HSV sagt Würzburg Ablösespiel für Hollerbach zu. Hamburger Fans randalieren in Leipzig. Vorstandschef Bruchhagen lobt Walace.
DFL: Abseitslinien kommen eher nicht
Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) rechnet in dieser Saison "eher nicht mehr" mit dem Einsatz kalibrierter Abseitslinien für den Videobeweis. "DFL und DFB werden (...) erst auf die sogenannte kalibrierte Linie zurückgreifen, wenn von Fifa und IFAB Versionen eines oder mehrerer Dienstleister zertifiziert wurden und zugelassen sind", sagte Ansgar Schwenken, DFL-Direktor für Fußball-Angelegenheiten.
Derzeit werde die Linie in "keiner anderen an der Testphase beteiligten Liga" eingesetzt, mit einer Zertifizierung eines funktionierenden Systems sei auch in der Bundesliga "im Verlauf dieser Testsaison eher nicht mehr" zu rechnen. "Wir erinnern auch daran, dass die Abseitslinie im Protokoll des IFAB, also im Anforderungskatalog für den Videoassistenten, gar nicht vorgesehen war", betonte Schwenken.
Am Sonnabend hatte Filip Kostic das 1:1 für den HSV bei RB Leipzig aus Abseitsposition erzielt. Der Videoassistent hatte nicht eingegriffen.
Bruchhagen bestätigt Einigung mit Würzburg
Der HSV hat mit Drittligist Würzburger Kickers die Ablösemodalitäten für Trainer Bernd Hollerbach geklärt. Er habe zweimal mit dem Kickers-Aufsichtsratsvorsitzenden Thorsten Fischer gesprochen, sagte der HSV-Vorstandsvorsitzende Heribert Bruchhagen am Sonntag in der Sky-Sendung „Wontorra – der Fußball-Talk“. „Wir haben eine Lösung gefunden. Und diese Lösung besteht. Von daher ist diese Thematik vom Tisch.“ Demnach soll es ein Ablösespiel für Hollerbach in Würzburg geben. Die Einnahmen blieben bei den Kickers. „Sollte das Spiel nicht zustande kommen, gibt es eine Ausgleichszahlung unsererseits“, meinte Bruchhagen. „Das muss Würzburg selbst entscheiden, welche Variante sie möchten.“
Der „Mannheimer Morgen“ hatte am Freitag als erstes gemeldet, dass der 48-jährige Hollerbach beim ehemaligen Zweitligisten noch unter Vertrag stand, als er von den Hanseaten am Montag als Nachfolger von Markus Gisdol verpflichtet wurde und einen Kontrakt bis Juni 2019 unterschrieb. Die „Bild“ hatte später über mögliche Ablösespiele berichtet.
Hollerbach hatte die Würzburger Kickers 2016 in die 2. Bundesliga geführt, war aber im vergangenen Jahr gleich wieder abgestiegen. Im Mai 2017 trat er von seinem Amt zurück. Laut „Bild“ soll er bei den Kickers aber danach noch als Berater Honorar erhalten haben. Am Sonnabend war er bei seinem Debüt als Cheftrainer des Bundesliga-Vorletzten zu einem 1:1 bei RB Leipzig gekommen.
HSV-Fans randalieren in Leipzig
Vor und nach dem Bundesligaspiel in Leipzig haben sich HSV-Fans mehrere Straftaten zu Schulden kommen lassen. In einem aus Hamburg kommenden ICE mit etwa 1400 Gästefans wurde kurz vor der Ankunft in Leipzig in einer Zugtoilette ein Feuer gelegt, wie die Bundespolizei am Sonntag mitteilte. Die Beamten löschte die Flammen, dennoch konnte der Zug zunächst nicht weiterfahren.
Später randalierten etwa 500 Hamburger Fans auf einem Querbahnsteig des Bahnhofs, dabei gingen mehrere Flaschen zu Bruch. In einer S-Bahn wurden Gepäcknetze beschädigt und in einem Tunnel am Hauptbahnhof Böller gezündet.
Gegen einen 49 Jahre alten HSV-Fan wird wegen einer Körperverletzung ermittelt. Er hatte nach Angaben der Bundespolizei am Leipziger Hauptbahnhof einen Unbeteiligten ins Gesicht geschlagen.
Hollerbach lobt Walace
Bernd Hollerbach hat seinen begnadigten Streik-Profi Walace gelobt. "Er hat mir gut gefallen, war sehr präsent", sagte der neue HSV-Trainer am Sonntag nach dem 1:1 (1:1) bei Vizemeister RB Leipzig, bei dem der 22-jährige Brasilianer zum ersten Mal seit Mitte Dezember wieder von Beginn an im defensiven Mittelfeld aufgelaufen war.
