Hamburg. Krise beim Oberligisten HSV III: Felix Karch weg und die Mannschaft ohne Motivation? „Die Oberliga ist kein Ditschi-Datschi.“

Diese Entlassung hatte es in sich. Zum einen war der Zeitpunkt der Bekanntgabe ungewöhnlich. Ausgerechnet ein paar Stunden vor Beginn der wichtigen Oberligapartie HSV III gegen den SC Victoria wurde Trainer Felix Karch (33) von seinem Amt entbunden. Co-Trainer Marcus Rabenhorst (33) übernahm kurzfristig, verlor mit dem HSV 1:2. Zum anderen war da noch jenes Online-Interview, in dem Karch ungewöhnlich scharf die eigene Mannschaft angezählt und die anschließenden Turbulenzen ausgelöst hatte.

Mit einer furiosen Wutrede auf der Internetplattform fussifreunde.de hatte der Coach seinem Ärger nach einer unwürdigen 2:5-Niederlage gegen TuS Osdorf eine Woche zuvor Luft gemacht. „Die Oberliga ist kein Ditschi-Datschi“, hatte er gesagt. Und dann die in seinen Augen schlechte körperliche Verfassung, aber auch grundsätzliche Einstellung seines Teams gerügt. „Bei unseren Spielern spannen die Trikots am meisten. Keiner ist bereit, sich den Hintern aufzureißen. Die meisten gehen nach dem Training oder nach dem Spiel direkt nach Hause, ziehen sich um, gehen Shisha rauchen, denken, sie sind die Geilsten, und erzählen jedem: ‚Ich spiele beim HSV in der Oberliga.‘“

Vorbei mit der vermeintlichen Harmonie

Die Kritik saß. Danach war es schnell vorbei mit der vermeintlichen Harmonie zwischen dem bisherigen Erfolgstrainer, der die Mannschaft von der Bezirks- in die Oberliga geführt hatte, und seinem fußballerischen Umfeld. Zumal der Start des Oberliga-Neulings mit nur vier Zählern aus zehn Partien und Platz 18 in der Tabelle gründlich misslungen war. Die Abgänge wichtiger Leistungsträger sowie Verletzungspech hatten jene individuelle Klasse zerstört, die in den unteren Ligen noch funktioniert hatte. Karchs offizielles Schlusswort zur Entlassung: „Niemand ist größer als die Mannschaft, und im Sinne der Mannschaft habe ich diesen Schritt mit der Abteilungsleitung abgestimmt.“

Ob Rabenhost Trainer bleibt, wird sich in den nächsten Tagen entscheiden. „Der Mannschaft fehlte bisher in vielen Spielen die Cleverness. Aber wir können es noch schaffen. Mit Felix habe ich bereits gesprochen. Ich denke, unser Verhältnis wird durch die Geschehnisse nicht leiden. Aber er soll das alles erst einmal sacken lassen“, sagt er. Nach Abendblatt-Informationen liegen Karch, der beim HSV weiterhin die B-Juniorinnen trainiert, bereits zwei Anfragen vor. Angeblich sind ein Oberligist und ein Landesligist an seiner Verpflichtung interessiert.