Leipzig. HSV-Sportchef fahndet nach Offensivspielern – doch sein Chef macht ihm wenig Hoffnungen auf die Realisierung eines Wintertransfers.

Heribert Bruchhagen war geschafft. Kurz nach dem Schlusspfiff in der Leipziger Red-Bull-Arena waren dem HSV-Chef die 94 nervenaufreibenden Minuten ins Gesicht geschrieben. „Man konnte kaum hingucken, so steht man hier unter Druck“, sagte der gezeichnete Vorstandsvorsitzende, der sich zunächst einmal erkundigte, ob es denn auch beim 1:1 zwischen Abstiegskonkurrent Köln und Augsburg geblieben war. Erst als der angespannte Ostwestfale die Bestätigung bekam, atmete er auf. „Wir sind total erleichtert“, sagte Bruchhagen. „Es wäre fatal gewesen, wenn wir nach so einem Spiel mit leeren Händen dagestanden wären.“

Ziemlich sicher mit leeren Händen dürfte der HSV am Mittwochabend dastehen, wenn die Wintertransferfrist endet. „Zugänge kann ich mir momentan nicht vorstellen“, gab Bruchhagen zu. „Wir haben unseren Lizenzspieleretat ausgegeben. Wirtschaftlich haben wir nun mal nur sehr bedingt Möglichkeiten. Und diese Möglichkeiten reichen nicht aus, um jemanden zu holen, der uns verbessert. So stellt sich jedenfalls die Situation dar.“

Die Bilder vom Spiel in Leipzig:

Hollerbachs gelungenes HSV-Debüt bei RB Leipzig

Die große Leere bei der ersten Lehre? Bernd Hollerbach bei seinem HSV-Debüt in Leipzig
Die große Leere bei der ersten Lehre? Bernd Hollerbach bei seinem HSV-Debüt in Leipzig © dpa
Nach 90 Minuten war klar: Das Glas ist halbvoll!
Nach 90 Minuten war klar: Das Glas ist halbvoll! © Witters
Denn Hollerbach nahm beim Favoriten einen Punkt mit (1:1) und bedankte sich dafür anschließend auch bei den mitgereisten Fans
Denn Hollerbach nahm beim Favoriten einen Punkt mit (1:1) und bedankte sich dafür anschließend auch bei den mitgereisten Fans © Witters
Der Gästeblock war gut gefüllt
Der Gästeblock war gut gefüllt © Imago/Matthias Koch
Hollerbachs Dank galt aber natürlich auch Torschütze Filip Kostic
Hollerbachs Dank galt aber natürlich auch Torschütze Filip Kostic © Imago/Matthias Koch
Der Ex-Profi trat direkt als großer Motivator in Erscheinung
Der Ex-Profi trat direkt als großer Motivator in Erscheinung © Imago/Contrast
Und er vergaß auch den Applaus nicht für seine Mannschaft
Und er vergaß auch den Applaus nicht für seine Mannschaft © Imago/Jan Hübner
Dabei dauerte es nur 8:23 Minuten bis zum Rückschlag: RB-Verteidiger Bruma fügte Hollerbach den ersten Gegentreffer als HSV-Trainer zu
Dabei dauerte es nur 8:23 Minuten bis zum Rückschlag: RB-Verteidiger Bruma fügte Hollerbach den ersten Gegentreffer als HSV-Trainer zu © Getty Images
Christian Mathenia und Kyriakos Papadopoulos versuchten vergeblich, zu klären
Christian Mathenia und Kyriakos Papadopoulos versuchten vergeblich, zu klären © Imago/Matthias Koch
Beim Torjubel vor dem HSV-Block dachten die Leipziger an ihren verletzten Mannschaftskameraden Marcel Halstenberg
Beim Torjubel vor dem HSV-Block dachten die Leipziger an ihren verletzten Mannschaftskameraden Marcel Halstenberg © Imago/Picture Point LE
Hinein ins Glück: Nach 29 Minuten schob Filip Kostic zum Ausgleich ein – das 1:1 sollte bis zum Ende Bestand haben
Hinein ins Glück: Nach 29 Minuten schob Filip Kostic zum Ausgleich ein – das 1:1 sollte bis zum Ende Bestand haben © Imago/Picture Point LE
Auch Leipzigs Konrad Laimer konnte den Einschlag nicht mehr verhindern
Auch Leipzigs Konrad Laimer konnte den Einschlag nicht mehr verhindern © Getty Images
Die überragende Vorarbeit hatte Gideon Jung (r.) geleistet
Die überragende Vorarbeit hatte Gideon Jung (r.) geleistet © Witters
Walace war einer der ersten Gratulanten
Walace war einer der ersten Gratulanten © Witters
Begnadigt, aber deshalb auch begnadet? Walace rückte unter Hollerbach zurück auf den Platz
Begnadigt, aber deshalb auch begnadet? Walace rückte unter Hollerbach zurück auf den Platz © Imago/Picture Point LE
Kapitän Gotoku Sakai hatte gegen Jean-Kevin Augustin einen schweren Stand
Kapitän Gotoku Sakai hatte gegen Jean-Kevin Augustin einen schweren Stand © Imago/Picture Point LE
Auch Bobby Wood bekam die ganze RB-Dynamik zu spüren
Auch Bobby Wood bekam die ganze RB-Dynamik zu spüren © dpa
Leipzigs Timo Werner kam dagegen fast gar nicht zur Entfaltung
Leipzigs Timo Werner kam dagegen fast gar nicht zur Entfaltung © dpa
Schiedsrichter Benjamin Cortus R.) beim Kabel-Check
Schiedsrichter Benjamin Cortus R.) beim Kabel-Check © Imago/Jan Hübner
Feines Füßchen: Bernd Hollerbach, der während seiner Spielerkarriere eher der Mann fürs Grobe war
Feines Füßchen: Bernd Hollerbach, der während seiner Spielerkarriere eher der Mann fürs Grobe war © Imago/Jan Hübner
Erster Walk on für den HSV: Der neue Trainer Bernd Hollerbach betritt das Leipziger Stadion
Erster Walk on für den HSV: Der neue Trainer Bernd Hollerbach betritt das Leipziger Stadion © Witters
Und der Franke fand direkt jemand zum Grüßen
Und der Franke fand direkt jemand zum Grüßen © dpa
Doppelspitze: Filip Kostic (l.) und Bobby Wood haben von Hollerbach das Vertrauen gegen RB Leipzig erhalten
Doppelspitze: Filip Kostic (l.) und Bobby Wood haben von Hollerbach das Vertrauen gegen RB Leipzig erhalten © Witters
André Hahn (l.) und Fiete Arp wurden vom neuen HSV-Trainer dagegen auf die Bank beordert
André Hahn (l.) und Fiete Arp wurden vom neuen HSV-Trainer dagegen auf die Bank beordert © Witters
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Todt sah Testspiel an der Seite von Klose

