Ex-Profi Paul Scharner sorgt erneut für Aufsehen. Großes Lob für nächsten Gegner. Profis und Zwote spüren Atem der Verfolger.
Nur die Torhüter vor die Tür gejagt
Am Tag nach dem 0:0 gegen den VfL Wolfsburg durfte die Mannschaft regenerieren – zumindest die Feldspieler. Während diese für ihre Einheit ein Dach über dem Kopf hatten, mussten die Torhüter unter freiem Himmel ran. Aber zur Mittagszeit hatten die Schneeflocken den Volkspark auch noch nicht erreicht. Das dürfte übermorgen womöglich anders aussehen: Bis zum Anpfiff gegen Eintracht Frankfurt (Dienstag, 20.30 Uhr/im Liveticker auf abendblatt.de) wird noch das ein oder andere Schneetreiben für Hamburg prognostiziert.
Bilder vom Spiel gegen Wolfsburg:
HSV gegen Wolfsburg – die besten Bilder
Lasogga auf dem Abstellgleis?
War der starke Start auf der Insel doch nur ein Strohfeuer? Am Sonnabend stand Pierre-Michel Lasogga zum fünften Mal in Folge nicht einmal mehr im Kader des englischen Zweitligisten Leeds United. Noch "schlimmer" für die 25 Jahre alte HSV-Leihgabe: Ohne seinen Angreifer siegte Leeds mit 3:1 bei den Queens Park Rangers.
Eine Rückkehr Lasoggas scheint somit fraglicher denn je. Dabei hatte das Engagement bei den "Peacocks" für Lasogga mit fünf Treffern und vier Vorlagen in zehn Ligaspielen äußerst verheißungsvoll begonnen.
Weshalb der Jung-Papa von Trainer Thomas Christiansen nicht mehr berücksichtigt wird, scheint schleierhaft. Begründet wurde die Maßnahme von Vereinsseite zuletzt unter Angabe von Krankheit, respektive Verletzung. Auch bei den Fans scheint der Glauben an Lasogga zu schwinden. Bei einer aktuellen Umfrage glaubten nur 10 Prozent an ein Startelf-Comeback des Stürmers. 45 Prozent waren dagegen der Ansicht, Lasogga sei "nicht beweglich genug" (Top-Antwort). Und spöttische Tweets werden obendrein abgesetzt:
Scharner berichtet von Missbrauch
Der österreichische Fußball wird durch Enthüllungen über schwere Missbrauchsfälle erschüttert. Der ehemalige HSV-Profi und Ex-Nationalspieler Paul Scharner berichtete in der Zeitung Der Standard von brutalen Erniedrigungsritualen, denen Jungprofis in seiner aktiven Zeit unterzogen worden seien.
So sei Scharner selbst im Jahr 2001 von Teamkollegen bei Austria Wien mit schwarzer Schuhcreme eingeschmiert und mit Badeschlappen auf den entblößten Hintern geschlagen worden. Dazu seien ihm die Haare abrasiert worden. "Bei mir ist der Vorfall insofern glimpflich ausgegangen, weil ich keine Tube anal eingeführt bekommen habe", sagte der 37-Jährige. "Es hat mich brutal geprägt. Menschliche Beziehungen konnte ich im Fußballumfeld nur mehr schwer aufbauen."
Beim HSV stand Scharner in der Saison 2012/13 unter Vertrag, kam in dieser Zeit – bedingt auch durch eine Leihe nach Wigan – nur zu vier Bundesligaeinsätzen. Zuletzt hatte der streitbarer Ex-Profi vor zwei Jahren mit seiner Autobiographie "Paul Scharner: Position Querdenker" für Aufsehen gesorgt. In dem Buch knöpfte er sich auch die Hamburger Legenden vor. "Beim HSV thront Uwe Seeler über allem. Doch er hat dem HSV genau wie die legendäre 83er-Mannschaft geschadet“, heißt es dort unter anderem. Mit ihren Kommentaren würden die einstigen Profis verhindern, dass "etwas Gescheites nachkommt".
Zwote muss Flensburg an sich ranlassen
Das eigene Spiel in Jeddeloh fiel am Sonnabend den widrigen Bedingungen zum Opfer, und so musste die Zwote am Wochenende tatenlos mitansehen, wie sich Verfolger Weiche Flensburg in der Regionalliga Nord bis auf drei Punkte an den Tabellenführer heranpirschte. Der 2:0-Sieg gegen den Lüneburger SK (Tore Dominic Hartmann/FE und Rene Guder) war das einzige Spiel, das am Wochenende angepfiffen werden konnte. Insgesamt gab es sieben Spielabsagen. Wann das HSV-Spiel beim SSV Jeddeloh nachgeholt wird, steht noch nicht fest. Höchstwahrscheinlich dürfte das Spieljahr für die Mannschaft von Trainer Christian Titz damit aber beendet sein. Nächster regulärer Termin ist am 28. Januar mit dem Nachholspiel in Egestorf-Langreder.
