Bruchhagen hofft, dass die DFL wegen Kühne nicht weiter ermittelt. “Papa“ lässt die HSV-Kasse klingeln. So will Gisdol Werner stoppen.

Gisdol sieht Gefahr beim HSV-Kader

Nachdem es dem HSV trotz Ankündigung den gesamten Sommer über nicht gelungen ist, einen Ersatz für den nach Hannover abgewanderten Matthias Ostrzolek zu verpflichten, sieht Trainer Markus Gisdol eine Gefahr beim Blick auf den ihm zur Verfügung stehenden Kader. "In der Abwehr sind wir dünn besetzt. Dort könnte Engpass entstehen", mahnt Gisdol, der durchblicken ließ, unzufrieden mit der Transferbilanz zu sein. "Ich akzeptiere, dass nicht mehr möglich war, und gehe diesen Weg voll mit. Aber auf die Gefahr muss ich hinweisen." Club-Boss Heribert Bruchhagen meint hingegen: "Unser Kader ist kompakt aufgestellt."

Nachdem sich der Wunsch nach einem defensivstarken linken Außenverteidiger zerschlagen hat, muss Gisdol nun weiter mit Douglas Santos, dem einzigen gelernten Linksverteidiger im Kader, zusammenarbeiten. Zuletzt gehörte der Brasilianer allerdings in der Liga nicht mal mehr dem Kader an – offiziell aus Leistungsgründen. Allerdings hatte der HSV-Trainer vor dem Ligaauftakt seinen Spielern auch mit einem Tribünenplatz gedroht. Ohne Namen zu nennen, meinte Gisdol Spieler, die sich mit dem Kopf zu sehr mit einem Wechsel beschäftigen. Und Santos erhielt eine Wechselfreigabe, wenn es dem HSV gelungen wäre, einen Ersatz zu verpflichten. Doch weder Augsburgs Konstantinos Stafylidis noch Montpelliers Jérôme Roussillon sowie zahlreiche weitere Kandidaten waren finanziell realisierbar.

"Ich hatte den Eindruck, die Situation belastete ihn zu sehr", deutete Gisdol den wahren Grund für Santos' Verbannung aus dem Kader an. Nun ruft Gisdol aber den Neustart mit dem Olympiasieger, dem intern Schwächen in der Defensivarbeit nachgesagt werden, aus. "Wir haben darüber (Wechselwunsch nach Eindhoven; Anm. d. Red.) gesprochen, die Sache ist abgehakt", beteuert Gisdol. So seien Santos' Chancen groß, gegen Leipzig zumindest wieder im Kader zu stehen. "Es kann eine erfolgreiche Saison für ihn werden."

Wood-Einsatz: Gisdol will erst am Freitag entscheiden

Wie berichtet, sieht Gisdol den Einsatz von Bobby Wood gegen Leipzig (Freitag, 20.30 Uhr/Eurosport Player und Abendblatt-Liveticker) kritisch und will erst kurzfristig entscheiden, ob der US-Stürmer in der Startelf steht. „Er fliegt fast um die halbe Welt. Wir müssen uns genau anschauen, wie fit er am Donnerstag ist“, sagte der HSV-Trainer. Ausschlaggebend für seine Entscheidung werde ein Gespräch mit dem Angreifer am Freitagmorgen sein.

Wood wird nach seiner Länderspielreise erst am Donnerstagmorgen nach einem knapp 17-stündigen Flug wieder in Hamburg erwartet und soll im Anschluss das Abschlusstraining bestreiten. Den Spieltermin an einem Freitag bezeichnete Gisdol daher als „nicht optimal“. „Mein Kollege in Leipzig hat das gleiche Problem, obwohl er nur Überflieger und keine Überseeflieger hat“, sagte der 48-Jährige in Richtung RB-Trainer Ralph Hasenhüttl.

Eine Alternative für Wood könnte Sven Schipplock sein. "Aufgrund seiner Pressingqualität wäre er prädestiniert für dieses Spiel", sagt Gisdol, der aber auch die Bedeutung der Formstärke von Wood, der zuletzt für den HSV in der Liga und für die USA in Honduras traf, unterstreicht. "Bobby ist gut drauf und deshalb müssen wir klug entscheiden", so der Coach.