HSV-Sportchef Jens Todt und Trainer Bernd Hollerbach kennen natürlich diese Situation. „Der Sportdirektor kennt meine Wünsche“, sagte Hollerbach, der allerdings auch die wirtschaftlichen Zwänge kennt. „Unsere wirtschaftliche Situation ist nicht gut, das weiß ja jeder“, sagte Todt. Und weiter: „Wir müssen eben auf Sparflamme arbeiten. Aber wir vertrauen ja auch unserem Kader.“

Noch vor anderthalb Wochen war der Manager nach Spanien gereist, hatte sich – an der Seite von Miroslav Klose – den Test zwischen Anderlecht und Heerenveen angeschaut, mehrere Offensivspieler unter die Lupe genommen und eine ganze Reihe von Spielerberatern getroffen – anschließend ging es in der vergangenen Woche nach Polen. „Mal sehen, was die nächsten Tage so bringen. Wir sind auf verschiedene Szenarien vorbereitet“, sagte Todt, der allerdings ganz genau weiß, dass der HSV ohne die Hilfe von Investor Klaus-Michael Kühne so gut wie handlungsunfähig ist.

Bruchhagen hadert mit neuen Dimensionen

Und genau an dieser Stelle wird es kniffelig. Denn während eben jener Kühne vor einem Jahr bei den Wintertransfers von Papadopoulos, Mavraj und 9,2-Millionen-Euro-Mann Walace parat stand, will Bruchhagen nun den Kühne-Kreislauf durchbrechen. „Herr Kühne hat uns in der Vergangenheit genug geholfen. Es ist nun an der Zeit, dass wir aus der bestehenden Mannschaft unser Potenzial finden und ausschöpfen“, sagte Bruchhagen, der trotz des Punktgewinns im Bauch der Leipziger Arena plötzlich konsterniert wirkte: „Die Spieler, von denen wir sicher waren, dass sie uns helfen könnten, die gehen mittlerweile in eine Dimension, die nicht mehr möglich ist für uns.“

Darüber könnte man nun lange reden – oder man belässt es wie Bruchhagen bei vier Wörtern: „Das ist eben so.“