Hamburg. Gisdols Rumpfteam kassiert die dritte Pleite in Folge ohne eigenen Treffer. Der HSV-Schreck zeigt sich hingegen wieder treffsicher.
Ein 2:5 wie in der Vorsaison wurde es zwar nicht, doch auch in diesem Jahr war für den HSV im Heimspiel gegen Borussia Dortmund nichts zu holen. Nach einem 0:3 (0:1) gegen den Tabellenführer und der dritten Niederlage in Folge befindet sich die Mannschaft von Trainer Markus Gisdol nach fünf Spieltagen vorerst wieder auf Talfahrt in der Fußball-Bundesliga.
Shinji Kagawa (24.), Torjäger Pierre-Emerick Aubameyang (63.) und Christian Pilisic (79.) sorgten mit ihren Treffern für den 750. BVB-Sieg in der Liga-Historie. Zudem stellte die Dortmunder Defensive einen neuen Startrekord auf: Zum ersten Mal blieben die Schwarz-Gelben, die durch Pulisic zudem ihren 3000. Bundesliga-Treffer verbuchten, in den ersten fünf Saisonspielen ohne Gegentor. Auch sorgte die Dortmunder Defensive für eine neue Club-Bestmarke: 450 Minuten ohne Gegentor bedeuteten einen neuen Startrekord.
Zwayer pfeift Sahins Handspiel nicht
Beim HSV fiel gab der vor Wochenfrist verpflichtete Sejad Salihovic sein Startelf-Debüt, und Kapitän Gotoku Sakai spielte ebenfalls von Beginn an. "Es hätte positiver sein können", sagte Salihovic hinterher zu seiner Premiere vor heimischem Publikum. "Wir haben gut dagegengehalten in der ersten Halbzeit, wir hatten leider nicht das Glück heute. Aber wir sind eben auch nicht Bayern München."
Die HSV-Profis in der Einzelkritik
Bobby Wood, der nach überstandener Kniereizung zurückkehrte, sagte: "Wir haben gut angefangen, dann wieder so ein komisches Tor bekommen. Anschließend haben wir nachgelassen." Dennoch lässt der US-Angreifer keine Gedanken an einen Negativtrend zu. "Wir sind alle im Kopf sehr stabil, wir bleiben positiv", sagte Wood.
"Der HSV hat sehr leidenschaftlich gespielt. Gut, dass wir in der ersten Halbzeit noch das Tor gemacht hatten", sagte Dortmunds eingewechselter Angreifer Maximilian Philipp.
HSV mit hoher Laufbereitschaft
Gisdol hatte den BVB vor der Partie als "das Nonplusultra in der Bundesliga" bezeichnet. "In so einem Spiel kannst du nur gewinnen. Und ich glaube schon, dass wir die Mittel haben, Dortmund Schwierigkeiten zu bereiten."
Wie das aussehen kann, zeigten die Hamburger vor 52.962 Zuschauern im Volksparkstadion mit einer starken ersten Hälfte. Mit hoher Laufbereitschaft und frühem Pressing ließen sie den BVB zunächst nicht in sein gefürchtetes Tempospiel kommen und erspielten sich sogar die ein oder andere Halbchance. Glück hatten die Gäste, als Nuri Sahin der Ball im eigenen Strafraum an die Hand sprang – der Pfiff von Schiedsrichter Felix Zwayer aber ausblieb (27.).
Die Statistik
BVB lässt viele Chancen liegen
Je länger die Partie dauerte, desto mehr übernahmen die Gäste aber die Initiative. Begünstigt durch Kagawas Führungstor, der die Kugel nach einer Freistoßflanke aus kurzer Distanz über die Linie drückte, eröffneten sich plötzlich mehr Räume, und die Borussia kombinierte sich immer wieder blitzschnell vor den HSV-Kasten. Einziges Manko: die Chancenverwertung.
Erst parierte Hamburgs Keeper Christian Mathenia gegen Christian Pulisic (33.), dann fischte er einen Kopfball seines Teamkollegen Mergim Mavraj aus dem Eck (35.). Und weitere vier Minuten später drosch der starke Andrej Jarmolenko die Kugel nach einem weiteren Konter freistehend drüber.
Die Höhepunkte des Spiels
Aubameyang mit neuntem Treffer gegen den HSV
Deutlich abgebrühter präsentierten sich die Dortmunder dann in Abschnitt zwei. Zwar begannen die Hausherren erneut mit viel Engagement und hatten nach 54 Minuten durch Mavraj, der aus spitzem Winkel nur das Außennetz traf, ihre größte Chance. Doch Bundesliga-Torschützenkönig Aubameyang sorgte mit seiner ersten Möglichkeit für die Vorentscheidung.
Der Angreifer aus Gabun, der beim 5:2-Erfolg des BVB in der letzten Saison in Hamburg viermal getroffen hatte, drückte einen abgefälschten Abschluss von Jarmolenko über die Linie. Sein neuntes Tor im neunten Spiel gegen den HSV. Mavraj brachte es hinterher auf den Punkt: "Wir haben eben keinen Aubameyang", sagte Hamburgs Innenverteidiger.
Pulisic setzte dann den Schlusspunkt. "Ganz entspannt war es nicht. Es war ein sehr, sehr intensives Spiel", sagte Dortmunds Manager Michael Zorc im Anschluss bei Sky.
Und auch Peter Bosz befand: "Es war kein einfaches Spiel, es war schwer. Hamburg hat es gut gemacht, aber am Ende haben wir verdient gewonnen. Das war ein Sieg der gesamten Mannschaft. Wenn man wieder zu Null spielt und drei Tore schießt, muss man stolz auf die Mannschaft sein – und das bin ich!"
Nicolai Müller sorgt für Lichtblick
Markus Gisdol schilderte seine Eindrücke als HSV-Trainer so: "Das Spiel war lange Zeit offen, aber Dortmund hat uns sehr effektiv bestraft. Ihre Klasse hat sich am Ende durchgesetzt. Auch wenn es sich blöd anhört: Wir haben ein gutes Spiel gemacht. Wenn wir in den nächsten Wochen weiter so spielen, werden wir unsere Punkte machen."
Immerhin – zumindest den Vorläufer einer guten Nachricht gab es an diesem trüben Mittwochabend dann doch noch: Vor dem Spiel kündigte Nicolai Müller bei Sky an, seinen nach der Saison auslaufenden Vertrag um weitere drei Jahre verlängern zu wollen. "Jens Todt ist in akuten Gesprächen, das hat Nicolai Müller richtig geschildert", bestätigte HSV-Vorstandschef Heribert Bruchhagen die bevorstehende Einigung mit dem langzeitverletzten Offensivspieler.