Leipzig. HSV-Sportchef fahndet nach Offensivspielern – doch sein Chef macht ihm wenig Hoffnungen auf die Realisierung eines Wintertransfers.
Heribert Bruchhagen war geschafft. Kurz nach dem Schlusspfiff in der Leipziger Red-Bull-Arena waren dem HSV-Chef die 94 nervenaufreibenden Minuten ins Gesicht geschrieben. „Man konnte kaum hingucken, so steht man hier unter Druck“, sagte der gezeichnete Vorstandsvorsitzende, der sich zunächst einmal erkundigte, ob es denn auch beim 1:1 zwischen Abstiegskonkurrent Köln und Augsburg geblieben war. Erst als der angespannte Ostwestfale die Bestätigung bekam, atmete er auf. „Wir sind total erleichtert“, sagte Bruchhagen. „Es wäre fatal gewesen, wenn wir nach so einem Spiel mit leeren Händen dagestanden wären.“
Ziemlich sicher mit leeren Händen dürfte der HSV am Mittwochabend dastehen, wenn die Wintertransferfrist endet. „Zugänge kann ich mir momentan nicht vorstellen“, gab Bruchhagen zu. „Wir haben unseren Lizenzspieleretat ausgegeben. Wirtschaftlich haben wir nun mal nur sehr bedingt Möglichkeiten. Und diese Möglichkeiten reichen nicht aus, um jemanden zu holen, der uns verbessert. So stellt sich jedenfalls die Situation dar.“
Die Bilder vom Spiel in Leipzig:
Hollerbachs gelungenes HSV-Debüt bei RB Leipzig
Todt sah Testspiel an der Seite von Klose
HSV-Sportchef Jens Todt und Trainer Bernd Hollerbach kennen natürlich diese Situation. „Der Sportdirektor kennt meine Wünsche“, sagte Hollerbach, der allerdings auch die wirtschaftlichen Zwänge kennt. „Unsere wirtschaftliche Situation ist nicht gut, das weiß ja jeder“, sagte Todt. Und weiter: „Wir müssen eben auf Sparflamme arbeiten. Aber wir vertrauen ja auch unserem Kader.“
Noch vor anderthalb Wochen war der Manager nach Spanien gereist, hatte sich – an der Seite von Miroslav Klose – den Test zwischen Anderlecht und Heerenveen angeschaut, mehrere Offensivspieler unter die Lupe genommen und eine ganze Reihe von Spielerberatern getroffen – anschließend ging es in der vergangenen Woche nach Polen. „Mal sehen, was die nächsten Tage so bringen. Wir sind auf verschiedene Szenarien vorbereitet“, sagte Todt, der allerdings ganz genau weiß, dass der HSV ohne die Hilfe von Investor Klaus-Michael Kühne so gut wie handlungsunfähig ist.
Bruchhagen hadert mit neuen Dimensionen
Und genau an dieser Stelle wird es kniffelig. Denn während eben jener Kühne vor einem Jahr bei den Wintertransfers von Papadopoulos, Mavraj und 9,2-Millionen-Euro-Mann Walace parat stand, will Bruchhagen nun den Kühne-Kreislauf durchbrechen. „Herr Kühne hat uns in der Vergangenheit genug geholfen. Es ist nun an der Zeit, dass wir aus der bestehenden Mannschaft unser Potenzial finden und ausschöpfen“, sagte Bruchhagen, der trotz des Punktgewinns im Bauch der Leipziger Arena plötzlich konsterniert wirkte: „Die Spieler, von denen wir sicher waren, dass sie uns helfen könnten, die gehen mittlerweile in eine Dimension, die nicht mehr möglich ist für uns.“
Darüber könnte man nun lange reden – oder man belässt es wie Bruchhagen bei vier Wörtern: „Das ist eben so.“