Hamburg. Bruchhagen macht geringe Transfer-Hoffnungen und will “nicht immer nach Herrn Kühne schreien“. Würzburg erhebt Vorwürfe.

Bruchhagen will sich nicht auf Kühne verlassen

Am kommenden Mittwoch endet die Wintertransferperiode. Heribert Bruchhagen macht den Fans wenig Hoffnung, dass der HSV bis dahin noch einen Neuzugang begrüßen darf. "Ich kann es mir nicht vorstellen", sagte der HSV-Boss kurz vor dem Anpfiff des Leipzig-Spiels (1:1) zu diesem Thema bei Sky. "Wir haben verschiedene Anläufe genommen, aber es ist nicht so einfach, Spieler zu finden, die auch zum HSV wollen."

Die HSV-Profis in der Einzelkritik

Auch die Finanzierung sei ein Aspekt. "Wir haben den Etat weitgehend ausgegeben. Wir müssen mit unseren eigenen Möglichkeiten die Wende schaffen." Deshalb schließe er auch eine erneute Finanzspritze von Milliardär und Gönner Klaus-Michael Kühne aus. "Kühne hat uns wiederholt geholfen", sagte Bruchhagen, "wir müssen uns aber auf uns selbst verlassen und können nicht immer nach Herrn Kühne schreien."

Nach dem gescheiterten Wechsel von RB-Profi Dominik Kaiser wollten die HSV-Verantwortlichen an diesem Wochenende über mögliche Verstärkungen für die Offensive beraten. Trainer Bernd Hollerbach wollte dazu zunächst sein Debüt in Leipzig abwarten.

Kruse hadert mit Videobeweis und HSV

Max Kruse im Disput mit Schiedsrichter Bastian Dankert
Max Kruse im Disput mit Schiedsrichter Bastian Dankert © Imago/Jan Hübner

Dass der Ausgleichstreffer in Leipzig nicht unumstritten war, stieß am Abend auch Bremens Max Kruse noch einmal sauer auf. "Dort gab es keinen Videobeweis", sagte Kruse, der gleichzeitig mit dem Einsatz des Kölner Video-Assistenten beim eigenen Spiel gegen Hertha (0:0) haderte.

Dabei war Werder in der 10. Minute das vermeintliche 1:0 aberkannt worden, da der Entstehung ein Foulspiel von Thomas Delaney vorausging. Schiedsrichter Bastian Dankert hatte die Szene zunächst nicht gesehen, nach Rücksprache mit den Video-Kollegen dann aber doch geahndet. In Leipzig wiederum war der Videobeweis trotz knapper Absteitsstellung von Filip Kostic vor dessen Ausgleichstreffer zum 1:1 nicht zum Einsatz gekommen.

"Das ist natürlich auch der Frust des Spielers", sagte Schiedsrichter-Experte Peter Gagelmann bei Sky zur Aussage von Kruse. Im Fernsehen sei Kostics Abseitsposition durch die eingeblendete Linie leicht zu erkennen gewesen. "In Köln haben sie die Grafik leider nicht", sagte Gagelmann. "Wir müssen dahin kommen, dass in solchen Situationen auf allen Plätzen gleich gehandelt wird", sagte Werder-Coach Florian Kohfeldt. Der Nachfrage, ob er damit auf das HSV-Spiel in Leipzig anspiele, wich Kohfeldt aus.

Diekmeier feiert Jubiläum

Dennis Diekmeier absolvierte beim Gastspiel in Leipzig sein 200. Bundesliga-Spiel. Der formal "erfolgloseste" Spieler in der Geschichte der Liga traf bisher bei keinem seiner 200 Einsätze (170 Spiele für Hamburg, 30 Spiele für Nürnberg). Diekmeier hatte bereits am 2. Spieltag den Torlos-Rekord von Markus Schuler (183 Spiele für Hannover 96 und Arminia Bielefeld) übertroffen.

Stimmen zum 1:1 bei RB Leipzig

Bernd Hollerbach (Trainer Hamburger SV)

„Die ersten zehn Minuten hat man gemerkt, dass die letzten Wochen nicht spurlos am Team vorbeigegangen sind. Nach dem Rückstand hat die Mannschaft Moral gezeigt und sich reingebissen. Nach dem 1:1 hat sich die Handbremse gelöst und dann haben wir auch ganz guten Fußball gespielt. Am Ende war es wichtig, dass wir uns als Einheit präsentiert haben. Ich habe ein Team mit Herz und Leidenschaft gesehen. Der Punkt war wichtig, trotzdem haben wir noch viel Arbeit in den nächsten Wochen vor uns.“

Ralph Hasenhüttl (Trainer RB Leipzig)

„Wir sind enttäuscht, dass wir nicht gewonnen haben. Wir haben sehr gut begonnen und den Gegner zu Fehlern gezwungen. Vieles von dem, was wir uns vorgenommen haben, haben wir am Anfang gut umgesetzt. Fakt ist, dass das 1:1 Abseits war und nicht hätte gegeben werden dürfen. Danach haben wir unseren Rhythmus verloren. Das hat an der Mannschaft genagt, danach waren wir zu wenig zwingend. Wir haben versucht, uns bis zum Schluss zu wehren, die letzten Entscheidungen waren nicht immer die richtigen, deswegen habe wir es nicht geschafft und das war heute für uns zu wenig. Wir schaffen es im Moment nicht, mit Souveränität einen Vorsprung über die Zeit zu bringen. Wir haben im Moment nicht die Leichtigkeit in den Aktionen, besonders in den Aktionen nach vorne.“

