Mainz/Hamburg. Hamburg kann nur seine Torlos-Serie beenden. Mathenia reagiert mit Schlag statt Worten. Sakai kommentiert Itos frühen Abgang.

Das Aufeinandertreffen gegen die jeweils alte Liebe hätten sich Christian Mathenia und René Adler sicher anders vorgestellt. Doch während der Mainzer und langjährige Hamburger Torhüter Adler trotz mehrfacher Unsicherheiten am Ende einen 3:2 (1:1)-Sieg bejubeln durfte, hatte sein alter Konkurrent wesentlichen Anteil an der fünften Niederlage des HSV im achten Saisonspiel.

Denn in der 58. Minute begünstigte der gebürtige Mainzer Mathenia die Vorentscheidung, indem er einen Fernschuss Danny Latzas zum 1:3 über die Handschuhe rutschen ließ. Jener Latza, der in der Vorsaison beim 3:1 gegen den HSV seine ersten drei Bundesligatreffer überhaupt feiern durfte. Die weiteren Tore besorgten diesmal zwei Mannschaftskollegen, die jeweils früh zu Beginn der Halbzeiten erfolgreich waren.

Adler widerlegt Todts These

Schon nach knapp zwei Minuten traf Alexandru Maxim ins Schwarze, nachdem er gegen eine überaus passiv agierende Hamburger Defensive um Walace und Mavraj frei zum Schuss kam. Mathenia war gegen den nicht sonderlich scharfen, dafür umso platzierteren Schuss ohne Chance. Nur sechs Minuten später machte Walace, der sich dazwischen noch einen schlimmen Fehlpass im Mittelfeld erlaubte, seine Unkonzentriertheit wieder gut.

Die HSV-Profis in der Einzelkritik

Aaron Hunt schlug einen Freistoß, der von 05er-Kapitän Stefan Bell zu Walace verlängert wurde. Der Brasilianer nahm den Ball technisch perfekt mit der Brust an, ließ abtropfen und hämmerte den Ball ohne Chance für Adler ins Netz – der erste HSV-Treffer nach 458 torlosen Minuten. Vor dem Gegentreffer hatte sich der Mainzer Keeper mit einem Luftloch allerdings einen ersten Schnitzer erlaubt. "Wenn er fit ist, hat er keine Schwachstellen", hatte HSV-Sportchef Jens Todt unmittelbar vor Anpfiff noch über Adler gesagt.

HSV sorgt für Mainzer Saisonrekord

Da aber auch die HSV-Abwehr nicht fehlerfrei blieb, durfte Bell nach einem Eckball zur erneut frühen Führung einköpfen (52.). Walace hatte zuvor ein Kopfball-Duell verloren, Mavraj und Gotoku Sakai ließen Bell am langen Pfosten aus den Augen. Sechs Minuten später passierte dann Mathenia das nächste Missgeschick – die Pleite vor 30.371 Zuschauern (Mainzer Saisonrekord) war besiegelt.

Daran änderte dann auch der Anschlusstreffer nach Videobeweis in der Nachspielzeit durch einen scharf verwandelten Handelfmeter des eingewechselten Sejad Salihovic nichts mehr. "Wir haben in der ersten Halbzeit ganz gut gespielt, in der zweiten zu viele Fehler gemacht", sagte Mavraj hinterher bei Sky, während André Hahn monierte: "Beim ersten Tor waren wir einfach nicht wach."

Die Höhepunkte des Spiels

2. Minute

Tor für Mainz – 1:0. Das ging schnell: Donati steckt rechts im Hamburger Strafraum zu Maxim durch, der unbedrängt einschieben kann. Hahn und Mavraj kommen zu spät. Der Schuss mutiert zum Kullerball, ist für Mathenia aber einfach zu platziert abgegeben.

9. Minute

TOOOOOOOOR für den HSV – 1:1! Walace hat die schnelle Antwort parat: Eine Minute nach einem schlimmen Fehlpass ist der Brasilianer diesmal auf der Höhe und nimmt einen hohen Ball rechts im Strafraum perfekt mit der Brust an, lässt abtropfen und drischt den Ball per Vollspann ins linke Eck. Adler ist geschlagen, der HSV darf nach fünf Spielen endlich wieder über einen Treffer jubeln!

12. Minute

Hahn vergibt nach wuseliger Vorarbeit von Wood die Chance auf die Führung, indem ihm rechts im Sechzehner der Ball über den Außenrist rutscht.

