Trainer Markus Gisdol redet am Tag nach der Pleite in Osnabrück Klartext und schildert erste mögliche Konsequenzen.

Hamburg. Es brodelte in Markus Gisdol am Montag, dem Tag nach dem Pokal-Aus in Osnabrück (1:3). „Wenn es mir gut gehen würde, hätte ich meinen Job verfehlt. Mich haben gestern ein paar Sachen richtig gestört.“, sagte der HSV-Trainer mit finsterer Miene. „Ich kann diese Niederlage nicht sofort abhaken. Wir müssen mit dem Team und auch einzelnen Spielern noch einmal darüber reden und können jetzt nicht zur Tagesordnung übergehen.“

So wolle der Coach unter der Woche genau hinsehen, auf welche Spieler er zum Bundesligaauftakt am Sonnabend gegen Augsburg (15.30 Uhr im Abendblatt-Liveticker) zählen kann. „Wenn ich den Eindruck habe, dass ein Spieler nicht hundertprozentig bei der Sache ist, werde ich den Spieler nicht aufstellen und auch nicht in den Kader nehmen“, schildert Gisdol mögliche Konsequenzen nach der Blamage beim Drittligisten. „Ich werde die richtigen Schlüsse ziehen.“

Was wird aus Santos und Walace?

Auch wenn Gisdol auf einzelne Namen nicht eingehen wollte, müssen sich vor allem die wechselwilligen Spieler Douglas Santos (Eindhoven), Walace (ZSKA Moskau) und Nicolai Müller (Wolfsburg) angesprochen fühlen. Sollte einer dieser Spieler gedanklich schon bei einem anderen Verein sein, hätte der Trainer dafür „null Komma null“ Verständnis.

Markus Gisdol will unter der Woche genau hinsehen und scheut sich nicht davor, Stars wie Lewis Holtby (l.) oder Nicolai Müller (r.) aus dem Kader zu streichen
Markus Gisdol will unter der Woche genau hinsehen und scheut sich nicht davor, Stars wie Lewis Holtby (l.) oder Nicolai Müller (r.) aus dem Kader zu streichen © WITTERS | UweSpeck

Dennoch weiß Gisdol, dass in der Transferphase bis Ende August weitere Störungen durch Gerüchte Einfluss auf die Leistung seiner Profis nehmen können. Außerdem hat von den Topverdienern Pierre-Michel Lasogga, Aaron Hunt und Lewis Holtby, die der HSV gern loswerden würde, derzeit nur Lasogga eine konkrete Anfrage vom englischen Zweitligisten Leeds United vorliegen. Daher fordert der Trainer: „Wir müssen unsere Personalsituationen schnellstmöglich klären.“

Die Erstrunden-Pleiten des HSV im DFB-Pokal

2017/18

VfL Osnabrück – HSV 3:1

2015/16

FC Carl Zeiss Jena – HSV 3:2 n.V.

2012/13

Karlsruher SC – HSV 4:2

2006/07

Stuttgarter Kickers – HSV 4:3 n.V.

2004/05

Paderborn 07 – HSV 4:2

1995/96

Arminia Bielefeld – HSV 2:1

1989/90

HSV – MSV Duisburg 2:4

1985/86

VfL Bochum – HSV 3:2

1984/85

SC Geislingen – HSV 2:0

1967/68

Hertha BSC – HSV 1:0 n.V.

1963/64

SpVgg Fürth – HSV 2:1 n.V.

1/11

Wenige Minuten zuvor formulierte Jens Todt die Ziele der Kaderplanung noch deutlich defensiver. „Wenn wir keinen Spieler mehr holen, würden wir trotzdem mit einem guten Gefühl in die Saison gehen“, so der Sportchef, der „nicht in Panik verfallen“ wolle. Gisdol will hingegen weiterhin den von ihm geforderten Linksverteidiger – und das nach Möglichkeit schon bis zum Heimspiel gegen Augsburg.

HSV-Sportchef Todt am Tag nach der Pokal-Blamage

weitere Videos

    HSV fehlt Geld durch frühes Pokalaus

    Doch die finanzielle Lage des Clubs ist durch das frühe Pokalaus zusätzlich angespannt. In der vergangenen Saison erwirtschaftete der HSV durch Prämien und Ticketerlöse 4,1 Millionen Euro im DFB-Pokal. Geld, das den Hamburgern in diesem Jahr fehlt. Dennoch hofft Gisdol, dass seine Transferwünsche erfüllt werden. Dass die verpassten Mehreinnahmen aus dem Pokal Auswirkungen auf die Transferplanung haben könnten, sei dem Trainer zumindest „nicht bekannt“. Und so wird wieder einmal Investor Klaus-Michael Kühne für die nötigen Verstärkungen sorgen müssen.

    Nach wie vor steht der HSV in Kontakt mit dem FC Augsburg, um über den Wechsel von Linksverteidiger Konstantinos Stafylidis zu verhandeln. Kommt der Grieche, darf Douglas Santos den Verein verlassen. Vor dem Augsburg-Spiel wird der FCA seinen Profi nach Abendblatt-Informationen aber nicht zum Konkurrenten nach Hamburg ziehen lassen. Und so könnte es nach Gisdols Drohung sein, dass der wechselwillige Santos am Wochenende aus der Startelf fliegt, obwohl der HSV noch keinen adäquaten Ersatz verpflichtet hat.