Hamburg. Investor hatte angekündigt, vorerst kein weiteres Geld in den HSV zu pumpen. Drei Wörter sind dabei von besonderer Bedeutung.
Wieder einmal haben Aussagen von HSV-Investor Klaus-Michael Kühne für neuen Wirbel gesorgt. „Für mich ist jetzt erst mal Schluss“, sagte der Logistikunternehmer über ein weiteres finanzielles Engagement bei den Hamburgern in einem am Dienstag veröffentlichten Interview mit dem „Handelsblatt“. Als einen der Gründe gab Kühne die gestiegenen Ablösesummen auf dem Transfermarkt an, die er als „beängstigend“ bezeichnete.
Es dauerte nicht lange, bis die Aussage ein mittelschweres Erdbeben im Internet auslöste. „Paukenschlag: Kühne dreht dem HSV den Geldhahn ab“, twitterte der TV-Sender Sport1. „Kühne kehrt dem HSV den Rücken“, lautete die Schlagzeile der Deutschen Presse-Agentur, und auch der „Kicker“ titelte, „Investor zieht sich zurück“. Für die „Bild“ war es sogar ein „Geld-Schock“.
Erst am Nachmittag gelang es HSV-Boss Heribert Bruchhagen, die Gemüter zu beruhigen. „Herr Kühne, Herr Wettstein und ich hatten in der vergangenen Woche einen intensiven Austausch. Die Aussage im ‚Handelsblatt‘ deckt sich nicht mit meinen Informationen, die ich direkt mit Herrn Kühne kommuniziere“, sagte der Vorstandsvorsitzende. „Der HSV ist für Herrn Kühne immer noch eine Herzensangelegenheit. Es gibt keinen Anhaltspunkt, dass die Beziehung zwischen dem HSV und Herrn Kühne negativ behaftet ist – das Gegenteil ist der Fall.“
Drei Wörter gefettet
Nach Abendblatt-Informationen wurde das Kühne-Interview vor dem letzten Gespräch mit Bruchhagen geführt. Auf Nachfrage, wie der er seine Äußerung gemeint habe, antwortete Kühne mit dem Satz, mit dem er auch im „Handelsblatt“ zitiert wird – und fettete dabei die Worte „jetzt erst mal“.
Tatsächlich steckt hinter dieser Einordnung eine enorme Wirkung. Denn momentan will der HSV auch gar kein Geld von Kühne, der einem weiteren Engagement beim finanziell angeschlagenen Bundesliga-Dino nicht komplett abgeneigt sein soll.
„Er sagt ‚erst mal‘ – das hängt auch damit zusammen, dass wir momentan gar keine Transferperiode haben“, sagt Bruchhagen. „Es kann auch ohne Weiteres sein, dass wir Herrn Kühne gar nicht mehr bitten werden, uns zu unterstützen. Denn es muss immer unser Ziel sein, autark zu sein.“ Erst im März 2018 müsse der HSV für das Lizenzierungsverfahren zur neuen Spielzeit überlegen, ob er Hilfe benötige.
Kühne hätte Linksverteidiger finanziert
Der HSV reagiert gelassen auf die neuerlichen Aussagen von Kühne. Wohl wissend, dass der Milliardär ähnliche Worte erst Mitte August im „Spiegel“-Interview gewählt hatte. Er habe sich der Finanzierung eines Außenverteidigers „verweigert“ und wolle den Hanseaten „zumindest in dieser Saison“ kein Geld mehr zur Verfügung stellen. Nach Abendblatt-Informationen war Kühne zum Ende der Transferperiode plötzlich doch bereit, den Transfer eines Linksverteidigers zu ermöglichen. Die Wechsel von Augsburgs Konstantinos Stafylidis und Jérôme Roussillon vom HSC Montpelliers scheiterten lediglich, weil die Ablöse zu hoch war (Stafylidis) beziehungsweise der Spieler vom Verein für unverkäuflich erklärt wurde (Roussillon).
Mit 17 Prozent ist Kühne Hauptanteilseigner bei den Hamburgern. Die Mehrheit an der HSV Fußball AG könnte er nur übernehmen, wenn die 50+1-Regel, die Vereine vor der vollständigen Übernahme durch Investoren schützen soll, fällt. Im Abendblatt hatte sich Kühne erst kürzlich für „den Fortfall der 50+1-Regel“ ausgesprochen. Ob Kühne dann für weitere Investitionen beim HSV bereit wäre, ließ er dabei offen.