Konkurrenz spielt nicht mit
Apropos heranpirschen: Auch die Profis spüren in der ersten Liga den Atem ihrer Verfolger – eben nur im Keller. Bremen verkürzte auf Platz 17 den Abstand durch den überraschenden 2:1-Sieg bei Borussia Dortmund auf einen Punkt, Freiburg zog am Sonntag sogar mit dem HSV gleich (15 Punkte). Nach dem verrückten Last-Minute-Sieg beim 1. FC Köln (4:3) spricht immerhin noch das Torverhältnis für die Mannschaft von Trainer Markus Gisdol. Und der FC dürfte damit bei zwölf Punkten Rückstand als erster Absteiger feststehen.
Heynckes lobt den nächsten Gegner
Gegen Frankfurt wird es am kommenden Dienstag (20.30, im Liveticker auf abendblatt.de) nicht einfacher für den HSV, zu drei Punkten zu kommen. Zumindest waren die Bayern nach ihrem 1:0-Sieg bei den Hessen voll des Lobes über den Gegner. "Die Eintracht ist nicht nur physisch topfit, sondern auch kämpferisch überragend“, sagte Münchens Trainer Jupp Heynckes. "Sie spielen sehr strukturiert, haben einen klaren Plan und sind sehr unbequem."
Diese Eigenschaften hat auch Markus Gisdol längst erkannt. "Frankfurt ist nach Bayern die beste Auswärtsmannschaft und lässt hinten fast nichts zu. Deshalb erwartet uns ein schwieriges Spiel, in dem Geduld gefragt sein wird", sagte Hamburgs Coach am Tag nach der Nullnummer gegen den VfL Wolfsburg, in dem seine Mannschaft eigentlich überlegen war. "Entscheidend für mich ist, dass wir eine gute Leistung gezeigt haben, aber der Ball einfach nicht ins Tor wollte", sagte Gisdol.
Die HSV-Profis in der Einzelkritik
Dieses Zitat beschreibt auch gut die Leistung der Frankfurter gegen die Bayern – nur, dass die Eintracht sogar als Verlierer vom Platz liefen. "Gelaufen, gekämpft, Fußball gespielt, die Fans mitgerissen. Mehr kann man heute der Mannschaft nicht abverlangen", sagte Frankfurts Spielmacher Kevin-Prince Boateng. "Dass du das Spiel verlierst, ist traurig. Aber ich gucke nach vorne und denke: Es ist einfach sehr positiv."
Möhlmann und Kmetsch in Münster gefeuert
Hamburgs ehemaliger Spieler (1987 bis 1989) und Trainer (1992 bis 1995) Benno Möhlmann steht wieder ohne Job da. Am Sonntag zog Drittligist Preußen Münster die Reißleine und stellte den 63-Jährigen frei. Ausschlaggebend waren die 1:4-Heimniederlage gegen Sonnenhof-Großaspach und nur noch ein Punkt Vorsprung auf einen Abstiegsplatz. Gehen muss mit Möhlmann auch Co-Trainer Sven Kmetsch, der unter dem Trainer einst ebenfalls (noch kurz gemeinsam) beim HSV aktiv war (1995 bis 1998).
Möhlmann hatte Münster im Oktober 2016 auf einem Abstiegsplatz übernommen. Dank einer starken Rückrunde schaffte er in der Vorsaison sogar noch den Sprung auf Rang neun.
Van der Vaart mit Tochter beim Handball
Wer es verpasst hat: Am Freitag weilte Ex-Kapitän Rafael van der Vaart einmal mehr beim Handball. In Leipzig sah er den 31:23-Sieg seiner Lebensgefährtin Estavana Polman (2 Tore) mit Holland gegen Gastgeber Deutschland. Wieder mit dabei: Das gemeinsame Töchterchen Jesslynn, die auf der Tribüne von Polmans Mutter gehütet wurde. Van der Vaarts großer Wunsch bleibt das Halbfinale der Niederländerinnen, das dann in seiner ehemaligen Wahlheimat Hamburg ausgetragen würde.