbox-Spieler für die Play-offs benennen. Diese finden am 10. und 11. März in Düsseldorf statt. Das Finale folgt dann am 31. März in Dortmund mit den besten 24 Fifa-Spielern der Bundesliga. Als Playstation-Spieler wurde Fifa-Profi Daniel Tissarek verpflichtet.
Die VBL wird von der Deutschen Fußball-Liga veranstaltet und gilt als wichtigstes Turnier für EA Sports Fifa. „Wir möchten die Teilnahme an der Virtuellen Bundesliga 2018 dazu nutzen, die Branche besser kennenzulernen und die Wirkung auf bestehende und neue Zielgruppen sowie unsere Partner und Sponsoren zu testen“, sagte HSV-Marketingleiter Florian Riepe. Das Projekt sei allerdings nur ein Testballon ein Einstieg des Clubs in den Bereich E-Sports nicht geplant.