Hamburg. Computerspiel-Halle soll im nächsten Jahr eröffnen. Dahinter steht der deutsche Ableger eines chinesischen Unternehmens.
Es ging um eine Million Dollar Preisgeld, Teams aus ganz Europa traten gegeneinander an, die Spieler betraten begleitet von heroisch klingenden Hymnen, grellem Scheinwerferlicht, Lichtblitzen und dem Jubel der Zuschauer die Bühne in der seit Tagen ausverkauften Barclaycard Arena. Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, das die sogenannten E-Sports längst ein fester Bestandteil der Unterhaltungsindustrie in Deutschland sind, dann wurde er an diesem Wochenende im Oktober in Hamburg erbracht.
Jetzt soll die Hansestadt nicht weniger als „Europas Zentrum für E-Sports“ werden. Das jedenfalls ist das Ziel von Leon Groenewoud, dem Geschäftsführer der ELC Gaming GmbH mit Sitz in Siek (Kreis Stormarn), gleich hinter der Hamburger Stadtgrenze. Das Unternehmen plant, in der Hansestadt binnen eines Jahres Europas erste E-Sports-Arena zu eröffnen. Dort sollen dann Computerspiel-Anhänger, die sogenannten Gamer, mit- und gegeneinander spielen und für ein paar Stunden in virtuelle Welten eintauchen. Mal geht es dabei um blutrünstige Metzeleien, mal um Strategiespiele, mal um realitätsnahes Fußballspielen.
„Was bislang fehlt, ist die soziale Komponente“
Während bei Großveranstaltungen wie in der Barclaycard Arena vor großem Publikum Profis antreten, die von den teils horrenden Preisgeldern gut leben können – allein in Deutschland soll es davon 100 bis 200 geben –, hat Groenewoud vornehmlich die Freizeitgamer im Blick. Die spielen bislang zumeist von zu Hause aus oder treffen sich in Stadt- und Veranstaltungshallen, die für ein paar Tage mit Rechnern und Bildschirmen zur Spielhöhle aufgerüstet werden. „Was bislang fehlt, ist die soziale Komponente, ein Ort, an dem man sich allein, mit Freunden oder Gleichgesinnten ein paar entspannte Stunden machen kann“, sagt der seit Langem in Deutschland lebende Niederländer, der bis 2016 Poker-Veranstaltungen organisierte, bevor er ins Geschäft mit Gaming-Veranstaltungen einstieg.
In der von ELC geplanten Arena soll es neben einer großen Bühne und Dutzenden Gaming-Stationen auch private Lounges für Gruppen geben. Vorgesehen sind zudem eine Bar und ein Restaurant. Das Konzept orientiert sich an bereits existierenden E-Sports-Arenen in China und den USA. „Wir sind der europäische Arm von Allied E-Sports“, sagt Groenewoud. Das ist ein Joint Venture mehrerer chinesischer Unternehmen, das E-Sports-Arenen unter anderem in Peking und in Santa Ana (USA) betreibt, zwei weitere in den nächsten Monaten in Las Vegas und Oakland (Kalifornien) eröffnen und danach in Europa Fuß fassen will.
Entscheidung ist definitiv
Für Hamburg strebt der ELC-Gaming-Chef eine Eröffnung Anfang 2019 an. „Am liebsten wäre mir, wenn wir am 1. Januar loslegen können.“ Derzeit ist Groenewoud allerdings noch auf der Suche nach einer geeigneten Halle. Größenordnung: 1500, eher 2000 Quadratmeter. „Der Stadtteil ist relativ egal, der nächste U- oder S-Bahnhof sollte aber nicht mehr als fünf Fußminuten entfernt sein.“ Ebenfalls wichtig sei eine Deckenhöhe von mindestens fünf Metern. Schon wegen der großen Bildschirme, auf denen Besucher den Spielverlauf anderer Gamer verfolgen können. In Hamburg sei es nicht leicht, so etwas zu finden.
Doch die Entscheidung für eine Arena in der Hansestadt sei definitiv, sagt Groenewoud. Derzeit habe er ein bis zwei Objekte im Blick, bei denen aber noch wichtige Details zu klären seien. Die endgültige Standort-Entscheidung werde voraussichtlich noch im ersten Quartal fallen. Der ELC-Chef rechnet mit Investitionen in Höhe von „zwei bis drei Millionen Euro“ – finanziert von Allied E-Sports aus China.
Schnell wachsende Branche
Es ist ein Investment in eine stark und schnell wachsende Branche. Laut einer Analyse der Unternehmensberatung Deloitte wird der Umsatz in Deutschland von zuletzt 50 Millionen auf 130 Millionen Euro im Jahr 2020 hochschnellen. ELC Gaming ist daran schon jetzt als Veranstalter von Gamer-Treffen beteiligt. Von Siek aus schickt das Unternehmen seit 2016 zudem einen mit bis zu 20 Computerspielstationen ausgerüsteten Truck namens „Big Betty“ durch Europa – eine Art mobile Arena. In den nächsten Wochen macht der Lkw bei Fußballclubs der ersten irischen Liga Station. Auf dem Spielplan steht „League of Legends“.
In Deutschland treten die besten Teams in verschiedenen Spielen bereits in einer Bundesliga gegeneinander an. Der TV-Sender ProSieben übertrug vor einigen Monaten erstmals eine E-Sports-Veranstaltung live im Fernsehen. Und mehrere Clubs der Fußball-Bundesliga haben bereits eigene E-Sports-Teams und -Abteilungen. Beim HSV gibt es Gedankenspiele darüber.