Hamburg. Der HSV-Präsidentschaftskandidat beansprucht wie Hoeneß die Doppelrolle als Chefkontrolleur – und attackiert Amtsinhaber Meier.
Am Sonntag wurde im Hause Hoffmann in Groß Borstel gefeiert. Nicht das 1:1 des HSV in Leipzig und auch noch nicht die erhoffte Wahl zum Präsidenten des HSV e. V., die in drei Wochen erfolgen soll. Die Partygründe heißen Tim und Lasse, sind die Zwillingssöhne Hoffmanns und feierten am Sonntag ihren 14. Geburtstag.
Glückwünsche selbst entgegennehmen will der frühere Vorstandschef des HSV dann am 18. Februar, wenn er auf der Mitgliederversammlung gegen Amtsinhaber Jens Meier um die Wahl zum kommenden HSV-Präsidenten antritt. Doch vor der Wahl ist bekanntlich Wahlkampf – und der soll im Falle Hoffmanns in dieser Woche so richtig starten. An diesem Montag hat der 55-Jährige zum Medientermin in den Astraturm gebeten, die Facebookseite „Team Hoffmann für den HSV“ ist seit Mitte Januar online, und das eigene Wohnzimmer wurde längst in ein inoffizielles Wahlkampfbüro verwandelt.
Wahlkampfthema Nummer eins: die Hauptversammlung am 6. Februar und die damit verbundene Bestellung des Aufsichtsrats bis mindestens 2022. „Der Aufsichtsrat ist das entscheidende Gremium für den Erfolg eines Fußballclubs, weil er sowohl die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen festlegt, die Vorstandsentscheidung für die kommenden Jahre trifft, als auch bei jeder wichtigen sportlichen Entscheidung involviert ist“, sagt Hoffmann und spezifiziert: „Die Terminierung der Hauptversammlung nicht einmal zwei Wochen vor der Mitgliederversammlung ist in meinen Augen eine Missachtung der Mitgliederversammlung.“
Hoffmanns Angriff, Meiers Konter
Der frühere HSV-Chef redet im Gespräch mit dem Abendblatt nicht lange um den heißen Brei herum: „Der Aufsichtsrat hätte mit dem Präsidenten Meier eine ganz andere Statik als mit dem Präsidenten Hoffmann. In Fall eins wäre der Präsident einer von sechs Aufsichtsräten. In Fall zwei wäre der Präsident ein bewusst sehr viel mehr gestaltender Aufsichtsrat.“
Was Hoffmann vor allem ärgert: Nachdem Meier und Investor Klaus-Michael Kühne im vergangenen Herbst im Findungsprozess um den neuen Aufsichtsrat aneinandergerieten, war die Hauptversammlung vom 18. Dezember auf den 6. Februar verlegt worden – also lediglich zwölf Tage vor der Mitgliederversammlung und der Wahl des neuen Präsidenten. Aus Hoffmanns Sicht hätte man bei der Verlegung die Präsidentenwahl bereits berücksichtigen müssen: „Dem Präsidium des e. V. muss die Gestaltungsmöglichkeit für das wichtigste Organ der Fußball AG gegeben werden“, sagt er.
Doch Wahlkampf ist Wahlkampf – und deshalb lässt der Konter von Amtsinhaber Meier nicht lange auf sich warten: „Seit dem 13. September gibt es einen Prozess zur Findung des neuen Aufsichtsrats. Damals hat Herr Hoffmann aber noch gar nicht kandidiert.“
Hoffmann will Aufsichtsrat auf Linie bringen
Vergangenheit. In der Gegenwart macht Mittlerweile-Kandidat Hoffmann keinen großen Hehl daraus, wie er nach einem möglichen Wahlsieg mit dem dann bereits bestellten Aufsichtsrat verfahren würde: „Natürlich müsste man überprüfen, ob aus Sicht des Hauptgesellschafters der Aufsichtsrat entsprechend aufgestellt ist, sodass die Herausforderungen der kommenden Jahre zu meistern sind.“
Im Klartext: Wer nicht für mich ist, ist gegen mich. Oder etwas netter ausgedrückt: „Ich würde mich mit den neuen Aufsichtsratskollegen auf gemeinsame Eckpfeiler für die kommenden fünf Jahre verständigen wollen.“
Hoffmanns ehrliche Ankündigung stößt bei Meier auf wenig Verständnis: „Der HSV-Aufsichtsrat ist kein Buddyclub“, sagt der Hafenchef. „Ich bin mit keinem der Kandidaten privat befreundet – und darum geht es auch gar nicht. Ein Aufsichtsrat sollte unabhängig vom jeweiligen Präsidenten sein. Deswegen wurde die Liste mit zahlreichen Kandidaten auch eng mit dem Beirat abgestimmt. Es geht darum, dass die besten Köpfe in diesem Kontrollgremium sitzen – und nicht die Freunde des amtierenden Präsidenten.“
Meier hat Krall als Aufsichtsratschef vorgesehen
Von Meier ausgewählt wurden die bisherigen Räte Andreas Peters und Felix Goedhart sowie neu Michael Krall (Ex-Vorstand von KPMG), Max-Arnold Köttgen (Vorstandsmitglied beim Recycling-Unternehmen Remondis) und Ex-Nationalspieler Marcell Jansen. Vorsitzender des Sechsergremiums soll nach Abendblatt-Informationen Michael Krall werden – sofern Meier in drei Wochen gewählt wird.
Sollte Hoffmann gewählt werden, würde er – wie Bayerns Präsident Uli Hoeneß – gleichzeitig auch Ratschef werden wollen: „Natürlich würde ich mich um den Vorsitz bewerben, wenn die Stelle frei wäre“, sagt Hoffmann, der vorrechnet: Seit 2003 habe der HSV 45 Aufsichtsräte verschlissen, die Bayern nur 18. Und: Der nächste HSV-Aufsichtsratschef sei seit 2011 der siebte.
Noch sind drei Wochen Zeit. Aber schon jetzt klar ist: Am 18. Februar wird nur einer feiern.