Peters vermisst Führungsspieler. Thoelke meldet sich zurück. Guerrero hat mehr Glück als Verstand. Wood nach WM-Aus vor Odyssee.
Bruchhagen verteidigt Kühne
Vorstandschef Heribert Bruchhagen (69) will den HSV unabhängiger machen vom Geld des Investors Klaus-Michael Kühne. "Unser Ziel muss sein, dass wir autark sind und unseren Lizenzspieleretat durch eigene Einnahmen abdecken können. Daran arbeiten wir", sagte Bruchhagen in einem Interview mit Sport1.
Kühnes angekündigten Rückzug bei den Hanseaten sieht Bruchhagen gelassen. "Im Augenblick besteht überhaupt nicht die Fragestellung, Herrn Kühne um Hilfe zu bitten", sagte er: "Trotzdem ist es ein wunderbares Gefühl, dass man so einen Förderer wie Herrn Kühne im Rücken hat, wenn sich Dinge negativ entwickeln sollten und man in Schwierigkeiten kommen könnte." Kühne hat nach eigenen Angaben Investitionen "von ungefähr 60 Millionen Euro" beim HSV getätigt.
Zugleich verteidigte Bruchhagen Kühne gegen Kritik von DFL-Präsident Reinhard Rauball. „Im Unterschied zu Herrn Rauball habe ich gesagt, dass Herr Kühne noch nie ins operative Geschäft eingegriffen hat. Und dass mir die Diktion der Aussagen von Herrn Kühne nicht gefallen hat", sagte Bruchhagen.
Kühne hatte die HSV-Profis in einem Interview als "Luschen" bezeichnet. Rauball hielt Kühne daraufhin vor, dass sich solche Aussagen nicht gehörten. Bruchhagen: "Ich bin davon überzeugt, dass Herr Kühne inzwischen weiß, dass das keine glücklichen Aussagen waren. Irgendwann muss die Geschichte auch beendet sein. Wir sind Herrn Kühne dankbar, dass er immer da war, wenn der Verein in einer schwierigen Situation war.“
Sportlich schwört Bruchhagen den Tabellen-16. auf stürmische Wochen ein. "Ich weiß, dass wir eine schwere Hinrunde haben werden. Die ersten vier des letzten Jahres, die auch jetzt wieder oben stehen, haben wir hier zu Hause", sagte er: "Gegen die Mannschaften auf Augenhöhe müssen wir in der Regel auswärts spielen. Meine Erfahrung sagt mir, dass wir in der Hinrunde weitaus weniger Punkte holen als in der Rückrunde. Das wirkt sich auch tabellarisch aus. Es ist meine Aufgabe, die richtige Einschätzung vorzunehmen und dafür zu sorgen, dass die Aufregung um uns herum nicht zu groß wird."
Peters: HSV fehlen Führungsspieler
Bernhard Peters sieht sich in seiner Nachwuchsarbeit für den HSV noch lange nicht am Ziel angekommen. "Ich skaliere die Entwicklung unserer gesamten Arbeit gerne von eins bis zehn: Als wir anfingen, waren wir bei drei, jetzt vielleicht bei fünf. Wir sind also noch nicht da, wo wir irgendwann hinwollen", sagte der Direktor Sport in einem Interview mit dem Portal "Goal". Seine Ausgangsposition vor drei Jahren sei "recht bescheiden" gewesen. Inzwischen arbeiteten die verschiedenen Bereiche intensiver zusammen. Dank der Unterstützung des früheren Vorstandsvorsitzenden Dietmar Beiersdorfer habe man inzwischen große Fortschritte gemacht.
Anders als andere Vereine versuche der HSV, junge Spieler nicht vornehmlich durch Geld, sondern durch ein ganzheitliches Konzept zu überzeugen. Bei der Höhe der sogenannten Aufwandsentschädigung bewege sich der HSV im Mittelfeld. "Wenn wir finanziell flexibler wären, würden wir das eine oder andere internationale Toptalent mehr zu uns holen können, was ein weiteres Wertsteigerungspotenzial zur Folge hätte", sagte Peters. Ziel sei, die besten Talente im Norden an den HSV zu binden.
Ein HSV-spezifisches Problem sieht Peters im Übergang zum Profibereich. Was in der Bundesligamannschaft fehle, sein "ein funktionierendes Fundament aus Führungsspielern". Eine sportlich stabile Situation würde es aus seiner Sicht erleichtern, Talente aus den Altersklassen U17 bis U21 einzubauen und den Kader strategisch zu planen.