Walace war bei Hollerbachs Vorgänger Markus Gisdol in Ungnade gefallen, nachdem er seinen Weihnachtsurlaub in seiner Heimat aus privaten Gründen unerlaubt verlängert hatte und am Neujahrstag nicht mit ins Trainingslager in Jerez de la Frontera geflogen war. Vor Hollerbachs Amtsantritt war sogar ein Verkauf denkbar gewesen.
Hollerbach fand in Gesprächen mit dem Südamerikaner derweil eine Lösung für Walaces Problem. Seine Freundin Kamila in Brasilien ist hochschwanger. "Brasilianer sind Familienmenschen und sehr sensibel. Wir hatten ein gutes Gespräch und haben entschieden, dass er rüberfliegen darf, wenn bei seiner Frau die Geburt losgeht", sagte Hollerbach.
HSV-Torwartwechsel: „War eine Bauchentscheidung“
Bei seinem Wechsel auf der Torwartposition hat sich Hollerbach auf sein Gefühl verlassen. „Das war eine Bauchentscheidung“, sagte der 48-Jährige am Sonntag. Bei seinem Einstand am Sonnabend bei RB Leipzig hatte er etwas überraschend Christian Mathenia wieder zur Nummer eins gemacht und Julian Pollersbeck auf die Bank gesetzt. „Das ist jetzt fest“, betonte Hollerbach einen Tag nach dem 1:1 des Tabellenvorletzten beim Champions-League-Aspiranten.
In den ersten beiden Spielen der Rückrunde hatte Hollerbachs Vorgänger Markus Gisdol U-21-Europameister Pollersbeck zum neuen Stammtorwart gemacht, nachdem der 25-jährige Mathenia noch die Hinrunde bestritten hatte.
Schon in der Rückrunde der vergangenen Saison hatte der ehemalige Darmstädter das Tor des HSV gehütet und mitgeholfen, den Abstieg zu vermeiden. „Er ist ein erfahrener Spieler und hat in ähnlich schwieriger Situation seinen Mann gestanden“, sagte Hollerbach am Sonntag nach der Trainingseinheit. Er lobte Pollersbeck ausdrücklich dafür, wie er auf die Entscheidung reagiert hat: „Es hat mir gefallen, wie er in Leipzig die Mannschaft unterstützt hat."
Noch zu früh zum Jubeln
Nach dem Punktgewinn im Hollerbach-Style wollte sich der neue HSV-Trainer nicht zu früh feiern lassen. „Es ist schön, dass wir bei der zweitbesten Heimmannschaft der Liga einen Punkt mitnehmen konnten. Das ist allerdings kein Grund, um jetzt 'Juhu!' zu schreien“, betonte Bernd Hollerbach. „Wir haben noch viel Arbeit in den nächsten Wochen vor uns.“
HSV-Chef Bruchhagen bekräftigt: Wohl keine Zugänge mehr
Vorstandschef Heribert Bruchhagen sieht nur geringe Chancen, dass der HSV noch in der aktuellen Transferperiode neue Spieler verpflichtet. Sportdirektor Jens Todt arbeite zwar immer wieder an Alternativen und mache Vorschläge, sagte er am Sonntag in der Sky-Sendung „Wontorra – der Fußball-Talk“. „Wir müssen aber eins sehen, dass wir unseren Lizenzspieleretat ausgeschöpft haben“, bekräftigte Bruchhagen seine Einstellung. Die Kosten für Spieler, die den HSV klar verstärken könnten, „gehen inzwischen fast immer in die Größenordnung eines zweistelligen Millionenbereichs. Und den haben wir ohne Zweifel nicht.“
Er wolle nichts ausschließen, meinte der 68-Jährige weiter: „Aber ich gehe doch mit großer Wahrscheinlichkeit davon aus, dass wir mit diesem Kader, den wir haben, die Rückrunde bestreiten.“ Die derzeitige Transferperiode endet am Mittwoch (31. Januar). Der Tabellen-17. hat vor allem noch Bedarf in der Offensive.
Bruchhagen sprach dem aktuellen Kader das Vertrauen aus, auch in dieser Saison mit dem neuen Cheftrainer Bernd Hollerbach den erstmaligen Abstiegs des Bundesliga-Gründungsmitglieds zu vermeiden. „Wir glauben, dass Bernd Hollerbach mit seinem Elan, mit seiner Begeisterungsfähigkeit die Dinge wieder abruft, die wir in der vergangenen Rückrunde gezeigt haben“, sagte er in der Sky-Sendung. „Das Potenzial muss auf den grünen Rasen gebracht werden.“ Der Club hatte sich am vergangenen Sonntag von Markus Gisdol getrennt und am Montag Ex-HSV-Profi Hollerbach präsentiert.