Trio fehlt im Training. Lasogga äußert sich zu Kühnes „Luschen“-Kritik. Supporters appellieren. Verein wächst weiter.

Der Dino wächst weiter

So groß wie jetzt war der HSV noch nie – numerisch gesehen. 77.730 Mitglieder zählt der Verein aktuell und baut damit seine Spitzenposition in Hamburg aus. Allein im Vergleich zum Vorjahr stieg die Mitgliederzahl um 5,1 Prozent. Das geht aus der Mitgliederstatistik des Hamburger Sportbunds hervor.

Was den Zuwachs betrifft, hat der FC St. Pauli allerdings dem HSV den Rang abgelaufen. Der Lokalrivale konnte seine Mitgliederzahl sogar um 12,9 Prozent 25.965 steigern – ist damit aber ziemlich genau nur ein Drittel so groß wie der HSV.

Lediglich jedes zehnte Mitglied, etwa 7000, treibt auch tatsächlich Sport in einer der HSV-Abteilungen. Die überwiegende Zahl der HSVer, mehr als 58.000, entfällt auf den Supporters Club.

Supporters appellieren an ihre Mitglieder

Der hat sich bei seiner Gründung im Jahr 1993 auf die schwarz-weiß-blauen Fahnen geschrieben, die Bundesligamannschaft zu unterstützen – und sieht sich jetzt veranlasst, ebendieses Ziel in Erinnerung zu rufen. "Ist es euch wirklich so egal, ob der HSV absteigt?", heißt es in einem aktuellen Facebook-Appell der Supporters. Darin wird die Stille beklagt, die sich am Sonntagabend nach dem 1:1-Unentschieden gegen Hannover auf den Rängen des Volksparkstadions breitgemacht hatte.

Und weiter: "Seid nicht nur sturmerprobt, sondern stemmt euch mit aller Macht und Kraft dem Sturm entgegen. Mit allem was ihr habt. Denn das ist genau das, was uns in den letzten Jahren ausgemacht hat. Wenn es stürmisch für den HSV wird, wenn es hart für den HSV wird, wenn es eng für den HSV wird, dann stehen wir alle nicht nur eng zusammen, sondern geschlossen hinter unserem HSV."

So verständlich es sei, wenn die Fans von der andauernden sportlichen Talfahrt und dem jahrelangen Abstiegskampf zermürbt seien, so wichtig sei es, jetzt alles für den Verein zu geben. "Denn eigentlich ist es euch und uns ja nun wirklich nicht egal, ob der HSV absteigt."

Trio fehlt im Mannschaftstraining

Für die HSV-Profis war es der Start der Vorbereitung auf das Spiel bei Borussia Dortmund am Sonnabend (15.30 Uhr/Sky, Liveticker auf Abendblatt.de), für die Fans letzte Gelegenheit zuzuschauen: Um zehn Uhr hat am Volkspark der Arbeitstag für den HSV begonnen.

Allerdings nicht für alle. Fiete Arp arbeitete statt auf dem Trainingsplatz im Klassenzimmer fürs Abitur. Gideon Jung konnte nach seiner Rückenverletzung nur ein individuelles Programm absolvieren. Und auch Lewis Holtby fehlte. Den Mittelfeldspieler, der am Vortag noch den Ehrentreffer für die Reservisten bei der 1:4-Niederlage im internen Testspiel gegen die U21 erzielt hatte, hat ein grippaler Infekt erwischt – genau wie Assistenztrainer Matthias Kreutzer.

„Es geht reihum. Fiete hat es damals ein bisschen reingeschleppt“, sagte Trainer Bernd Hollerbach. Holtby hatte ihn am Morgen am Telefon über seine Erkrankung informiert. „Ich habe ihm gesagt, er soll daheim bleiben, bevor er alle anderen ansteckt.“

Vagnoman darf noch mal ran

Josha Vagnoman (HSV) Hamburg, 06.02.2018, Fussball, Testspiel, Hamburger SV - Hamburger SV II
Josha Vagnoman (HSV) Hamburg, 06.02.2018, Fussball, Testspiel, Hamburger SV - Hamburger SV II © WITTERS | ValeriaWitters

