Hamburg. Nach dem 0:1 gegen den FC Bayern gab es viel Lob für den Bundesliga-Dino. Welches Gesicht zeigt der Club gegen Hertha?
Das Lob kam aus berufenem Munde. „Der HSV ist über sich hinausgewachsen. Ein ganz großes Kompliment an die Spieler, sie haben gefightet bis zur letzten Minute“, sagte Jupp Heynckes nach dem knappen 1:0-Sieg seines FC Bayern gegen den HSV. In ganz Fußball-Deutschland gab es für den couragierten Auftritt des Bundesliga-Dinos gegen den übermächtigen Rekordmeister Lob und Anerkennung. Und auch der Tenor in der Mannschaft war deutlich. „Wenn wir immer so spielen, wie gegen die Bayern, dann kommen wir aus der Krise.“
Wenn das Wörtchen wenn nicht wäre. Bereits in der Vergangenheit hat der HSV immer wieder bewiesen, dass er in der Lage ist, Top-Mannschaften einen Fight zu liefern. Auch gegen Borussia Dortmund (0:3) und RB Leipzig (0:2) ist die Mannschaft von Trainer Markus Gisdol nicht – wie im Vorfeld vermutet – komplett untergegangen. Das Problem: Der Bundesliga-Dino scheint nur an seine maximale Leistungsgrenze gehen zu können, wenn die Underdog-Rolle klar definiert ist und der Gegner scheinbar übermächtig ist. Gegen Mannschaften auf Augenhöhe wie Mainz 05 oder Werder Bremen fehlte eben jene Galligkeit und Überzeugung, die nötig ist, um in der Bundesliga Spiele zu gewinnen.
HSV ist der Lieblingsgegner der Hertha
Genau deshalb ist die Partie am Sonnabend (15.30 Uhr) bei Hertha BSC Berlin in mehrfacher Hinsicht gefährlich für den HSV. Der Hauptstadtclub hat landesweit den Ruf einer grauen Maus, statt im Fokus eines Millionenpublikums zu sein, wird diese Partie eher eine Randnotiz in der Bundesliga sein. Die Gefahr, das gute Bayern-Spiel rückblickend falsch einzuordnen, ist eminent groß.
Es steht außer Frage, dass der HSV bei einer ähnlichen Leistung wie gegen den Tabellenzweiten in der Lage wäre, den zweiten Auswärtssieg der Saison einzufahren, doch die Vergangenheit belegt, dass Lob für eine Niederlage gegen einen Topclub einigen Spielern zu Kopf steigen kann. Frei nach dem Motto: Wenn man die Bayern am Rande eines Punktverlustes hat, wird es für die Hertha schon reichen.
Zumal die Berliner zuletzt auch wenig überzeugen konnte. Hertha blieb zuletzt vier Spiele ohne Sieg. Der letzte Dreier datiert vom 20. September gegen Leverkusen (2:1). Die überragende Heimstärke der Vorsaison – nur Bayern und Dortmund hatten mehr Heimsiege – ist der Mannschaft von Pal Dardai abhandengekommen. Nur gut, dass am Sonnabend der absolute Lieblingsgegner der Berliner kommt.
Petric und Jansen sorgen für letzten HSV-Sieg
Den letzten HSV-Erfolg im Berliner Olympiastadion gab es am 28. Januar 2012. Damals sorgten Marcell Jansen und Mladen Petric für einen 2:1-Sieg. Den Treffer für die Hertha erzielte ein gewisser Pierre-Michel Lasogga. Seit dieser Partie warten die Hamburger in Berlin auf einen Treffer.
Kurios: Auch in der Vorsaison folgte nach einer 0:1-Heimniederlage gegen die Bayern ein Auswärtsspiel bei Hertha BSC Berlin. Es war Spiel eins nach der Entlassung von Bruno Labbadia und der erste Auftritt von Markus Gisdol als Trainer des HSV. Damals setzte es ein 0:2. Doppeltorschütze war Vedad Ibisevic, der wohl auch am Sonnabend in der Startelf der Hertha stehen wird.
Nun liegt es am HSV, dass sich Geschichte nicht wiederholt. Sonst droht dem Gisdol-Team der Absturz auf einen direkten Abstiegsplatz und die Verschärfung der ohnehin schon ernsten Krise. „Ich will mich nicht einmischen, aber es müssen auch langsam die Punkte her“, sagt HSV-Idol Uwe Seeler, der weiß, wie schnell aus Schulterklopfern wieder Kritiker werden können.