Stein bekam Schlangengift
Uli Stein, Torwart-Ikone des HSV, hat während seiner Karriere auf exotische Hilfsmittel zurückgegriffen. "Ich bekam auch Mixturen aus Schlangen- und Ameisengift in den Fuß gespritzt, als der übel angeschwollen war", sagte der bis heute älteste Torhüter der Bundesliga-Geschichte der "Sport-Bild". Zu seiner Spielzeit bei Eintracht Frankfurt (1987 bis 1994) habe er "das tatsächlich von einem Heilpraktiker erhalten".
Nach seiner Fußballer-Karriere hätte er gern einen Job in der Bundesliga bekommen. Doch "in den Vereinen sind keine Leute gefragt, die eine eigene Meinung haben. Die werden nicht gesucht", sagte Stein, der 1997 mit 42 Jahren sein letztes Bundesligaspiel bei Arminia Bielefeld absolvierte. Er bereue trotzdem nichts: Denn im Gegensatz zu den heutigen Profis, die "alle viel reden und nichts sagen", sei "Herumeiern nicht mein Ding", betonte der 62-Jährige.
Stein stand für den HSV zwischen 1980 und 1987 sowie 1994/95 in insgesamt 228 Bundesligaspielen im Tor, wurde zweimal deutscher Meister und gewann 1983 den Europapokal der Landesmeister.
Wood scheitert nach Phantomtor
Riesenenttäuschung für Bobby Wood: Der HSV-Stürmer ließ sich mit der US-Nationalmannschaft durch eine peinliche 1:2-Niederlage beim Tabellenletzten Trinidad und Tobago das fast schon sicher geglaubte WM-Ticket noch von Panama aus den Händen reißen. Zum ersten Mal seit 1986 wird damit ein Turnier ohne die USA, denen auch ein Treffer des Dortmunders Christian Pulisic (47. Minute) nicht half, stattfinden. Wood selbst spielte 90 Minuten durch, konnte das Aus aber nicht verhindern.
Allerdings kam das Aus der USA unter skandalösen Umständen zustande. Beim Ausgleichstor von Panamas Gabriel Torres im Spiel gegen Costa Rica überquerte der Ball nicht die Torlinie, sondern war klar vor der Linie geklärt worden, anschließend hatte Blas Pérez den Ball im Fallen deutlich am Pfosten vorbeigestochert. Trotzdem hatte Schiedsrichter Walter López auf Tor zum zwischenzeitlichen 1:1-Ausgleich für die Gastgeber entschieden, die das Spiel am Ende 2:1 gewannen.
Erinnerungen an das Phantomtor von Thomas Helmer aus dem Jahr 1994 im Spiel des FC Bayern gegen Nürnberg wurden wach. Damals wurde das Spiel bekanntlich überholt. Auch jetzt ist ein Protest der USA und/oder von Honduras, das als Viertplatzierter in die Play-offs müsste, wahrscheinlich. Gut möglich, dass sich am Ende sogar der Weltverband Fifa mit dem Fall beschäftigen muss.
Und als sei das noch nicht genug des Ärgers, steht Wood jetzt noch eine Odyssee bevor. 14 Stunden wird er auf der Rückreise im Flugzeug verbringen, erst am Freitag wird er beim HSV zurückerwartet – mit reichlich Frust und Jetlag. An einen Einsatz im Bundesligaspiel beim 1. FSV Mainz 05 am Sonnabend (15.30 Uhr/Sky, Liveticker auf Abendblatt.de) ist eigentlich kaum zu denken.
Kostic wird durchgecheckt
Filip Kostic wird bereits heute nach Hamburg zurückkehren – und deutlich besserer Stimmung sein als Angriffskollege Wood. Die WM-Teilnahme mit Serbien ist geschafft. Beim entscheidenden 1:0-Sieg gegen Georgien wurde Kostic für die letzten drei Minuten eingewechselt – und gab danach per SMS Entwarnung: Der schwere Muskelfaserriss im Oberschenkel, der ihn die letzten vier HSV-Spiele gekostet hatte, macht keine Probleme mehr.
Dennoch soll Kostic laut „Bild“-Zeitung von der medizinischen Abteilung des HSV vorsorglich durchgecheckt werden.
Nur eine leichte Laufeinheit bestreitet am Mittwoch Sejad Salihovic. Der Neuzugang hatte sich im Training mit der bosnischen Nationalmannschaft das Schienbein aufgeschlitzt, die Wunde soll sich leicht entzündet haben.