Dafür durfte aus ebenjener U21 Stephan Ambrosius (19) bei den Profis mittrainieren. Und auch der rechte Verteidiger Josha Vagnoman (17) aus der U19 mischte wie schon am Montag wieder mit. Hollerbachs Begründung: „Wir haben auf den Außenbahnen wenig Alternativen. Der Junge bringt richtig Tempo mit und ist für sein Alter ein ganz schöner Brocken.“

Jung soll am Donnerstag ins Mannschaftstraining (10 und 15 Uhr) zurückkehren. Hollerbach zeigte sich zuversichtlich, dass der U-21-Europameister in Dortmund spielen kann. Möglicherweise nimmt Jung dann den Platz des gesperrten Kyriakos Papadopoulos in der Innenverteidigung des HSV ein. Diese Position hatte er bereits in sechs der ersten acht Saisonspiele übernommen, bevor er ins defensive Mittelfeld zurückkehrte.

Kehrt Reus gegen den HSV zurück?

Marco Reus am Montag beim Training des BVB
Marco Reus am Montag beim Training des BVB © imago/DeFodi | Alex Gottschalk/DeFodi.de

Marco Reus’ Leidenszeit könnte am Sonnabend gegen den HSV enden. Der Nationalspieler von Borussia Dortmund steht nach neunmonatiger Zwangspause kurz vor seinem Comeback. „Wir können es kaum erwarten, er kann es kaum erwarten, dass er zurückkommt“, sagte Dortmunds Sportdirektor Michael Zorc. Nach wochenlangem und behutsamem Aufbau scheint Reus wieder voll belastbar. Ein internes Testspiel am Dienstag über 70 Minuten auf dem BVB-Trainingsgelände überstand er ohne Probleme.

Dennoch ließ Trainer Peter Stöger einen Reus-Einsatz noch offen. „Das werden wir in Absprache mit der medizinischen Abteilung und natürlich auch mit ihm selbst entscheiden. Er muss das Signal geben und kennt seinen Körper am besten.“ Die Entscheidung soll am Freitag fallen. Reus (28) hatte sich beim DFB-Pokal-Finale im Mai vergangenen Jahres am Kreuzband verletzt und seither kein Spiel mehr bestritten.

Die Personalnot in der Offensive könnte die Rückkehr beschleunigen. Gleich drei Angreifer – Andrej Jarmolenko, Jadon Sancho und Maximilian Philipp – fallen aus. Zudem taugt Reus als Führungs- und Identifikationsfigur, die der Mannschaft seit Monaten fehlt. Zu Stögers Leidwesen verstärkt das die Erwartungshaltung. „Wir dürfen keine Wunderdinge von Marco erwarten. Ich möchte ihm nicht den Rucksack umhängen, jedes Spiel für uns entscheiden zu müssen,“ warnte er.

Dass Pierre-Emerick Aubameyang den Dortmundern nicht mehr zur Verfügung steht, dürfte die Hamburger aber erleichtern. Der Torschützenkönig der vergangenen Bundesligasaison, vergangene Woche unter viel Getöse zum FC Arsenal nach London abgerauscht, traf allein in seinen letzten drei Spielen gegen den HSV sechsmal und legte zwei weitere Tore auf.

Tore fast garantiert

Überhaupt ist die HSV-Bilanz gegen den einstigen Lieblingsgegner Dortmund zuletzt gekippt. Die vergangenen vier Spiele gingen allesamt verloren. Sollte die Niederlagenserie auf fünf anwachsen, wäre das ein Novum in der langen Geschichte der Duelle der beiden Clubs.

101-mal sind sie sich in der Bundesliga jetzt begegnet. Dabei fielen insgesamt 361 Tore: 182 für den BVB, 179 für den HSV. Keine andere Paarung hat so viel Spektakel produziert. Auch für Sonnabend scheinen Tore garantiert: In Dortmund hat es gegen Hamburg noch nie ein 0:0 gegeben.