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So will Gisdol Werner stoppen

Durch seinen Doppelpack gegen Norwegen (6:0) schraubte Timo Werner seine Länderspielbilanz auf sechs Tore in acht Einsätzen hoch. Und auch in der Bundesliga traf RB Leipzigs Überflieger zuletzt doppelt. Keine Frage, der HSV steht vor einer schwierigen Aufgabe, Werners nächste Torgala zu verhindern. "Ich halte nichts von besonderen Maßnahmen. Wir müssen ihn als Mannschaft stoppen", erklärt Gisdol seinen Defensivplan. "Wir haben in der Vergangenheit schon bewiesen, dass wir Topspieler aufhalten können."

Dass Werner zu der Kategorie Topspieler gehört, ist längst kein Geheimnis mehr und auch den HSV-Verantwortlichen klar. "Er verfügt über ein perfektes Kopfballspiel. Zunächst sprintet er mit hoher Geschwindigkeit in die Spitze und hat dann ein perfektes Timing", nennt Club-Boss Bruchhagen nur eine von Werners Stärken. "Hier wächst ein großer Spieler heran."

Werner war gegen Norwegen der überragende Akteur auf dem Platz
Werner war gegen Norwegen der überragende Akteur auf dem Platz © imago/MIS

Angesprochen auf einen möglichen Appell an die HSV-Fans, den monatelang in deutschen Stadien verschmähten Werner fair zu behandeln, antwortete Gisdol gelassen mit einem Lächeln: "Die Zuschauer sollen ihre ganze Energie wie zuletzt dafür verwenden, uns anzufeuern."

Jung ersetzt Mavraj

Gideon Jung wird gegen Leipzig den Gelb-gesperrten Mergim Mavraj vertreten, wie Gisdol am Mittwoch verriet. In der Offensive seien einige Personal-Entscheidungen dagegen noch offen. Nach den verletzungsbedingten Ausfällen von Nicolai Müller (Kreuzbandriss) und Aaron Hunt (Muskelfaserriss) wollte sich der Trainer noch nicht auf Vertreter festlegen: „Wir haben aber einige Optionen.“

Sollte Wood (siehe oben) grünes Licht für seinen Einsatz geben, wird vermutlich Hahn erneut auf Rechtsaußen spielen und Lewis Holtby als Spielmacher neu in die Mannschaft rücken. Fällt Wood aus, sind Luca Waldschmidt und Bakery Jatta erste Alternativen für die Startelf, in der dann wohl Hahn als Stürmer agieren würde. "Speziell die jungen Spieler können sich durch die Heimspielatmosphäre tragen lassen", hofft Gisdol.

Der HSV-Trainer setzt erneut auf ein ausverkauftes Volksparkstadion, obwohl immer noch 11.000 Tickets zu vergeben sind. „Am Ende ist es eh wieder voll“, glaubt Gisdol. Der HSV weist derweil darauf hin, dass Fans aufgrund der neuen Sicherheitsregeln keine Taschen, die größer als ein Din-A4-Blatt sind, mit ins Stadion nehmen dürfen.

Bruchhagen: Kühne-Thema erledigt

Vor ein paar Wochen hatte die DFL den HSV zu einer Stellungnahme aufgefordert. Der Vorwurf: ein Verstoß gegen die sogenannte "50+1"-Regel, die verhindern soll, dass Investoren die Macht bei einem Club übernehmen. Auslöser für den Verdacht waren die Aussagen von Geldgeber Klaus-Michael Kühne, der bei Sky angab, die Finanzierung des Transfers von André Hahn an eine Vertragsverlängerung mit Wood gekoppelt zu haben.

Inzwischen habe der HSV eine "schlüssige Antwort gegeben", teilte Bruchhagen mit, der nun hofft, dass "das Thema damit durch ist".