Auch Ito fehlt im Training
Eigentlich sollte das Training heute öffentlich sein. Doch am Mittag hat es sich der HSV plötzlich anders überlegt: Die Einheit am Nachmittag bleibt nun doch geheim. Weil an den letzten beiden Tagen vor einem Spiel grundsätzlich hinter verschlossener Tür geübt wird, gibt es somit keine Gelegenheit mehr, den HSV bei der Vorbereitung auf das Mainz-Spiel zu beobachten.
Tatsuya Ito hätten die Fans heute ohnehin nicht zu sehen bekommen. Nach André Hahn meldete sich auch der japanische Shootingstar mit einem grippalen Infekt ab. Wieder dabei war dagegen Stürmer Luca Waldschmidt, der bei der Niederlage der deutschen U-21-Junioren am Vorabend nicht zum Einsatz gekommen war.
Thoelke meldet sich zurück
War dieses Comeback zu erwarten gewesen, kam ein anderes etwas überraschend: Bjarne Thoelke stieg zwei Monate nach seinem Innenbandriss wieder ins Mannschaftstraining ein. Für das Mainz-Spiel dürfte der von Karlsruhe gekommene Verteidiger allerdings noch keine Option sein.
Papadopoulos feiert Platz zwei
Kyriakos Papadopoulos hat nichts anbrennen lassen. Der HSV-Innenverteidiger sicherte mit Griechenland und Trainer Michael Skibbe den zweiten Tabellenplatz und damit die Play-off-Teilnahme durch einen ungefährdeten 4:0-Sieg über Außenseiter Gibraltar. Papadopoulos stand über 90 Minuten auf dem Platz – anders als HSV-Teamkollege Albin Ekdal, der die 0:2-Niederlage Schwedens in den Niederlanden nur auf der Bank erlebte. Immerhin: Auch den Schweden bleibt die Chance, es über den Umweg Play-offs zur Endrunde nach Russland zu schaffen.
Djourous folgenschwere Patzer
Ex-HSV-Kapitän Johan Djourou war bei der 0:2-Niederlage der Schweiz in Portugal so etwas wie der Matchloser. Sein Eigentor brachte den Europameister im entscheidenden letzten Qualifikationsspiel in Führung, vor dem 0:2 unterlief Djourou ein Stellungsfehler. Die Zeitung „Blick“ bewertete seine Leistung folgerichtig mit „sehr schwach“.
Und Djourou selbst? „Eine blöde Szene, weil wir bis dahin das Spiel unter Kontrolle hatten“, sagte er über sein Eigentor.
Immerhin: Über den Umweg Play-off kann sich die Schweiz noch qualifizieren. „Wir müssen im Kopf ruhig bleiben. Aber die Qualifikation verlief insgesamt erfolgreich für uns.“ Die Eidgenossen haben wie Portugal neun der zehn Spiele gewonnen, am Ende entschied die Tordifferenz über die Platzierung.
Guerrero schießt Peru ins Play-off
Deutlich besser lief es für einen anderen Ex-HSVer. Paolo Guerrero sicherte Peru mit seinem Tor zum 1:1-Ausgleich gegen Kolumbien Platz fünf in der Südamerika-Qualifikation und damit die Chance, es im Play-off-Duell gegen Ozeanien-Sieger Neuseeland noch zur WM nach Russland zu schaffen. In der Hauptstadt Lima kannte der Jubel keine Grenzen, als Guerrero in der 75. Minute einen Freistoß zum 1:1 versenkte.
Guerrero hatte in der Szene allerdings mehr Glück als Verstand. Obwohl der Freistoß indirekt auszuführen war, zirkelte Guerrero den Ball direkt aufs Tor der Kolumbianer. Deren Torhüter David Ospina erwies sich als genauso regelunkundig. Anstatt den Ball einfach durchzulassen, versuchte der Profi des FC Arsenal ihn zu parieren – und berührte ihn dabei nur leicht mit der Hand. Somit zählte der Treffer.
Happy Birthday, Master of Grätsche!
Ein großer Titel war Carsten Kober nicht vergönnt. Als er 1987 zum HSV kam, hatte der Club seine größte Epoche gerade hinter sich. Dennoch erarbeitete sich Kober aufgrund seiner eisenharten Spielweise bei den Fans große Beliebtheit und den Spitznamen "Master of Grätsche". Bis 1996 lief er in 223 Bundesligaspielen auf. An diesem Mittwoch wird Kober 50 Jahre alt. Den Glückwünschen seines Exclubs schließen wir uns gern an.