Mathenia weiß, was der HSV braucht

Torhüter Christian Mathenia glaubt, dass ein Abstieg des HSV aus der Bundesliga ein Verlust für den deutschen Profi-Fußball wäre. Der HSV habe „in Deutschland und Teilen Europas“ einen großen Stellenwert, sagte der 25 Jahre alte Keeper der „Sport-Bild“ und versicherte: „Der Verein tut der Liga und ganz Fußball-Deutschland gut.“

Christian Mathenia erhielt vom neuen Trainer Bernd Hollerbach seinen Stammplatz im HSV-Tor zurück
Christian Mathenia erhielt vom neuen Trainer Bernd Hollerbach seinen Stammplatz im HSV-Tor zurück © imago/Nordphoto | nordphoto/ Witke

Seine Mannschaft bezeichnete er als „druckerprobt“ im Abstiegskampf. „Wir haben schon bewiesen, dass wir damit sehr gut umgehen können“, sagte Mathenia, gab aber zu: „Der Druck ist schon groß. Gerade vor dem Hintergrund, dass der Club noch nie abgestiegen ist. Jeder Spieler und vor allem wir als Team wollen nicht negativ in die Geschichtsbücher eingehen.“ Die Situation sei „einfach anders als etwa bei Mainz oder Freiburg. Weil hier einfach mehr dahintersteckt“.

Mathenia bezeichnete den HSV als eine Mannschaft, „die eine gewisse Härte braucht“. Das sei schon unter Ex-Trainer Markus Gisdol so gewesen. „In den Phasen, in denen wir sehr hart trainiert haben, haben wir unsere besten Spiele abgeliefert“, meinte der Torhüter. Gisdol-Nachfolger Bernd Hollerbach hat sowohl das Pensum als auch die Intensität des Trainings erhöht.

Lasogga vermisst beim HSV Respekt ...

Pierre-Michel Lasogga, an Leeds United verliehener Stürmer, fühlt sich beim englischen Zweitligisten wohl, über den „Luschen“-Vorwurf von HSV-Investor Klaus-Michael Kühne ärgert sich der Fußballprofi aber immer noch. „Ich war natürlich enttäuscht, dass ich solche Dinge aus dem eigenen Verein gehört habe. So etwas hat auch mit Respekt zu tun“, sagte der 26-Jährige in einem Interview der Zeitschrift „Sport-Bild“.

Kühne hatte vor Saisonbeginn in einem Interview des „Spiegels“ Lasogga als „Flop des Jahrhunderts“ bezeichnet und gesagt: „Der HSV ist ein Phänomen, weil die Luschen immer hier hängenbleiben.“

Seinen Wechsel nach England hat der Stürmer nicht bereut. Er sei nicht nach Leeds gegangen, „weil ich Kritikern etwas beweisen müsste. Ich habe den Schritt für mich gemacht: Weil ich mir selbst zeigen wollte, dass ich meine Tore mache, wenn ich die Möglichkeiten dazu bekomme.“

... und bekommt einen neuen Trainer

Inzwischen ist er überzeugt davon, dass er in seiner Situation beim HSV „im Sommer alles richtig gemacht“ hat. Lasogga: In Hamburg habe ich auf Granit gebissen. Ich habe keine Chance bekommen und hätte vermutlich die meiste Zeit nur zugeschaut.“ Die Torflaute und die geringe Einsatzzeit habe an seinem Selbstbewusstsein genagt. Es sei wichtig für ihn gewesen, wieder Spaß am Fußball zu haben „und ein Umfeld im Verein zu haben, das zu 100 Prozent auf mich baut“.

In 18 Liga-Einsätzen für Leeds United hat Lasogga inzwischen sieben Treffer erzielt. „Ich würde eine Zwei geben“, antwortete er auf eine Frage zu seiner Leistung als Schulnote. Mit Leeds ist er derzeit Tabellenzehnter, der Rückstand auf die Play-off-Plätze beträgt sieben Punkte. „Die können wir in den verbleibenden 16 Spielen mit dem neuen Trainer aufholen.“

Paul Heckingbottom wechselte nur vier Tage nach seiner Vertragsverlängerung den Club
Paul Heckingbottom wechselte nur vier Tage nach seiner Vertragsverlängerung den Club © imago/Focus Images | Simon Moore

United hatte am Dienstag Paul Heckingbottom als neuen Trainer vorgestellt – nur vier Tage nachdem der 40-Jährige seinen Vertrag beim Ligakonkurrenten FC Barnsley verlängert hatte. Heckingbottom tritt die Nachfolge von Thomas Christiansen an, der nach einer Serie von sieben Spielen ohne Sieg am Sonntag entlassen worden war. Sein Exclub Barnsley erhält von Nachbar Leeds eine Entschädigung von 500.000 Pfund.