Es deutet sich ein Abschied von Walace an. Neuzugänge bekommt Gisdol nur bei einem millionenschweren Verkauf des Brasilianers.
Hamburg. Die Zeichen stehen auf Trennung: Markus Gisdol verzichtet für das kommende Auswärtsspiel am Sonnabend beim FC Augsburg (15.30 Uhr/Sky und im Abendblatt-Liveticker) auf Streikprofi Walace. „Er ist weder körperlich noch mental in seinem besten Zustand. Vor allem vom Kopf her ist er nicht einhundertprozentig bei der Sache. Deshalb wird er nicht für den Kader nominiert werden", erklärte der HSV-Trainer am Donnerstag mit finsterer Miene.
Nach dem Ausfall von Albin Ekdal (Innenband-Teilriss im Sprunggelenk) und der Nichtberücksichtigung Walaces dürften Gideon Jung und Vasilije Janjičić in Augsburg auf der Doppel-Sechs agieren. „Der eine oder andere Spieler hat sich im Trainingslager in den Vordergrund gespielt", sagte Gisdol vor allem in Bezug auf Janjičić. Aber auch Kapitän Gotoku Sakai und Sejad Salihovic wurden namentlich erwähnt und dürfen sich daher Hoffnungen auf einen Startelfplatz machen.
Weit entfernt von der ersten Elf ist derzeit Walace. Der Brasilianer liebäugelt mit einem Wechsel in seine Heimat. Nachdem ihm dieser zunächst verwehrt worden war, reiste Walace mit viertägiger Verspätung ins Trainingslager nach Jerez de la Frontera nach. Dort angekommen, musste er sich bei seinen Mitspielern entschuldigen, bei denen Walaces Alleingang auf wenig Sympathien stieß.
Brasilianer bereiten Walace-Angebot vor
Hinter den Kulissen arbeitet Walaces Berater Rogério Braun, der seinen Schützling auf Schritt und Tritt begleitet, aber weiterhin an einem Wechsel im Winter. Wie das Abendblatt bereits berichtete, bereitet Atlético Mineiro derzeit eine Offerte in Höhe von 8,5 Millionen Euro vor. Laut brasilianischen Medienberichten hat der Club aus Belo Horizonte mit dem Finanzinstitut Banco Inter und der Beraterfirma Think Ball bereits zahlungskräftige Partner für einen Walace-Transfer gefunden.
Deshalb ist Mineiro-Unterhändler Augusto Castro auf dem Weg nach Hamburg. Eine erste Anfrage für einen Gesprächstermin, bei der es allerdings nicht um eine konkrete Ablösesumme ging, lehnte Sportchef Jens Todt ab.
Da der Manager bis zum Wochenende nach einem neuen Offensivspieler in Spanien fahndet und am Sonnabend direkt nach Augsburg reist, scheint sich ohnehin kein schneller Transfer von Walace anzubahnen.
Offensiv-Neuzugang hängt an Walace-Transfer
Die Millionen aus einem möglichen Deal könnte der HSV aber gut gebrauchen. Denn ohne frisches Geld wäre ein von Trainer Gisdol so dringend gewünschter Neuzugang für die Offensive wohl kaum zu finanzieren. "Seit dem Ausfall von Nicolai Müller (Kreuzbandriss am 1. Spieltag; Anm. d. Red.) suchen wir auf dieser Position nach einer Verstärkung. Wir haben diesen Spieler nie ersetzt, daher haben wir auf der Position Bedarf", bekräftigte der Coach erneut.
Ein Ersatz für Walace wäre hingegen für verhältnismäßig kleines Geld zu haben. RB Leipzigs langjähriger Kapitän Dominik Kaiser könnte trotz Vertrags bis Saisonende bereits im Januar ablösefrei wechseln. Sportchef Todt bestätigte auf Anfrage ein grundsätzliches Interesse. Gisdol, der Kaiser noch aus gemeinsamen Zeiten bei Hoffenheims U23 kennt, wollte sich wiederum nicht an den Spekulationen um den defensiven Mittelfeldspieler beteiligen. "Es geht jetzt nicht darum, einzelne Namen zu kommentieren. Das wäre zu früh", sagte er.
Letztlich steht und fällt jede Personalrochade ohnehin mit einem Wechsel von Walace und einem entsprechenden Millionen-Angebot, das annähernd an den Einkaufspreis von 9,2 Millionen Euro herankommt. Eine denkbare Variante könnte am Ende aber auch sein, dass sich der Kader personell nicht verändert.
Gisdol nimmt Spieler in die Pflicht
Für Gisdol bliebe dann nur die Hoffnung, dass sich die vorhandenen Profis im Vergleich zur Hinrunde deutlich steigern, um den drohenden Abstieg noch zu verhindern. "Die Spieler sind in der Pflicht, mehr abzuliefern. Es muss mehr kommen", sagte der Trainer vor allem in Richtung Sechs-Millionen-Euro-Neuzugang André Hahn und Stürmer Bobby Wood, dessen Bezüge im Sommer verdoppelt wurden.
In der bescheidenen internen Torjägerliste taucht der US-Nationalspieler trotz finanzieller Extramotivation nicht auf. Diese wird von Fiete Arp, Hahn und Filip Kostic mit jeweils zwei Treffern angeführt. Es ist die Torausbeute eines Absteigers, weiß auch Gisdol. "Die Trefferzahl der besten Torschützen ist bescheiden."
Vielleicht landet der HSV ja wenigstens auf dem Transfermarkt einen Treffer ...