Das 1:1 gegen Espanyol lieferte dem Trainer einige Erkenntnisse. Immerhin kehrt HSV-Retter Waldschmidt wieder zurück.
Hamburg. Wo steht der HSV eine Woche vor dem Pokalspiel bei Drittligist VfL Osnabrück (Sonntag/15.30 Uhr)? Das 1:1 im Volksparkstadion bei der Generalprobe gegen Espanyol Barcelona lieferte Markus Gisdol einige Erkenntnisse. Das Abendblatt hat eine Übersicht erstellt, welche Baustellen der Trainer jetzt beseitigen muss.
Chancenverwertung: Das sicherlich größte Manko momentan ist die miserable Chancenverwertung, die sich durch alle drei Testspiele gegen ernst zu nehmende Gegner zog. Sowohl beim 1:1 gegen Sparta Rotterdam als auch beim 0:2 gegen Antalyaspor und beim 1:1 gegen die Spanier ließen die Offensivakteure gleich mehrere hochkarätige Tormöglichkeiten ungenutzt.
Das Team hat Gisdols Spielphilosophie mit aggressivem Pressing und permanentem Anlaufen der gegnerischen Abwehrreihe verinnerlicht und erspielt sich dadurch einige Chancen. Einziges Problem: Die Bälle werden nicht im Tor untergebracht.
Neuzugang André Hahn (26) ist momentan der personifizierte Unglücksrabe. Der Rückkehrer ackert und arbeitet vorbildlich für die Mannschaft. Doch er lässt zu viele Möglichkeiten liegen. Nicht mal mehr per Elfmeter war der für sechs Millionen Euro aus Gladbach verpflichtete Flügelstürmer erfolgreich – ein alt bekanntes HSV-Problem.
Aus diesem Grund ließ Gisdol am Montag Torschüsse trainieren. Doch der Trainer weiß, dass es damit nicht getan ist. Immerhin kehrte der torgefährliche Luca Waldschmidt knapp zwei Wochen nach seinem Innenbandteilriss im Sprunggelenk wieder zurück auf den Platz.
Abwehr: Mit der Verpflichtung von Innenverteidiger Rick van Drongelen am vergangenen Donnerstag atmeten die Verantwortlichen erst einmal durch, um drei Tage später durch den Innenbandriss im Knie von Bjarne Thoelke (zwei Monate Pause) wieder mit tiefen Sorgenfalten im Gesicht gekennzeichnet zu sein.
Einen weiteren Spieler fürs Abwehrzentrum will Sportchef Jens Todt dennoch nicht verpflichten. Sollte kein Profi mehr den Verein verlassen, wäre die Kaderplanung mit dem Transfer eines Linksverteidigers abgeschlossen.
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Doch Thoelkes Ausfall wiegt schwer. Der ablösefrei aus Karlsruhe verpflichtete Abwehrrecke war bislang eine positive Überraschung in der Vorbereitung. Er bewies Gisdol, dass er eine Alternative zu den etablierten Stammkräften Mergim Mavraj und Kyriakos Papadopoulos sein kann. Nun aber der Rückschlag.
Dazu kommt, dass der im vergangenen Winter als neuer Abwehrchef geholte Mavraj noch nach seiner Form sucht. Gegen Espanyol offenbarte er erneut Schnelligkeitsdefizite. Auch in der Luft hinterließ er keinen guten Eindruck. Sein Aufbauspiel erinnerte an grausige Zeiten aus dem April, als der HSV wochenlang ohne Sieg blieb.
Im Pokal wird der Deutsch-Albaner dennoch der Startelf angehören. Gisdol wird das Risiko meiden, den 18-jährigen van Drongelen gleich zu verheizen. Doch der Niederländer zeigte gegen das kleine Barcelona, dass er trotz seiner späten Verpflichtung keinen Rückstand hat. „Er ist nicht nur talentiert, sondern schon ein Guter. Er hat mir sehr gut gefallen“, sagte der Trainer über van Drongelens Kurzeinsatz am Sonntag.
Kader: Thoelke verletzt, nur ein Linksverteidiger, aber zu viele Stürmer im Team: Die Baustellen im Kader sind groß. Dazu kommt die Unruhe, die von den Beratern der beiden Brasilianer Walace und Douglas Santos ausgeht. Die Agenten der Olympiasieger forcieren einen Wechsel. Doch der HSV bleibt hart, weil es zum einen noch kein konkretes Angebot gibt und sich der Club zum anderen vor allem einen Abgang von Santos gar nicht leisten kann.
Noch immer ist kein weiterer Linksverteidiger in Sicht. Momentan stellt sich Santos links in der Viererkette von selbst auf. Walace ist durch Albin Ekdals Verletzung (Rücken) und Gideon Jungs Probleme mit dem Schienbein derzeit die einzige Konstante im defensiven Mittelfeld. Gisdol muss die beiden Brasilianer bei Laune halten – und tut das auch durch regelmäßige Einsätze.
Auch in Osnabrück werden beiden Defensivspieler auflaufen, um das dritte Erstrunden-Aus in den vergangenen sechs Jahren zu verhindern.
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