Jens Todt (Spordirektor Hamburger SV)

„Das war ein echtes Lebenszeichen und ein hoch verdienter Punkt. Wir sind schwer reingekommen. Da hat man gemerkt, dass das Selbstvertrauen nicht so da war. Wir haben sehr entschlossen verteidigt, ganz wenige Torchancen zugelassen und hatten über die 90 Minuten die klarere Chancen. Die beste Nachricht das Tages ist, dass wir nach einem weiteren Nackenschlag uns aufgebäumt und es dann erzwungen haben. Das hilft uns sehr und macht Mut für die nächsten Wochen.“

Gotoku Sakai (Hamburger SV)

„Jeder hat 100 Prozent gegeben. So sind wir von Anfang an aufgetreten. Der Punkt heute war sehr wichtig für uns und ein wichtiger erster Schritt. Wir haben sehr gut verteidigt, der Trainer hat uns Selbstvertrauen gegeben und dass wir einen freien Kopf haben. Wir haben mutig nach vorne gespielt. So müssen wir weiter arbeiten und natürlich auch noch vieles verbessern.“

Dennis Diekmeyer (Hamburger SV)

„Jeder hat für jeden gekämpft und wir waren als Mannschaft da. Wir haben die Woche gut gearbeitet und jeder wollte sich zeigen. Und so müssen wir weiter arbeiten. Wir sind voll im Abstiegskampf und wir brauchen natürlich Punkte."

Heribert Bruchhagen (Vorstandsvorsitzender Hamburger SV)

„Über den Punkt bin ich natürlich total happy. In der zweiten Halbzeit musste man förmlich darauf warten, in welche Richtung das Spiel kippt. Wir hatten gute Anlagen zu Torgelegenheiten. Auf der anderen Seite muss man bei der Qualität der Leipziger Mannschaft immer mit einer Individualleistung rechnen. Wir haben uns mit einem Punkt belohnt.“

Lukas Klostermann (Linksverteidiger RB Leipzig)

„Uns ist nicht mehr so viel eingefallen gegen einen tiefstehenden Gegner. Wir haben uns dann schwer getan. Das müssen wir jetzt analysieren und in den nächsten Spielen besser machen.“

Kevin Kampl (Mittelfeldspieler RB Leipzig)

„Die erste halbe Stunde war überragend von uns. Wir wussten, dass es sehr schwer wird, weil ein Trainerwechsel immer frischen Wind in eine Mannschaft bringt. Wir müssen aber einfach beim Stand von 1:0 den Sack zumachen mit dem 2:0. Dann passiert nix mehr. Das ist etwas, das uns noch fehlt. Es ist bitter, aufgrund der ersten Halbzeit hätten wir durchaus zwei oder drei Tore schießen können, dann wäre das Spiel in eine andere Richtung gelaufen. Wir haben unnötigerweise zwei Punkte liegenlassen.“

Yussuf Poulsen (Stürmer RB Leipzig)

„Es war nicht unser Tag. Wir haben es 20 Minuten lang gut gemacht, dann einfach zu wenig Druck nach vorn aufgebaut.“

Diego Demme (Defensivspieler RB Leipzig)

„Wir haben gut begonnen und das 1:0 gemacht. Das Gegentor war bitter. Danach haben wir nicht mehr viel zugelassen, aber auch selbst nicht mehr viele Chancen herausgespielt.“

1/10

Erster Punkt nach 13. Rückstand

Der HSV wartet nunmehr seit sieben Runden auf einen Sieg. Nach zuletzt vier Pleiten in Serie gelang gegen Leipzig zumindest wieder ein Punktgewinn. Erstmalig in dieser Saison punkteten die Hamburger dabei nach einem Rückstand (zuvor gab es zwölf Niederlagen).

Würzburg macht HSV Hollerbach-Vorwürfe

Bernd Hollerbach bei seinem HSV-Debüt in Leipzig
Bernd Hollerbach bei seinem HSV-Debüt in Leipzig © Getty Images

Die Würzburger Kickers haben dem HSV bei der Verpflichtung von Bernd Hollerbach als neuen Trainer vorgeworfen, sich nicht korrekt verhalten zu haben. Der Vorstandsvorsitzende des Drittligisten, Daniel Sauer, erklärte am Rande der Partie bei Preußen Münster (0:1) am Freitag: „Der Hamburger SV hat es leider versäumt, den formal korrekten und in der Branche absolut üblichen Weg einzuhalten, vor der Vertragsunterzeichnung mit Bernd Hollerbach sich um die Regelung, in dem Fall Auflösung des laufenden Vertragsverhältnisses zu bemühen.“

Hollerbach hatte sich mündlich mit dem HSV bereits am Sonntag über die Trainertätigkeit verständigt. HSV-Sportchef Jens Todt hatte erklärt, er habe sich am Montag mündlich mit den Kickers über die Freigabe von Hollerbach geeinigt. Der HSV bestreitet bei Klassenerhalt ein Ablösespiel bei den Kickers. Hollerbach hatte in Würzburg offenbar noch einen gültigen Vertrag, obwohl er nach dem Abstieg aus der zweiten Liga im Mai seinen Trainerjob dort „niedergelegt“ hatte.

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Die aktuelle HSV-Bude: Das Wunder von Bernd

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