Hamburg. Der Verkaufskandidat ist einer der Gewinner der HSV-Vorbereitung. Seine Konkurrenten heißen Hunt und Waldschmidt.
Wer am Montagmorgen die voraussichtliche Startelf des HSV für das Pokalspiel beim VfL Osnabrück finden wollte, musste sich auf die Waldwege im Volkspark begeben. Während sich eine Gruppe um Stürmer Bobby Wood auf Mountainbikes das 1:1 am Tag zuvor gegen Espanyol Barcelona aus den Beinen radelte, bevorzugte eine zweite Gruppe um Kapitän Gotoku Sakai eine Laufeinheit. Und dann war da noch die Gruppe drei der Spieler, die bei der Generalprobe am Sonntag nur zu einem Teilzeiteinsatz gekommen waren. Unter ihnen auch zwei Kandidaten für die einzige noch offene Stelle in der Startelf: Aaron Hunt und Lewis Holtby.
Weil der Serbe Filip Kostic wegen seiner Knieverletzung noch mindestens eine Woche ausfallen wird, haben Hunt und Holtby die große Chance, sich einen Platz in der Mannschaft von Trainer Markus Gisdol zu erkämpfen. Während sich Hunt gegen Espanyol in der ersten Halbzeit mit einer spielerisch guten Leistung empfahl, wusste Holtby als Antreiber und Torschütze im zweiten Durchgang zu gefallen.
Galten beide Spieler zu Beginn der Transferperiode noch als Verkaufskandidaten, hatte sich im Fall Hunt zuletzt bereits die Stoßrichtung geändert. Der 30-jährige Offensivallrounder soll und will bleiben. Dagegen bekam Holtby im ersten ernsthaften Testspiel gegen Holstein Kiel durch eine späte Einwechslung zu spüren, dass die Wertschätzung von Trainer Gisdol nicht mehr so groß ist wie noch in der vergangenen Saison. Ein Abschied in diesem Sommer schien mehr als wahrscheinlich.
Holtby will beim HSV bleiben
Drei Wochen später hat sich einiges gedreht. Holtby gehört zu den wenigen Gewinnern der Vorbereitung. Er verpasste keine Einheit und kam auch in den Testspielen wieder verstärkt zum Einsatz. An Abschied denkt Holtby nicht. Er will seine Chance nutzen. Zwar meidet Holtby seit Wochen Interviews, dafür spricht nun sein Berater. „Lewis’ volle Konzentration gehört dem HSV. Er hat vor und während der Vorbereitung alles dafür getan, um gut präpariert in die neue Spielzeit zu gehen. Sein aktueller Fokus liegt darauf, seinen Beitrag zu leisten, um mit dem HSV eine erfolgreiche Saison zu spielen“, sagt Marcus Noack im Abendblatt-Gespräch.
Hatte der HSV noch gedacht, dass er das Jahresgehalt seines Topverdieners von rund 3,5 Millionen Euro durch einen Verkauf einsparen kann, muss er nun zurückrudern. Zwar haben sich mehrere Clubs mit Holtby beschäftigt. Doch ein Angebot hat der HSV für den Mittelfeldspieler nie erhalten. Zudem kommen für Holtby auch nicht viele Optionen infrage. Einen Wechsel nach China oder in die Türkei schließt der 26-Jährige aus. Er will seinen bis 2018 laufenden Vertrag in Hamburg erfüllen.
Gisdol honoriert, dass Holtby sich nicht hängen lässt. Als der Trainer nach dem Spiel gegen Espanyol auf die Leistung von Aaron Hunt angesprochen wurde, nannte er unmittelbar den Namen Holtby. „Beide haben es sehr gut gemacht“, sagte Gisdol. Der Chefcoach erwägt in der neuen Saison einen Systemwechsel mit zwei Spitzen. Dadurch ist Holtby als gelernter Zehner ins Hintertreffen geraten. Durch die Kostic-Verletzung hat sich die Lage geändert.
Holtby streitet sich mit Hunt und Luca Waldschmidt um die Position als hängende Spitze. Waldschmidt trainierte nach seinem Bänderteilriss am Montag erstmals wieder mit der Mannschaft. Die Startelf im Pokal kommt für den 21-Jährigen aber noch zu früh.