Berlin/Hamburg. Jüngster Torschütze der HSV-Geschichte berichtet von seinem großen Auftritt in Berlin. Gisdol macht Andeutungen zu Arp.
Lange Reisen hatte Fiete Arp in der vergangenen Woche mehr als genug gehabt. In der Nacht zum Dienstag flog der U-17-Nationalspieler via Frankfurt von Indien nach Hamburg. Kurz den Koffer ausgepackt, dann ging es am Freitag auch schon weiter. Mit dem Zug. Nach Berlin. Zweites Bundesligaspiel, erster Bundesligatreffer. Und am Sonntag? Wurde der Youngster geschont. Statt nach Ostwestfalen (Gideon Jung) oder nach Unstruttal in Thüringen (Walace und Douglas Santos) musste Arp am traditionellen Fanclubtag lediglich fünf Kilometer weit reisen: In die Pinneberger Chaussee in Eidelstedt zum Fanclub Hanseaten Front 1887. Zusammen mit „Papa“. Nicht Vater Arp, sondern Kyriakos „Papa“ Papadopoulos.
In der Kneipe Zur Gießkanne war das Interesse beachtlich. Die Fans wollten alles wissen: über Arps märchenhaften Höhenflug, die U-17-WM in Indien, seinen zweiten Bundesligakurzeinsatz. Und vor allem über seinen ersten Bundesligatreffer. Mit 17 Jahren, neun Monaten und 22 Tagen. Kurios: Damit war Arp ganze sechs Tage älter als Uwe Seeler bei seinem ersten Tor im Herrenbereich. Nur: Seeler traf 1954 bei seinem Debüt in der Oberliga Nord, weil es die Bundesliga erst seit 1963 gibt.
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Arp denkt "im Endeffekt" nicht nach
Was Arp nach dem Tor dachte? „Geil“, antwortet der. Und dann ganz abgeklärt: „Im Endeffekt denkt man auf dem Platz nicht viel nach, wenn einem der Ball vor die Füße fällt.“
Nun ist Arp der Ball in den letzten Monaten recht häufig vor die Füße gefallen. In 45 B-Junioren-Bundesliga-Spielen hat Arp 37 Tore geschossen, bei der U-17-WM traf er in fünf Spielen fünfmal. „Wir sind unglaublich froh, dass wir so einen jungen, tollen Spieler haben“, lobte Trainer Markus Gisdol, der zudem andeutete, den angehenden Abiturienten („Sein Abitur muss gewährleistet sein“) möglicherweise schon gegen den VfB Stuttgart von Beginn an zu bringen: „Er ist jetzt ein fester Bestandteil unseres Kaders.“
Große Widerworte aus der Mannschaft braucht der Trainer nicht zu befürchten. „Fiete ist ein sehr guter Junge. Er arbeitet unheimlich viel, hat sich sein Tor einfach verdient“, lobte André Hahn seinen jungen Kollegen. Dennis Diekmeier ergänzte, dass Arp „für frischen Wind“ gesorgt habe. Und Kapitän Gotoku Sakai meinte sogar: „Ich habe es lange nicht mehr erlebt, dass Einwechselspieler ein Spiel so verändert haben.“
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Arp beäugt den Rummel argwöhnisch
Und Arp? Dem schien der ganze Rummel um seinen Ehrentreffer in Berlin fast schon ein wenig unheimlich. „Ich mag es nicht, wenn Leute nach einer Niederlage zu mir kommen und mir gratulieren. Mein Tor hätte mich nur dann wunschlos glücklich gemacht, wenn daraus Punkte resultiert wären.“
Das soll am Sonnabend passieren. Gegen Stuttgart. Zu Hause. Im Volksparkstadion. Ganz ohne Reiserei. Und an diesem Montag? Ist trainingsfrei. Einerseits. Und erster Schultag nach den Herbstferien. Andererseits.