Bruchhagen: „Erwartungen der HSV-Fans sind nicht zu hoch“

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    Was Gisdol und Bruchhagen gegen Leipzig erwarten

    Gisdol erwartet ein interessantes Duell zweier Mannschaften, die bei gegnerischem Ballbesitz mit einer ähnlichen Taktik vorgehen. "Leipzig war die beste Pressingmannschaft der Hinrunde, wir eine der besten in der Rückrunde. Ich freue mich auf dieses Spiel", so der HSV-Trainer. "Wir trauen uns gegen RB einiges zu, werden alles reinwerfen und versuchen, einem Gegner mit hoher Qualität Paroli zu bieten."

    Auch Bruchhagen erwarte ein "ganz, ganz schweres Spiel". Der HSV-Boss: "Ich hoffe, dass wir die Qualität der Leipziger reglementieren können." Der makellose Saisonstart mit zwei Siegen aus zwei Spielen löst beim Vorstandsvorsitzenden noch keine Euphorie aus. "Sechs Punkte sind ein Nichts im Hinblick auf die verbleibenden 32 Partien. Wir sind erleichtert, aber das bisherige Ergebnis ist noch nicht aussagekräftig."

    „Papa“-Trikot ist der Verkaufsschlager

    Wer ist der Trikot-Star unter den HSV-Spielern? Das Abendblatt hat einmal nachgefragt und ermittelt, dass die Trikots mit der Beflockung von Kyriakos Papadopoulos bislang am meisten verkauft wurde. Dahinter folgen Wood und Neuzugang Hahn auf den Plätzen zwei und drei.

    Die absoluten Verkaufszahlen der HSV-Trikots sind mit der Vorsaison vergleichbar. So wird das weiße Heimtrikot, deren Optik an das Meistertrikot aus dem Jahr 1983 erinnert, zwar deutlich häufiger verkauft als das Heimtrikot aus der Vorsaison. Dafür hinkt das marineblaue Auswärtstrikot „sturmerprobt“ noch den Verkaufszahlen des pinken Auswärtstrikots „Shock Pink“ der vergangenen Spielzeit, welches allerdings ein Allzeithoch erzielte, hinterher.

    Papadopoulos rechtfertigt seine Schwalbe

    Unterdessen hat sich Fanliebling Papadopoulos nach der Kritik an seiner Schwalbe gegen den 1. FC Köln (3:1) gerechtfertigt und gleichzeitig Reue gezeigt. Die Aktion sei „am Ende nicht richtig“ gewesen, „aber ich wurde kritisiert, als wenn ich jemanden verletzt hätte“, sagte er der „Sport Bild“. Der 25-jährige Grieche bat um Verständnis für die Schauspieleinlage.

    Das Trikot mit der Beflockung von Papadopoulos ist in den Fan-Shops am beliebtesten
    Das Trikot mit der Beflockung von Papadopoulos ist in den Fan-Shops am beliebtesten © Witters/UweSpeck

    Weil die Hamburger nach Gelb-Rot für Innenverteidiger Mergim Mavraj mit zehn Mann auskommen mussten, wollte er in der Schlussphase Zeit schinden. „Am Ende war es sicher der falsche Weg“, meinte Papadopoulos. „Ich weiß nicht, ob ich ein typischer Führungsspieler bin. Aber ich will die Mannschaft mit meiner Art immer mitreißen.“

    Kampfgeist und Geschlossenheit sind für Papadopoulos die großen Tugenden der Hanseaten. Die Hamburger spielten zwar nicht den schönsten Fußball, „aber wir kämpfen, wir sind eine richtige Mannschaft, das sieht man auf dem Platz. Und wir sind zu Hause eine Macht geworden“, sagte der Innenverteidiger.

    Nationalspieler kehren zurück

    Am Nachmittag trainiert der HSV ohne öffentlichen Zugang am Volksparkstadion. Mit dabei sind dann auch wieder die Nationalspieler Filip Kostic, Mergim Mavraj, Luca Waldschmidt und Rick van Drongelen. Papadopoulos und Mergim Mavraj sind seit gestern wieder zurück in Hamburg. Gotoku Sakai (Japan) und Wood (USA) werden erst am Donnerstag zum Abschlusstraining erwartet.