15. Minute

Wood is on fire! Der US-Stürmer dreht sich stark um Bell und legt sich im Strafraum zum Schuss vor. Dieser streicht nur knapp über den Mainzer Kasten. Dennoch: Geniale Aktion von Wood!

28. Minute

Latzta – da war doch mal was? Anders als in der vergangenen Runde, als er gegen den HSV seine ersten drei Bundesligatore erzielte, verhindert in dieser Szene das linke Kreuzeck ein Erfolgserlebnis des Mainzers.

42. Minute

Das muss das 2:1 sein! Erst schlägt Adler ein Luftloch, kurz darauf landet der Ball nach feinem Pass in die Schnittstelle von Ito und einer Hereingabe von Wood bei Hahn – völlig frei kann sich der Angreifer die Kugel zurecht legen und zielt dann zu genau: Der Rechtsschuss klatscht an die Latte...

52. Minute

Tor für Mainz – 2:1. Erneut früher Rückstand. Walace verliert bei einem Eckball am kurzen Pfosten das Kopfballduell. Der Ball landet am zweiten Pfosten bei Bell, der von Mavraj und Sakai aus den Augen gelassen wird und ins leere Tor einnicken kann.

53. Minute

Um ein Haar der neuerliche Ausgleich, doch Ito verpasst nach guter Hereingabe von Diekmeier per Scherenschlag seinen ersten Bundesligatreffer.

58. Minute

Tor für Mainz – 3:1. Da hat Latza mal wieder sein HSV-Tor – mit gütiger Mithilfe Mathenias. Der gebürtige Mainzer lässt den Schuss des Mittelfeldspielers über die Handschuhe ins von ihm aus gesehene linke Eck rutschen.

63. Minute

Adler ist am Boden, das Tor ist leer und Wood geht nach Bodycheck im Mainzer Strafraum zu Boden – doch Schiedsrichter Brych verzichtet sowohl auf den spontanen Pfiff als auch einen möglichen Videobeweis.

90. Minute

Diekmeier lässt Adler noch einmal durch den Mainzer Strafraum krabbeln, die Hereingabe des Rechtsverteidigers findet aber keinen Abnehmer.

90. Minute + 2

TOOOOOOR für den HSV – 3:2. Salihovic verwandelt einen Handelfmeter trocken, den Schipplock durch einen Schuss an Gbamins Oberarm herausgeholt hatte.

1/12

Mavraj mahnt zu Realitätssinn

Der Stürmer selbst hätte seinen Club in der ersten Hälfte in Führung bringen können. Doch nach feiner Vorarbeit von Tatsuya Ito, der nach seinem starken Debüt gegen Werder Bremen erneut von Beginn an wirbeln durfte, aber nach 54 Minuten erneut von Krämpfen geplagt ausgewechselt wurde, setzte Hahn einen Rechtsschuss nur an die Latte (39.). "Den muss ich machen, ohne Wenn und Aber", sagte Hahn.

"Es ärgert mich sehr, dass wir aus einem gutem Spiel nichts mitnehmen. Wenn wir mit 2:1 in die Pause gehen, wird es anderes Spiel", sagte Markus Gisdol. Während der Trainer ("Für Panik bin ich der falsche Ansprechpartner") und Hahn zur Ruhe mahnten ("Wir müssen vernünftig analysieren"), meinte Mavraj: "Wenn man in so einer Tabellensituation steckt wie wir, dann kann man von keiner Stärke sprechen, weder defensiv noch offensiv. Alle, die nach oben geschaut haben: Willkommen in der Realität!"

Mathenia schlägt gegen Kabinentür

In dieser ist nun vor allem einer angekommen: Christian Mathenia. Nach dem Spiel stapfte der gebeutelte Schlussmann wortlos durch die Mixed-Zone im Mainzer Stadion und schlug stattdessen wütend gegen die Kabinentür. Hoffnung für das anstehende Duell mit Bayern München, das sich beim Comeback von Trainer Jupp Heynckes mit einem 5:0 gegen Freiburg warm schoss und den HSV dadurch sogar trotz eigener Niederlage in der Tabelle klettern ließ, macht dagegen unter anderem Ito – trotz seiner erneut frühen Auswechslung.

"Er ist noch jung. Es hilft uns aber nicht weiter, wenn er nach 50 Minuten runter muss", sagte Landsmann Sakai über das 20 Jahre alte Talent – und fügte an: "Zweimal in Folge nach 50 Minuten ausgewechselt zu werden, ist kein Bundesliganiveau."