Hamburg. Stuttgart sucht einen Nachfolger für den freigestellten Hannes Wolf. Markus Gisdol erklärt, warum er nicht zur Verfügung steht.

Der VfB Stuttgart hat mit dem HSV so einiges gemein. Bei beiden Traditionsvereinen klaffen Anspruch und Wirklichkeit schon seit Jahren auseinander. Beide stecken chronisch im Abstiegskampf – der VfB nach dem Wiederaufstieg schon wieder, der HSV immer noch. Und beide haben in der jüngeren Vergangenheit viel sportliches Führungspersonal verschlissen. In der inoffiziellen Bundesligatabelle der meisten Trainerwechsel in den vergangenen zehn Jahren führen die Hamburger mit 17, dicht gefolgt von den Stuttgartern mit 16.

So gesehen ist es fast schon konsequent, dass der VfB nur eine Woche nach der Entlassung von Markus Gisdol beim HSV nachzog und seinerseits Hannes Wolf freistellte. Beide Trainer waren, auch das ist wohl kein Zufall, jeweils nur 16 Monate im Amt.

Doch anders als der HSV, der nach einer eintägigen Schamfrist vor einer Woche Bernd Hollerbach als Nachfolger präsentierte, steht der VfB an diesem Montag noch ohne Trainer da. Markus Weinzierl habe ein Angebot der Schwaben abgelehnt, berichtet die „Bild“-Zeitung. Laut Sky-Experte Dietmar Hamann hatte der frühere Trainer des FC Schalke und des FC Augsburg in der Winterpause schon dem HSV eine Absage erteilt. Weinzierl kann es sich leisten: Er steht bei Schalke noch bis 2019 unter Vertrag.

Gisdol hat VfB-Vergangenheit

Es kann also munter drauflosspekuliert werden. Wie wäre es mit Kenan Kocak vom SV Sandhausen? Thomas Tuchel, Lucien Favre, Slaven Bilic? Jens Keller, Andries Jonker, Tayfun Korkut? Oder, Moment mal: Warum eigentlich nicht Markus Gisdol?

Es würde doch passen: Gisdol (48) ist im VfB-Ländle fest verwurzelt und hat sogar eine rot-weiße Vergangenheit: Von 2005 bis 2007 trainierte er die U-17-Mannschaft des Clubs. Und der HSV hätte sicherlich auch nichts dagegen, den bis 2019 gültigen Vertrag aufzulösen, der Gisdol bei Klassenerhalt 1,7 Millionen Euro pro Jahr einbringt.

Stuttgart will Trainer im Lauf der Woche präsentieren

Aber daraus wird wohl nichts. Denn Gisdol, der den HSV vergangene Saison vor dem Abstieg bewahrte, steht derzeit nicht der Sinn nach der nächsten Rettungsmission. Er brauche erst einmal eine Pause, ließ er das Abendblatt wissen. Ein Ad-hoc-Wechsel wie Peter Stöger, der nur eine Woche nach seiner Entlassung beim 1. FC Köln im Dezember zum Dortmunder mutierte, kommt für Gisdol nicht infrage. Zumal ihm seine Familie gerade erst nach Hamburg gefolgt ist.

Es spräche auch nicht gerade für die Weitsicht der sportlichen Führung des VfB, sollte ihr jetzt ein Trainer in den Sinn kommen, der gerade erst aufs Karussell aufgesprungen ist. Noch im Lauf der Woche wollen die Stuttgarter einen Wolf-Nachfolger präsentieren, „von dem wir sportlich, von der Kompetenz her und der menschlichen Ebene überzeugt sind“, wie Sportvorstand Michael Reschke sagt.

Nach Möglichkeit solle es eine langfristige Zusammenarbeit mit dem neuen Trainer geben. Das wäre dann wirklich eine Überraschung.